Wirecard-Konkurrent Ingenico warnt – Aktie stürzt über 12 Prozent ab
Die Aktien des französischen Unternehmens fallen heute an der Börse durch. Ingenico, das aus dem traditionellen Geschäft der Abwicklung von Kartenzahlungen an der Ladenkasse kommt und immer stärker in den Bereich „Mobile Payment“ vordringt musst die Reißleine bei der Prognose ziehen. Anstatt einer erwarteten EBITDA von 510 Millionen Euro werden es jetzt im abgeschlossen Geschäftsjahr nur 485 Millionen Euro. Die Anleger reagieren verschreckt auf die Nachricht.
Chart Ingenico – 5 Jahre
Aktie muss nächsten Rückschlag verkraften
Seit dem All-Zeit-Hoch aus dem Mitte 2015 bei fast 130 Euro hat sich die Aktie in der Folgezeit mehr als halbiert auf aktuell etwas mehr als 45 Euro. Da Ingenico schon seit einiger Zeit mit kleineren bis größeren Problemen zu kämpfen hat, belastet die Warnung heute auch nicht den Kurs von Wirecard. Die Aktien des deutschen Bezahldienstleisters liegen im Plus.
Merrill Lynch lag wohl falsch
Anfang September hatten sich die Experten der US-Investmentbank Merrill Lynch sorgen sich um die Wettbewerbsposition und die Nachhaltigkeit der im Kurs eingepreisten Wachstumsdynamik des Zahlungsdienstleisters Wirecard im deutschen Onlinehandel gemacht. Nach einer eingehenden Untersuchung halte er den französischen Konkurrenten Ingenico derzeit für die bessere Wahl als Anlage, schrieb Analyst Adithya Metuku in einer am Freitag vorliegenden Branchenstudie.
Wirecard abgestuft - Ingenico hochgestuft
Der Experte der US-Investmentbank reduzierte seine Wachstumsprognosen für Wirecard und stufte die Aktie auf „Underperform“ ab. Das Kursziel für den Dax-Neuling senkte er drastisch von 192 auf 150 Euro, damit liegt er nun knapp viereinhalb Prozent unter dem aktuellen Bewertungsniveau. Das Votum für Ingenico hob Metuku im Gegenzug an und bewertet das Papier nun mit „Neutral“.
Nach eigenen Berechnungen zum Umsatzvolumen des deutschen Onlinehandels, die sich im Wesentlichen auf Daten der einhundert umsatzstärksten hiesigen Händler stützen, sieht Metuku Ingenico hier vor Wirecard. Die Aktie der Deutschen sei zudem in den vergangenen zwölf Monaten schon stark gestiegen, was auf die optimistischen Erwartungen der Anleger für die Branche und die im Frühjahr abgeschlossene Partnerschaft mit der französischen Großbank Credit Agricole zurückzuführen sei. Die hohe Bewertung beinhalte entsprechend Risiken.
Für Ingenico spreche hingegen die angekündigte Prüfung strategischer Optionen, so der Experte weiter. Ein Umbau des Unternehmens könnte Werte für die Anteilseigner schaffen. Zudem erscheine das jüngst gesenkte Jahresziel für den operativen Gewinn (Ebitda) nun erreichbar.
Von Markus Weingran/dpa-AFX
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