Wirecard: Braun sitzt fest im Sattel ++ MTU: Q1 besser als erwartet ++ BASF: „Kein normales Quartal“ ++ Shell: Historische Kürzung der Dividende

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Irgendwie ist das alles schon ein wenig verrückt. Es ist noch keine Woche her, da sorgte eine Panne auf der Internetseite der WHO für große Aufregung an den Märkten. Eine angebliche Studie aus China zum Wirkstoff Remdesivir aus dem Hause Gilead soll keine große Wirkung bei den Patienten gezeigt haben. Die weltweiten Indizes reagierten verschreckt und der amerikanische Pharmakonzern und die WHO versuchten die Gemüter zu beruhigen. Die Studie sei wegen zu geringer Beteiligung abgebrochen worden und daher nicht aussagekräftig. Und jetzt sorgt genau dieser Medikamenten-Kandidat wieder für neue Hoffnung an den Aktienmärkten.

US-Experten machen Hoffnung

Erste Ergebnisse einer klinischen Studie zum Wirkstoff Remdesivir bei der Behandlung von Covid-19-Patienten sind einem ranghohen US-Experten zufolge sehr positiv zu bewerten. Die Resultate müssten noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden, die Hinweise auf eine deutlich kürzere Krankheitsdauer seien aber vielversprechend, sagte am Mittwoch der Immunologe Anthony Fauci, ein Berater von US-Präsident Donald Trump.

Remdesivir habe eine „signifikante positive Wirkung bei der Verringerung der Zeit bis zur Genesung“ gezeigt, sagte Fauci, der Chef des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten (NIAID) der USA ist. Die internationale klinische Studie mit mehr als 1000 Teilnehmern wurde mit Kontrollgruppen durchgeführt und die Datenerhebung von unabhängigen Experten begleitet, wie er weiter erklärte.

Patienten, die in Krankenhäusern an der Lungenkrankheit Covid-19 litten und Remdesivir bekamen, waren laut Fauci nach durchschnittlich 11 Tagen wieder genesen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. Damit seien jedoch nicht alle Probleme gelöst, sagte Fauci während eines Treffens im Büro von Präsident Trump weiter. Auch die Sterblichkeitsrate sei etwas geringer gewesen, dieses Ergebnis sei aber bislang nicht statistisch signifikant.

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Einzelhandel leidet

Die Corona-Krise hat für einen Umsatzeinbruch im deutschen Einzelhandel gesorgt. Im März seien die Erlöse im Monatsvergleich real (kalender – und saisonbereinigt) um 5,6 Prozent gefallen, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Der Rückgang war allerdings weniger stark als befürchtet ausgefallen. Analysten waren im Schnitt von einem deutlich stärkeren Einbruch um 8,0 Prozent ausgegangen.

Im Februar waren die Umsätze noch um 0,8 Prozent im Monatsvergleich gestiegen. Im März wurde die deutsche Wirtschaft im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus größtenteils heruntergefahren. Viele Einzelhändler mussten ihre Läden schließen und konnten kaum noch Umsätze machen.

Gleichzeitig sorgte aber eine starke Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs in der Corona-Krise für erhöhte Umsätze in einzelnen Bereichen des Einzelhandels, etwa in Supermärkten und Apotheken. So habe sich im Handel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren im März laut Bundesamt „eine deutlich erhöhte Nachfrage“ gezeigt.

Im Jahresvergleich setzten die Einzelhandelsunternehmen im März nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes real (bereinigt) 2,8 Prozent und nominal (nicht preisbereinigt) 1,5 Prozent weniger um als im März 2019. Die Zahl der Verkaufstage blieb gleich.

Leitindex zieht weiter nach oben

Der Dax lässt sich heute auch von der neuen Hoffnung rund um dem Gilead Wirkstoff Remdesivir anstecken und startet mit 11.183, 14 Punkten in den Handesltag – ein Plus von 0,68 Prozent.

Wirecard: Stuhl von Braun wackelt nicht

Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann will nach den kritisierten Ergebnissen der Bilanz-Sonderprüfung am umstrittenen Vorstandschef Markus Braun festhalten. „Eine Personaldebatte wäre im Moment in keinster Weise zum Wohl des Unternehmens. Eine Ablösung von Herrn Dr. Braun sehe ich heute nicht“, sagte der seit Januar amtierende Chefkontrolleur im Interview dem „Handelsblatt“ (Donnerstag). Eine seit Oktober gelaufene Sonderprüfung der Wirtschaftsprüfer von KPMG hatte Zweifel an der lückenlosen Bilanzierung des Dax -Konzerns am Dienstag nicht ausräumen können. Braun ist mit rund 7 Prozent Anteil einer der größten Aktionäre des Unternehmens.

Die übrigen Top-Manager des Unternehmens sitzen offenbar aber nicht so sicher im Sattel wie Braun. Für diese gelte, „dass alle Vorstandsverträge zum Jahresende zur Verlängerung anstehen“, sagte Eichelmann. In der Nacht hatte Wirecard bekanntgegeben, mit der Deutsche-Börse-Managerin Hauke Stars einen Ersatz für das ausgeschiedene Aufsichtsratsmitglied Susana Quintana-Plaza gefunden zu haben. Eichelmann hatte bereits angedeutet, dass die vergleichsweise kleinen Top-Gremien bei dem Zahlungsdienstleister aufgestockt werden sollen.

Vorwürfe vor allem der britischen Wirtschaftszeitung „Financial Times“ zu angeblichem Bilanzbetrug hatte der KPMG-Bericht weder ausräumen noch bestätigen können. Stattdessen hagelte es von den Sonderprüfern aber deutliche Kritik am Willen des Konzerns, an der Sonderprüfung mitzuwirken. So seien Dokumente teils verspätet und in unzureichender Form bereitgestellt worden, Interviewtermine wurden demnach immer wieder verschoben.

Wirecard selbst sieht sich durch die Untersuchung entlastet, weil KPMG keine substanziellen Belege für Bilanzfälschung gefunden habe. Der Aktienkurs von Wirecard rutschte am Tag der Veröffentlichung des Berichts um mehr als ein Viertel ab und verlor auch am Mittwoch noch einmal deutlich.

Im stark umstrittenen Geschäft mit Drittpartnern konnte KPMG die Existenz und Höhe von gebuchten Umsätzen nicht zweifelsfrei nachvollziehen und bestätigen. Wirecard wickelt über solche Fremdfirmen Zahlungen in Ländern ab, in denen das Unternehmen selbst keine Lizenz dazu hat. Der Vorstand müsse die Trennung von den Partnern durchdenken, sagte Eichelmann. „Sie können sich sicher sein, dass sich der Aufsichtsrat die Analyse zu den Drittpartnern genau anschauen wird.“ Bei der Compliance – Fachbegriff für die Regeltreue und die Dokumentation eines Unternehmens – müsse es „weitere Verbesserungen geben“, forderte Eichelmann.

MTU: Keine kräftigen Virus-Spuren in Q1

Der Triebwerksbauer rechnet wegen der Corona-Krise mit einem Nachfrageeinbruch bei Passagierjets, Antrieben und Ersatzteilen. Die negativen Folgen dürften sich ab dem zweiten Quartal in den Ergebnissen von MTU zeigen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in München mit.

Wegen der schnellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Auswirkungen auf das Fluggeschäft sieht sich Vorstandschef Reiner Winkler noch nicht in der Lage, eine neue Geschäftsprognose für 2020 abzugeben. Seine ursprünglichen Ziele für Umsatz und Gewinn hatte er im März gestrichen.

Im ersten Quartal hielten sich die Auswirkungen der Krise auf das MTU-Geschäft noch in Grenzen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um drei Prozent auf rund 182 Millionen Euro zurück, übertraf aber die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

Der berichtete Überschuss sank um knapp zwölf Prozent auf rund 112 Millionen Euro.

BASF: Gewinn geht deutlich zurück

Der weltgrößte Chemiekonzern hat im ersten Quartal wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie weniger verdient. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) ging um 6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Ludwigshafen mitteilte. Das war deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. BASF führte den Rückgang vor allem auf eine geringere Nachfrage in den Sparten Basischemikalien (Chemicals) und Materials zurück. Zur letzten Sparte gehören Vorprodukte wie etwa Isocyanate und Polyamide für die Kunststoffindustrie und die kunststoffverarbeitende Industrie. Unter dem Strich blieb ein Gewinn nach Minderheiten von 885 Millionen Euro. Das waren 37 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Umsatz der BASF-Gruppe stieg um 7 Prozent auf 16,75 Milliarden Euro. „Das erste Quartal 2020 war kein normales Quartal. Das wird auch für das zweite Quartal gelten und wohl für das gesamte Jahr“, sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller.

