Tesla: PR-Team wird abgeschafft ++ Continental: Verkauf von Unternehmensteilen geplant ++ SMA Solar: Berenberg sieht Potenzial und gibt Kaufempfehlung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die gute Stimmung von gestern ist heute an den Börsen wieder dahin, denn US-Präsident Donald Trump hat mit der Verschiebung der Verhandlungen über das Corona-Hilfspaket die Sorgen der Anleger befeuert. „Ich habe meine Vertreter angewiesen, die Verhandlungen zu stoppen“, twitterte Trump am Dienstag, einen Tag nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen und wieder ins Weiße Haus eingezogen war. „Unmittelbar nachdem ich gewonnen habe, werden wir ein großes Konjunkturpaket verabschieden, das sich auf hart arbeitende Amerikaner und kleine Geschäfte konzentriert.“

Biden kritisiert Trump – „Hat Ihnen den Rücken gekehrt“

Nach dem Verhandlungsstopp war bereits die Wall Street ins Minus gerutscht. Die Hoffnung auf weitere Hilfen hatte in den Tagen noch für Rückenwind an den Börsen gesorgt. Trumps Schritt wurde vom seinem Herausforderer Joe Biden kritisiert. Mehr Hilfen seien nötig, um den Millionen zu helfen, die ihren Arbeitsplatz während der Pandemie verloren haben. „Der Präsident hat Ihnen den Rücken gekehrt“, sagte Biden in einem Twitter-Beitrag zu Trumps Entscheidung. Die USA verzeichnen weltweit die meisten Infektionen und Todesfälle.

Auch die Aussicht auf eine lange Zeit ultralockerer Geldpolitik stützte zuletzt die Kurse. In diesem Zusammenhang dürften die Investoren einen Blick auf die anstehenden Daten zum Auftragseingang richten. Experten rechnen jedoch nicht mit größeren Bewegungen am Markt: „In diesem erwartungsgetriebenen Marktumfeld gibt es scheinbar für die Mehrheit der Anleger nicht wirklich einen Grund, Aktien zu verkaufen“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader.

Continental plant Verkauf von Unternehmensteilen

Unter den Einzelwerten am deutschen Markt dürften sich im Dax die Blicke auf den Autozulieferer Continental richten. Dieser plant im Zuge seines Sparprogramms auch den Verkauf von Unternehmensteilen. Dabei gehe es um bestimmte Einheiten des Automotive-Geschäfts, einschließlich Teilen der Antriebssparte Vitesco Technologies, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Entsprechende Schritte in der Industriesparte Contitech seien auch nicht ausgeschlossen, während das Reifengeschäft nicht betroffen sei. Für einige Sparten führe das Management bereits Gespräche mit möglichen Interessenten, sagte Degenhart: „Das Reifengeschäft ist davon nicht betroffen.“

Degenhart zufolge geht es potenziell um etwa 10 Prozent der 30.000 Stellen, die von dem Sparprogramm betroffen sind. Mit Blick auf Sorgen um einen Stellenabbau im Fall eines Verkaufs betonte Degenhart nach Angaben des Blattes: „Gerade hier bedeutet das nicht, dass diese Arbeitsplätze automatisch verloren gehen, ebenso wie in anderen Teilen des Unternehmens, die wir in verschiedener Weise neu ausrichten oder verändern.“

Continental hatte sein Sparprogramm zuletzt verschärft. Das Unternehmen will weltweit 30.000 Stellen „verändern“, davon 13.000 in Deutschland. Neben dem Wegfall von Stellen zählen auch Umschulungen von Mitarbeitern und Verlagerungen von Jobs dazu. Dass der Konzern dies noch ein weiteres Mal ausweiten muss, ist aus Sicht von Degenhart unwahrscheinlich. „Die Gefahr sehe ich nur dann, wenn die Politik wegen neuer Corona-Ausbrüche einen zweiten Lockdown verhängen würde. Das wäre nicht nur für uns eine Katastrophe.“

Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter müsse Continental in Deutschland stärkere Anpassungen vornehmen als bisher, sagte Degenhart. „Wir haben Deutschland in der Vergangenheit rücksichtsvoller behandelt als den Rest der Welt. Aber das ist nicht mehr durchhaltbar.“ Continental – nach Bosch der weltweit zweitgrößte Autozulieferer – baut die Strukturen in Richtung Elektronik, Sensorik, E-Mobilität und Software um. Der Schwerpunkt der Hannoveraner soll künftig vor allem auf IT-Systemen und Vernetzung liegen. Die Antriebssparte soll in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert werden.

Tesla schafft sein PR-Team ab

Der US-Elektroautobauer Tesla hat einem Medienbericht zufolge als erster Autobauer seine Presseabteilung abgeschafft. „Wir haben kein PR-Team mehr“, zitiert die auf E-Mobilität spezialisierte US-Nachrichtenseite Electrek einen Insider. Die zuletzt für Presse und Kommunikation zuständige Keely Sulprizio habe Autokonzern im Dezember 2019 verlassen und sei zu Impossible Foods gewechselt. Auch Alan Cooper, der nächst höhere Vertreter in der Presseabteilung, habe Tesla inzwischen den Rücken gekehrt. In Europa und Asien gebe es noch ein paar PR-Leute, aber das globale Team in den USA sei aufgelöst worden, heißt es bei Electrek. Journalisten beklagen sich schon länger darüber, dass Anfragen von Telsa kaum mehr beantwortet werden. Konzernchef Elon Musk ist dagegen auf Twitter sehr aktiv.

