Kutzers Zwischenruf: Handels- und Währungskrieg ohne Ende?

Hermann Kutzer · Uhr

Es gibt selbst nach einem halben Jahrhundert Marktbeobachtung noch Headlines, die mir auf den Magen schlagen – vor allem wenn von „Krieg“ die Rede ist. