Discount-Zertifikate - gut zu wissen
- Discount-Zertifikate gewähren dem Anleger beim Kauf einen Rabatt auf den aktuellen Kurs eines Wertpapiers.
- Durch den günstigen Einstiegspreis sind ansprechende Renditen möglich.
- An stark steigenden Kursen nimmt der Anleger nicht teil. Deshalb sind diese Zertifikate für alle interessant, die seitwärts tendierende Kurse erwarten.
- Wertpapiere mit hoher Volatilität eignen sich nicht als Basiswert für Discount-Zertifikate.
- Für Anleger sind die wichtigsten Merkmale dieser Zertifikate Basiswert, Discount, Cap und Bezugsverhältnis.
Ausführliche Informationen zum Thema findest du weiter unten auf dieser Seite.
Im Überblick:
1. Was sind Discount-Zertifikate?
„Der Gewinn liegt im Einkauf“, lautet eine bekannte Kaufmannsregel. Genau diesem Prinzip folgen Discount-Zertifikate. Mit diesen Produkten können Anleger mit Rabatt an der Börse auf Wertpapiere setzen – in der Regel sind das eine Aktie oder ein Aktienindex. Durch den verbilligten Einstieg wird das Verlustrisiko bei fallenden Kursen des zugrunde liegenden Basiswerts reduziert. Gleichzeitig werden die Renditechancen bei leicht steigenden, sich seitwärts bewegenden oder leicht fallenden Märkten optimiert. Die Funktionsweise ist also relativ einfach.
Der nach oben hin begrenzte Kurs wird als "Cap" bezeichnet.
An stark steigenden Kursen nimmt der Anleger dagegen nicht teil. Denn der mögliche Gewinn ist durch eine obere Kursgrenze, dem Cap, gedeckelt. Der Cap wird auch als Höchstbetrag bezeichnet. Weil über die Lage des Caps und der Höhe des Discounts bei der Produktauswahl in gewissem Umfang selbst entschieden werden kann, eignen sich diese Zertifikate für zahlreiche Anlagestrategien. Einzelne Werte mit hoher Volatilität bieten sich eher nicht für ein Zertifikat an.
Auf diese Merkmale kommt es bei Discount-Zertifikate an
Basiswert: Der Basiswert ist das Wertobjekt, dem das Zertifikat zugrunde liegt. Von dessen Kurs, besser gesagt Kursentwicklung, leitet sich sein Preis ab. Die große Mehrheit der Discount-Zertifikate bezieht sich auf Aktien oder Aktienindizes. Es kann aber auch in Rohstoffe wie Öl oder Edelmetalle wie Gold mit einem Discount investiert werden. Die Auswahl ist riesig. Der deutsche Markt umfasst rund 125.000 Discount-Zertifikate mit den unterschiedlichsten Ausstattungsmerkmalen (Stand: 31. Dezember 2021).
Rabatt: Der Rabatt wird in der Regel in Prozent angegeben. Ein Abschlag von beispielsweise 15 Prozent bedeutet, dass das Zertifikat um 15 Prozent günstiger erworben werden kann als der Basiswert. Angenommen, der Kurs einer Aktie notiert bei 100 Euro. Ein Discount-Zertifikat auf genannte Aktie würde in diesem Beispiel 85 Euro kosten. Das Risiko für den Anleger wird dadurch reduziert.
Cap: Der Cap gibt die Marke an, bis zu der ein Zertifikat an der Kursentwicklung des Basiswerts teilnimmt. Notiert der Basiswert am Ende der Laufzeit unter dem Cap, erhält der Anleger entweder den Basiswert (zum Beispiel eine Aktie) geliefert oder es erfolgt ein entsprechender Barausgleich (zum Beispiel bei einem Index). Notiert der Basiswert auf oder über dem Cap, erfolgt die Rückzahlung zum Cap. Der Cap stellt auch den maximalen Rückzahlungsbetrag des Zertifikats dar. Deshalb spricht man auch vom Höchstbetrag.
