VW: Aufholjagd Richtung Tesla geht weiter ++ ProSieben: November „sehr gut“ gelaufen ++ Fed: Startschuss für Jahresend-Rallye?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Im Laufe des Tages sind alle Augen auf die amerikanische Notenbank gerichtet. Nachdem sich Republikaner und Demokraten weiterhin nicht auf ein Hilfspaket einigen können, ist die Frage: Ergreifen die US-Währungshüter selbst die Initiative? Die Mehrheit der Experten geht nicht davon aus. Sie rechnen eher damit, dass die Fed das Jahr einfach ausklingen lässt.

Die US-Notenbank wird auf ihrer letzten Sitzung in einem extremen Jahr voraussichtlich abwarten und ihre lockere Geldpolitik fortsetzen. Die Leitzinsspanne von 0,0 bis 0,25 Prozent und die milliardenschweren Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur dürften laut Ökonomen an diesem Mittwoch (16. Dezember) bestätigt werden. „Der Fed-Zinsentscheid verspricht relativ wenig Spannung“, erwarten die Experten der Dekabank.

Die ökonomische Ausgangslage hat sich im Vergleich zur vorherigen Sitzung nicht grundlegend verändert. Die Wirtschaft wird weiter durch die hohe Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus belastet. Andererseits besteht die Hoffnung, dass durch Impfungen sich die Aussichten im kommenden Jahr verbessern. In den USA werden ab diesem Montag Menschen geimpft. Es dürfte jedoch lange dauern, bis sich dies auf das Infektionsgeschehen auswirkt.

Im ablaufenden Jahr sorgten die Corona-Krise und die US-Präsidentschaftswahl für Verunsicherung. Die Fed hat im Frühjahr in einem beispiellosen Umfang ihre Geldpolitik gelockert. So wurden der Leitzins auf quasi Null gesenkt, massiv Anleihen gekauft und auch Kreditprogramme für die Wirtschaft aufgelegt. Nach einem drastischen Konjunktureinbruch im Frühjahr konnte sich die größte Volkswirtschaft der Welt in den Sommermonaten stark erholen.

Der zuletzt wieder deutliche Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen dürfte sich jedoch wieder auf das Wirtschaftswachstum auswirken. So hat sich die Erholung am Arbeitsmarkt zuletzt verlangsamt. Notenbankchef Jerome Powell dürfte daher erneut auf die hohe Verunsicherung verwiesen. Er bezeichnete den Anstieg der Corona-Infektionen in den USA immer wieder als besorgniserregend und warnte vor Unternehmenspleiten. Eine volle wirtschaftliche Erholung sei erst möglich, wenn die Menschen sich sicher fühlten, so Powell.

Handlungsbedarf sieht Powell aber vor allem in der Politik. Die Geldpolitik allein könne den wirtschaftlichen Aufschwung nicht vollständig garantieren. „Für das neuerliche Anschieben der konjunkturellen Erholung setzt man auf die Finanzpolitik“, schreibt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Die US-Regierung konnte sich bisher allerdings nicht mit den Demokraten im Kongress auf ein neues Konjunkturprogramm einigen. Zuletzt gab es Hoffnungszeichen, eine Einigung ist aber nicht sicher.

Viele Ökonomen erwarten jedoch, dass die Fed mehr Klarheit über den künftigen Verlauf ihrer Wertpapierkäufe geben wird. „Dies könnte im Dezember zumindest dadurch geschehen, dass auf verbale Weise hohe Anforderungen an die Genesung der Wirtschaft und damit auch an die Entwicklung des Arbeitsmarktes gestellt werden“, schreibt Christian Scherrmann, Volkswirt bei der Fondsgesellschaft DWS. Bisher kauft die Fed Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar pro Monat. Die Fed hat klar gemacht, dass man diese vor der ersten Zinserhöhung einstellen wolle.

Beim Leitzins wird sich aber für lange Zeit nichts tun. Laut den zuletzt Mitte September veröffentlichten Projektionen dürfte es nicht vor 2023 zu einer Änderung kommen. Die Notenbanker hatten die Zinsen nach dem Übergreifen der Corona-Pandemie auf die USA im März in zwei großen Schritten auf das jetzige Niveau gesenkt. Die Notenbank machte zudem deutlich, dass sie angesichts der lange sehr niedrigen Inflation künftig ein gewisses Überschießen des Zielwertes von zwei Prozent akzeptieren werde.

Dax: Leitindex springt zum Auftakt über 13.500

Starke Vorgaben von der Wall Street und gute Stimmungsdaten aus der französischen Wirtschaft haben den Dax zur Wochenmitte auf ein Hoch seit Februar getrieben. Mit über 13.500 Punkten holte der deutsche Leitindex seine Verluste seit Beginn des Börsencrashs am 24. Februar endgültig auf. Zuletzt gewann er 1,23 Prozent auf 13.527,50 Punkte. Damit rückt der Rekord bei 13.795 Punkten von Mitte Februar näher.