Den Ausblick für das laufende Jahr hat BASF bereits am Vorabend gestrichen. Die Umsatz- und Ergebnisentwicklung werde nicht zu erreichen sein, hieß es am Mittwochabend. BASF rechnete zuvor mit Erlösen von 60 Milliarden bis 63 Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 4,2 Milliarden bis 4,8 Milliarden Euro.

Kurz & knapp:

Shell: Der Öl- und Gasmulti kappt in einem historischen Schritt seine Dividende. Nachdem der Gewinn im ersten Jahresviertel wegen der Corona-Pandemie und der Ölpreiskrise deutlich eingebrochen ist, sollen die Aktionäre nun noch eine Quartalsdividende von 0,16 US-Dollar pro Aktie erhalten, wie der Konzern am Donnerstag in London mitteilte. Im Vorjahr hatte Shell für das erste Quartal noch 0,47 Dollar je Aktie ausgezahlt. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass der Konzern seine Dividende reduziert.

Deutsche Börse: Die Deutsche Börse hat im ersten Quartal wegen des regen Handels an den Finanzmärkten und der gestiegenen Unsicherheit infolge der Corona-Pandemie deutlich mehr umgesetzt und verdient. Die Nettoerlöse seien um 27 Prozent auf 915 Millionen Euro geklettert, teilte der im Dax notierte Konzern am Mittwoch nach Börsenschluss mit. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 30 Prozent auf 620 Millionen Euro zu. Beide Werte zogen damit noch stärker an, als Experten ohnehin erwartet hatten. Auch an der Dividende soll nicht gerüttelt werden. Hier will das Dax-Mitglied wie im Februar angekündigt eine Erhöhung um 20 Cent auf 2,90 Euro vorschlagen.

Evotec: Das Biotechunternehmen beteiligt sich an der Suche nach einem Gegenmittel gegen das neuartige Corona-Virus. Wie das MDax -Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte, kooperiert die US-Tochter Just-Evotec Biologics mit Sitz in Seattle mit dem vom US-Verteidigungsministerium beauftragten US-amerikanischen Unternehmen Ology Bioservices bei der Suche nach passenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Das Virus kann die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen. Finanzielle Details der Vereinbarung wurden nicht bekanntgegeben. Im Rahmen der Kooperation werde die Evotec-Tochter dem Partner Ology Bio zuarbeiten, um bestimmte Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu screenen, hieß es weiter. Diese Antikörper stammten von genesenden Covid-19-Patienten und würden von Ology bereitgestellt.

Fuchs Petrolub: Der Schmierstoffhersteller nimmt wegen der Coronavirus-Pandemie seine Ziele für das Geschäftsjahr 2020 zurück. Vor allem im zweiten Quartal geht das Management um Konzernchef Stefan Fuchs von deutlichen Ergebniseinbußen in Höhe von 50 Prozent aus, wie das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Mannheim mitteilte. Die Schwierigkeiten werden sich denn auch im zweiten Halbjahr fortsetzen, wenn auch in abgeschwächter Form, so die Hoffnung des Konzerns. Die im März herausgegebenen Ziele werde das Unternehmen daher nicht erfüllen können. Zwar waren Umsatz, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und der Gewinn unterm Strich zum Jahresstart gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig, was Fuchs Petrolub vornehmlich mit den coronabedingten Schwierigkeiten in China begründete. Analysten hatten bei den Kennziffern aber Schlimmeres befürchtet.

Takkt: Die Folgen der Coronavirus-Pandemie haben den Büromöbelhändler im ersten Quartal stark belastet. Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,2 Prozent auf 285 Millionen Euro zurückging, sackte das operative Ergebnis (Ebitda) um rund 38 Prozent auf 24,3 Millionen Euro ab, wie das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Unter dem Strich brach der Überschuss um über die Hälfte auf 9,3 Millionen Euro ein. Im Laufe des März sei es zu einem signifikanten Rückgang beim Auftragseingang gekommen, hieß es. Nahezu alle Länder und Märkte, in denen Takkt tätig ist, seien von der Virus-Krise betroffen. Die Auswirkungen der Pandemie würden die Geschäftsentwicklung auch im weiteren Jahresverlauf belasten, teilte das Unternehmen weiter mit. Bereits im März hatte Takkt bekanntgegeben, dass sich wegen der Corona-Pandemie derzeit keine verlässliche Prognose für die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr abgeben lasse. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) werden signifikant unter dem Niveau von 2019 erwartet. Die Dividende soll ausgesetzt werden, außerdem hat der Büromöbelhändler ein Sparprogramm gestartet und Investitionen gestoppt.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Homepage Wirercard

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