Bezugsverhältnis: Das Bezugsverhältnis gibt an, wie viele Zertifikate eine Einheit des jeweiligen Basiswerts verbriefen. Bei Discount-Zertifikaten auf Aktien beträgt das Bezugsverhältnis meistens eins zu eins. Das bedeutet: Ein Zertifikat steht für eine Aktie. Bei Indizes wie dem Dax, Dow Jones oder dem EURO Stoxx 50 kann sich das Bezugsverhältnis auch auf eins zu zehn oder eins zu 100 bewegen. Das macht Sinn. Denn auf diesem Weg können Indizes, die häufig im vier- oder fünfstelligen Bereich notieren, mit kleinen Beträgen gehandelt werden.
Discount-Zertifikat Beispiel:
Bei Stand des Dax von 14.000 Punkten würde sich aus einem Bezugsverhältnis von eins zu 100 ein Wert von 140 Euro ergeben. Ein Dax-Discount-Zertifikat mit zehn Prozent Rabatt kostet demnach 126 Euro.
☞ Beachte: Sowohl der Cap als auch das Bezugsverhältnis und die Fälligkeit werden bei Emission eines Discount-Zertifikats festgelegt. Diese Daten bleiben unverändert. Der Abschlag lehnt sich dagegen im Zeitablauf. Hintergrund dafür ist, dass die Höhe des Rabatts während der Laufzeit von diversen Einflussfaktoren, wie der impliziten Volatilität, abhängig ist.
2. Wie funktionieren Discount-Zertifikate?
Die Funktionsweise von Discount-Zertifikaten lässt sich am besten anhand eines Beispiels erklären. Es gelten folgende Annahmen:
Definition der Ausstattungsmerkmale im Überblick | |
---|---|
Basiswert: | A-Aktie |
Kurs Basiswert: | 100 Euro |
Rabatt: | Zehn Prozent |
Deckel: | 105,00 Euro |
Bezugsverhältnis: | Eins zu eins |
Fälligkeit / Laufzeit: | Ein Jahr |
Preis Discount-Zertifikat: | 90 Euro |
Die A-Aktie notiert in diesem Beispiel bei 100 Euro. Der Preis des Discount-Zertifikats beträgt 90 Euro. Der Rabatt beläuft sich demnach auf zehn Euro beziehungsweise zehn Prozent. Der Cap, also die obere Kursgrenze, wurde vom Emittenten bei 105 Euro festgesetzt. Er stellt den maximal möglichen Rückzahlungsbetrag am Ende der Laufzeit in einem Jahr dar. Um die Chancen und Risiken des Zertifikats im Vergleich zu einer Direktanlage aufzuzeigen, macht es Sinn, verschiedene Kursszenarien am Laufzeitende zu betrachten.
Die Tabelle zeigt, dass der Discount wie ein Sicherheitspuffer wirkt und das Risiko bei fallenden Kursen reduziert. Der Aktienkurs dürfte bis zum Ende der Laufzeit des Zertifikats um zehn Euro beziehungsweise zehn Prozent fallen, ohne dass dem Zertifikate-Inhaber ein Schaden entsteht. Erst bei stärkeren Einbußen der A-Aktie von mehr als zehn Prozent entsteht auch beim Discount-Zertifikat ein Verlust. Dieser fällt aber infolge des vergünstigten Einstiegs zu 90 Euro stets geringer aus, als das bei einem Direktinvestment in die A-Aktie der Fall wäre. Das Risiko von Verlusten ist beim Zertifikat also im Umfang des Rabatts reduziert.
3. Welches Discount-Zertifikat sollte ich kaufen?
Der Kauf hängt vom Chance-Risiko-Profil und der Erwartungshaltung des Investors an den Basiswert ab. Grundsätzlich lassen sich mit Discount-Zertifikaten drei Strategien verfolgen: offensiv, neutral und defensiv.
Konservative Anlagestrategie
Bei einer konservativen Strategie liegt der Cap unterhalb des aktuellen Kurses des Basiswerts. Das bedeutet, dass die Maximalrendite auch dann erzielt wird, wenn der Basiswert per Laufzeitende bis zum Cap-Niveau fällt. Diese Variante ist für Investoren geeignet, die sich bis zu einem gewissen Grad vor fallenden Kursen absichern wollen.
Neutrale Anlagestrategie
Beim neutralen Ansatz liegt der Cap in etwa auf Höhe des aktuellen Basiswertkurses. Um die maximale Wertentwicklung zu erreichen, genügt demnach eine Seitwärtsbewegung des Basiswertes.
Offensive Anlagestrategie
Bei einer offensiven Ausrichtung befindet sich der Cap oberhalb des aktuellen Basiswertkurses. Hier lässt sich der maximale Gewinn erzielen, wenn der Basiswert per Laufzeitende bis zum Cap steigt. Der Käufer geht also von einer (moderat) positiven Marktentwicklung aus.
Beispiel für verschiedene Chance-Risiko-Profile
Die Gegenüberstellung der verschiedenen Strategien zeigt die Wechselwirkung zwischen Discount und Cap auf. Es gilt folgende Faustformel: Je tiefer der Cap, umso höher der Discount, umso geringer aber der maximal mögliche Gewinn. Ein Mehr an Sicherheit geht also zu Lasten der Ertragschance.
Bei der offensiven Variante liegt der Cap auf dem aktuellen Kursniveau des Basiswerts. Der Anleger erzielt die maximale Rendite nur dann, wenn der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit auf den Cap steig. Bei der neutralen Variante verbindet der Anleger die Erwartung zumindest stabiler Notierungen. Denn damit wird bereits der maximal mögliche Gewinn am Laufzeitende erzielt. Bei der defensiven Variante darf der Basiswert bis Fälligkeit auf den Cap fallen, damit der Anleger die Höchstrendite einfährt.
4. Auf diese Kennzahlen sollten Sie achten
Bei der Auswahl von Discount Zertifikaten bieten sich einige Kennzahlen an, mit deren Hilfe sich Anleger einen schnellen Überblick über die Chancen und Risiken eines Produkts machen können. Diese Kennzahlen sind zum Vergleich verschiedener Angebote diverser Emittenten geeignet.
Discount
Der Discount entspricht dem Preisabschlag gegenüber einer Direktinvestition in den Basiswert.
Discount in Prozent = (aktueller Kurs Basiswert – Kaufpreis/Kurs Zertifikat) : aktueller Kurs Basiswert x 100.
Seitwärtsrendite
Die Seitwärtsrendite ergibt sich, wenn der Basiswert am Laufzeitende unverändert auf dem aktuellen Niveau notiert. Voraussetzung für nachfolgende Formel ist, dass der Kurs des Basiswerts unter dem Cap notiert. Wenn nicht, entspricht die Seitwärtsrendite der maximalen Rendite.
Seitwärtsrendite in Prozent = (Kurs Basiswert – Kaufpreis/Kurs Zertifikat): Kaufpreis/Kurs Zertifikat x 100.
Maximale Rendite
Die Maximalrendite ist durch den Cap klar definiert und gibt den maximal realisierbaren Ertrag eines Discount-Zertifikates an.
Maximale Rendite in Prozent = (Cap des Zertifikats – Kaufpreis/Kurs Zertifikat) : Kaufpreis/Kurs Zertifikat x 100.
💎 TIPP: Die Kennzahlen von Discount-Zertifikaten werden fortlaufend in Echtzeit auf der Website von onvista berechnet. Du musst nicht selbst zum Taschenrechner greifen. Zudem werden die maximale Rendite und die Seitwärtsrendite auch auf das Jahr gerechnet angegeben.
5. Sonstige Fragen und Antworten zu Discount-Zertifikaten
Woraus ergibt sich der Discount?
Discount Zertifikate sind ein vom Emittenten strukturiertes Wertpapier. Der Discount resultiert insbesondere aus zwei Komponenten. Aus etwaigen Dividendenzahlungen während der Laufzeit, die einbehalten werden. Und aus einer Prämie, die der Emittent aus dem Verkauf einer Call-Option auf den Basiswert erzielt. Beide Elemente werden zur Finanzierung des Discounts verwendet.
Welche Arten von Discount-Zertifikaten gibt es?
Deep-Discount-Zertifikate: So werden Papiere bezeichnet, bei denen der Cap sehr weit unter dem aktuellen Basiswertkurs liegt. Sie bieten dem Anleger hohe Rabatte von 20, 30 oder noch mehr Prozent. Solche Papiere sind meistens auf Aktien zu finden, die sehr stark schwanken. Denn in diesem Fall fällt die Prämie aus dem Verkauf der Call-Option und damit der Discount besonders hoch aus (siehe Punkt: Woraus ergibt sich der Discount).
Discount-Zertifikate mit Barriere: Diese auch als Discount Plus bezeichnete Variante verfügt über eine Barriere, die unterhalb des Caps fixiert ist. Berührt oder unterschreitet der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit zu keinem Zeitpunkt die Barriere, erhält der Anleger am Fälligkeitstag den Höchstbetrag, also den Cap ausgezahlt.
Rolling-Discount-Zertifikate: Diese Wertpapiere investieren kontinuierlich in Discount-Zertifikate mit kurzer Restlaufzeit. Beim Austausch des zugrundeliegenden Discount-Zertifikats wird der Cap dabei neu an die aktuelle Marktsituation angepasst. Die "rollierende" Konstruktion ermöglicht eine theoretisch unendliche Laufzeit.
In welchen Marktphasen fällt der Rabatt besonders hoch aus?
Basistitel mit einer hohen Schwankungsintensität (Volatilität) ermöglichen besonders attraktive Discounts. Hintergrund ist, dass die Optionsprämie aus dem Verkauf der Call-Option umso höher ist, je stärker der Basiswert schwankt.
Wie erfolgt die Rückzahlung bei Fälligkeit?
Das hängt von den Emissionsbedingungen ab. Sofern es sich beim Basiswert um eine Aktie handelt, und diese am Laufzeitende unter dem Cap notiert, kann die Rückzahlung entweder in Form einer physischen Lieferung oder per Barausgleich erfolgen. Physische Lieferung bedeutet, dass der Emittent die zugrunde liegende Aktie auf den Anleger überträgt. Ein Barausgleich erfolgt grundsätzlich, wenn die Aktie auf oder über dem Cap notiert sowie bei Basiswerten, bei denen eine physische Lieferung nicht möglich ist, wie bei Indizes oder Rohstoffen.
Wer bietet Discount-Zertifikate an?
Anbieter sind in der Regel große Banken wie die DZ Bank, Deutsche Bank, Société Generale oder HypoVereinsbank.
Wo werden Discount-Zertifikate gehandelt?
Kauf und Verkauf können sowohl über eine Börse als auch über einen außerbörslichen Handel über den Emittenten erfolgen. Bekannte Zertifikate-Börsen sind die Börse Frankfurt und die Börse Stuttgart.
Welche Steuern müssen auf Discount-Zertifikate gezahlt werden?
Erlöse aus Discount-Zertifikaten unterliegen in Deutschland der Abgeltungssteuer. Diese wird automatisch von der depotführenden Bank an das Finanzamt abgeführt.
Ausführliche Informationen zur Besteuerung von Derivaten findest du auch in unserem Steuer-Ratgeber.
Das richtige Discount-Zertifikat finden
Mit dem Zertifikate-Vergleich auf onvista können Discount-Zertifikate bequem und übersichtlich nach diversen Merkmalen und Kennzahlen miteinander verglichen werden. So lässt sich schnell das passende Zertifikat finden.
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