Der MDax der 60 mittelgroßen Werte kletterte am Mittwoch erstmals in seiner Geschichte über die runde Marke von 30 000 Zählern und notierte zuletzt mit plus 0,79 Prozent etwas darunter auf 29 979,02 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,9 Prozent.

 VW: Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!

Nach dem überstandenen Machtkampf um die Konzernführung richtet Volkswagen-Chef Herbert Diess seine Blicke laut Insidern noch stärker auf das Ringen mit dem Elektrorivalen Tesla. Das Wolfsburger Stammwerk soll sich nach Vorstellung von Diess künftig mit der im Bau befindlichen Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin messen können, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstagabend unter Berufung auf Teilnehmer einer Online-Managementveranstaltung. Demnach solle das Werk mit der modernsten Elektroautotechnik und dazugehörenden Software-Aktivitäten ausgestattet werden. Ziel sei es, die Produktionszeit je Pkw auf die 10 Stunden zu reduzieren, die auch Tesla-Chef Elon Musk anstrebt. Das wäre weniger als halb so viel wie derzeit geschätzt für die Produktion eines Golf benötigt würden.

Im Zuge der Online-Veranstaltung habe Diess auch über Pläne für einen IT-Vorstand gesprochen, hieß es weiter. Eine Entscheidung sei für das kommende Jahr geplant.

Volkswagen steckt aktuell viele Milliarden Euro in eine Elektroauto-Offensive. Allerdings hatte es bislang noch keine konkreten Pläne für ein bedeutendes Elektromodell für das Stammwerk in Wolfsburg gegeben. Im Zuge der Beendigung des Machtkampfes um die Konzernführung hatte es hier nun aber eine Zusage gegeben.

ProSieben: Ausblick bleibt gut

Der Chef des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 rechnet angesichts einer Belebung des Werbegeschäfts mit einer fortgesetzten Erholung von der Corona-Krise. Der November sei bei den Werbeerlösen „sehr gut“ gelaufen, deutlich besser als im Vorjahr, sagte Rainer Beaujean der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch). „Der Dezember ist bislang auch gut und wird vermutlich leicht über dem Vorjahr liegen.“ Der Manager rechnet 2020 weiterhin mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 600 bis 650 Millionen Euro, sieht es aktuell aber am oberen Ende der Spanne. Das deckt sich in etwa mit der durchschnittlichen Analystenschätzung.

Mit Blick auf das kommende Jahr sagte der Manager: „Wir haben in der Krise bislang nicht wie andere Fernsehsender in Europa massiv Investitionen in das Programm gekürzt oder Stellen gestrichen, sondern uns antizyklisch verhalten.“ Das werde sich 2021 auch wieder auszahlen.

Die Aktien des Medienkonzerns reagierten am Dienstagabend im nachbörslichen Handel nicht auf die Nachrichten. Allerdings waren sie infolge der Veröffentlichung neuer Unternehmensprognosen Anfang November schon stark gestiegen. Das Kursplus seither beläuft sich auf fast 36 Prozent.

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Kurz & knapp:  

Lanxess: Der Chemiekonzern ist Insidern zufolge am Konkurrenten Emerald Kalama Chemical interessiert. Der MDax-Konzern arbeite mit Beratern an einer möglichen Offerte für den Wettbewerber, der für rund eine Milliarde US-Dollar verkauft werden könnte, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am späten Dienstagnachmittag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Unter den Interessenten für den Hersteller von Inhaltsstoffen für die Konservierung von Lebensmitteln und Kosmetika, der aktuell durch die Beteiligungsgesellschaft American Securities veräußert werde, seien auch Finanzinvestoren. Ein Unternehmenssprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Lanxess-Chef Matthias Zachert richtet den Konzern seit Jahren immer stärker auf Spezialchemie aus, die höhere Gewinnmargen verspricht als das Geschäft mit Massen- und Standardware. Dabei gehören auch Übernahmen und Verkäufe von Unternehmensteilten zur Strategie.

Alstom: Der Siemens-Konkurrent hat einen Großauftrag für den Bau einer Metrolinie in der französischen Stadt Toulouse erhalten. Der Vertrag über den Bau und die Instandhaltung der 27 Kilometer langen Bahnlinie namens Toulouse Aerospace Express habe zunächst einen Wert von mehr als 470 Millionen Euro, teilte Alstom am Dienstagabend in Paris mit. Inklusive aller Optionen könnte der Vertragswert auf mehr als 700 Millionen Euro steigen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2019/20 hatte der Konzern einen Umsatz von 8,2 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Vossloh: Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für Vossloh nach dem jüngsten Kapitalmarkttag von 38 auf 48 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Die Unsicherheit über künftige Investitionspläne für Bahn-Infrastruktur sei geringer geworden, schrieb Analyst Otto Sieber in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Das Bahntechnik-Unternehmen sei gut aufgestellt, um vom Megatrend der Kohlendioxid-Verringerung zu profitieren.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Grzegorz Czapski / shutterstock.com

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