Wirecard vs. SAP: David gegen Goliath?
Nachdem sich die Berichtssaison des vierten Quartals 2019 dem Ende zuneigt, sollte man sich als Anleger kurz Zeit nehmen, um zu überprüfen, ob im Portfolio Anpassungsbedarf besteht. Welche Aktien konnten mit dem aktuellen Zahlenwerk überzeugen? Welcher Titel hat mehr Wachstumspotenzial oder ein geringeres Risiko?
In Bezug auf weiteres Wachstumspotenzial unterscheiden sich die Aktien von Wirecard und SAP deutlich. Das haben bereits die vergangenen Jahre und die abgelaufene Berichtssaison wieder gezeigt.
Vergleich der Wachstumsraten
Angesichts der derzeitigen Marktkapitalisierung sowie der Bilanzkennzahlen erkennt man, dass es sich tatsächlich um einen Vergleich handelt, der an David gegen Goliath erinnert. Denn Wirecard bringt derzeit lediglich eine Marktkapitalisierung von 17,2 Mrd. Euro auf die Waage, während SAP mit 156,3 Mrd. mehr als neunmal so hoch bewertet wird (Stand: 14.02.2020).
Der aktuelle Bewertungsunterschied ist auch kein Wunder, denn SAP konnte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von über 27,5 Mrd. Euro erzielen. Dagegen wirken die Umsätze von Wirecard im Vergleichszeitraum in Höhe von 2,8 Mrd. Euro eher dürftig. Aus dieser Perspektive ist es kaum vorstellbar, dass die Frage, ob oder wann Wirecard SAP überflügeln könnte, tatsächlich im Raum steht.
Blickt man jedoch auf das durchschnittliche jährliche Umsatz- und Gewinnwachstum der beiden Unternehmen von 2016 bis 2018, ist erkennbar, dass die Frage auf jeden Fall berechtigt ist. Denn zwischen dem Wachstum der beiden Unternehmen liegen Welten. So stieg der Umsatz von Wirecard in den letzten drei Jahren im Schnitt jährlich um 40 % an. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) konnte im selben Zeitraum um 36,5 % per annum gesteigert werden.
Hingegen kommt SAP auf ein vergleichsweise geringes jährliches Umsatzwachstum von 5,8 % sowie ein jährliches EBIT-Wachstum von 5,4 %. In diesem Zusammenhang muss jedoch erwähnt werden, dass SAP derzeit sowohl beim Umsatz als auch beim EBIT einen höheren Ausgangswert hat, sodass diese vergleichsweise geringen Wachstumsraten per se nicht schlecht sind. Jedoch ist deutlich erkennbar, dass Wirecards operative Entwicklung jene von SAP klar in den Schatten stellt.
Wirecard auf der Überholspur?
Schreibt man das derzeitige Umsatz- und Gewinnwachstum der beiden Unternehmen in die Zukunft fort, würde Wirecard SAP im Jahr 2027 beim Umsatz und 2028 beim EBIT überholen. Wenn man bedenkt, wie weit die Unternehmen derzeit auseinanderliegen, erscheint dieser Zeitraum relativ kurz.
Jedoch muss an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass Wirecards Wachstum keineswegs für die Ewigkeit in Stein gemeißelt ist und in fünf Jahren geringer sein könnte als heute angenommen. Um diese Entwicklung zu verfolgen, sind die quartalsweise erscheinenden Geschäftsberichte sehr hilfreich.
Dennoch sieht es derzeit bei Wirecard sogar danach aus, als ob man das Umsatz- und Gewinnwachstum weiter beschleunigen könnte. So konnte Wirecard im vierten Quartal 2019 den Umsatz sowie das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 46 % steigern.
Bei SAP sieht der Quartalsbericht zum vierten Quartal 2019 nicht so rosig aus wie bei Wirecard. Zwar konnten die Umsatzerlöse um 8,0 % gesteigert werden, jedoch verschlechterte sich das EBIT im Vergleich zum vierten Quartal 2018 aufgrund höherer Kosten für die Integration von Unternehmenszukäufen um 11 %.
Fazit
Angesichts des derzeitigen Wachstums von Wirecard fällt mir eine Entscheidung zwischen den beiden Unternehmen nicht schwer. Unter diesem Aspekt würde ich Wirecard einer SAP-Aktie klar vorziehen. Denn sollte Wirecard nur annähernd in der Lage sein, das aktuelle Wachstum beizubehalten, wird der Aktienkurs früher oder später der operativen Entwicklung folgen, was zu einer Neubewertung der Aktie führen sollte.
Jedoch sollte man in diesem Zusammenhang nicht die Unsicherheiten im Rahmen der Anschuldigungen durch die „Financial Times“ und die hohen Leerverkaufsquoten vergessen. Daher ist die Entscheidung, ob man als Anleger eher in Wirecard oder SAP investieren sollte, hauptsächlich mit der Frage verbunden, welches Risiko man bereit ist, einzugehen.
Denn an den Finanzmärkten ist es wie im Leben, alles hat seinen Preis. In diesem Fall ist der Preis für eine mögliche höhere Rendite die vergleichsweise hohe Volatilität, die man als Wirecard-Aktionär definitiv ertragen muss.
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Michael besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020
Foto: Getty Images