onvista-Ratgeber: Depot-Vergleich – So finden Sie den besten Broker 2020

Weitere Unternehmensmeldungen:

TUI: Der vom Staat gestützte Reisekonzern Tui baut mitten in der Corona-Krise sein Führungsteam um. Vorstandsmitglied Sebastian Ebel übernimmt zum Jahreswechsel das Finanzressort von Birgit Conix, die das Unternehmen nach gut zwei Jahren auf dem Posten auf eigenen Wunsch verlässt, wie Tui am Mittwoch in Hannover mitteilte. Ebels bisherige Aufgaben, zu denen die konzerneigenen Hotels, Kreuzfahrten und Ausflugsprogramme in Urlaubsregionen zählen, verantwortet künftig der bisherige Strategie-Chef Peter Krüger. Er ist dann zusätzlich auch für die Fluggesellschaften der Tui zuständig. Außerdem verteilt Tui die Aufgaben im erweiterten Führungsteam – dem Group Executive Committee – neu. Aufsichtsratschef Dieter Zetsche zeigte sich überzeugt, dass der Konzern unter der Führung von Vorstandschef Fritz Joussen und dem neu organisierten Leitungsteam bestens positioniert ist, die Folgen der Pandemie zu meistern und wieder erfolgreich zu sein. Zetsche und Joussen dankten Conix für ihren Beitrag zur Entwicklung des Konzerns: „Vom Flugverbot für die Boeing 737 Max bis zur Pandemie waren es keine leichten Jahre“, sagte der Aufsichtsratschef.

SMA Solar: Von einer neuen Kaufempfehlung der Berenberg Bank hat am Mittwoch im vorbörslichen Handel der Kurs von SMA Solar profitiert. Auf Tradegate gewannen die Papiere 2,7 Prozent auf 40,20 Euro und könnten somit auch auf Xetra die Marke von 40 Euro wieder hinter sich lassen. Vor zwei Wochen waren sie mit 42,74 Euro auf ein Hoch seit Mitte 2018 gestiegen, bevor Anleger erst einmal Gewinne mitgenommen hatten. Analyst Lasse Stueben nannte den Bewertungsabschlag von SMA Solar zu anderen Solarunternehmen ungerechtfertigt. Historisch betrachtet belaufe sich dieser auf rund 30 Prozent. Die Kosteneinsparungen, das breite Portfolio an Produkten und nachlassender Preisdruck dürften die Profitabilität antreiben. Stueben nahm die Aktien daher mit „Kaufen“ und einem Kursziel von 50 Euro in die Bewertung auf.

Telekom/Telefonica: Durch eine Fortsetzung der Glasfaser-Kooperation mit der Deutschen Telekom will der Telekommunikationsanbieter Telefonica Deutschland (O2) auch künftig schnelles Internet anbieten. Dazu unterzeichneten beide Unternehmen einen Vertrag mit einer zehnjährigen Laufzeit, wie Telefonica am Mittwoch in München mitteilte. Zudem werde das Unternehmen weiterhin VDSL- und Vectoring-Vorleistungsprodukte der Telekom nutzen. Die geplante Kooperation benötigt noch die regulatorische Zustimmung der Bundesnetzagentur, die die Wettbewerbsfähigkeit aller Marktteilnehmer sicherstellt. Gibt die Behörde grünes Licht, soll die Vereinbarung im Frühjahr 2021 in Kraft treten. Nach Telefonica-Angaben sollen O2-Glasfaser-Kunden künftig dann Internet-Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde empfangen können. Bislang werden demnach 1,8 Millionen Haushalte von O2 mit Glasfaser versorgt. Erst im zweiten Quartal hatte sich gezeigt, wie wichtig das Segment für Telefonica sind. Schnelles Internet und eine überraschend starke Nachfrage nach Endgeräten im Onlinevertrieb bescherten den Münchnern im zweiten Quartal im Jahresvergleich beim Umsatz ein leichtes Plus von 0,3 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro. Insgesamt konnte das Unternehmen seine Erlöse stabil halten.

Dialog Semiconductor: Die Aktien von Dialog Semiconductor dürften am Mittwoch nach vorab veröffentlichten Umsatzzahlen für das dritte Quartal einen Blick wert sein. Der Chipentwickler avisierte am Dienstagabend Erlöse von etwa 386 Millionen US-Dollar. Das ist mehr als die Spanne von 340 bis 380 Millionen Dollar, die Dialog noch Anfang August in Aussicht gestellt hatte. Vorbörslich ging es für die wegen ihres britischen Firmensitzes aus der Dax-Familie gefallenen Papiere nun bei Lang & Schwarz im Vergleich zum Xetra-Schluss um 2,7 Prozent nach oben auf 40,79 Euro. Ein Händler monierte allerdings, dass sich das Unternehmen zur Profitabilität noch nicht geäußert hat.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Ivan Marc / Shutterstock.com

– Anzeige –

Die Trading-Flatrate für 2,99 €/Monat. Unbegrenzt alle Aktien und ETFs handeln. Über 1.300 ETFs als Sparplan verfügbar – dauerhaft und kostenlos.

onvista Premium-Artikel

Chartzeit Wochenausgabe 13.07.2025
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt13. Juli · onvista
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt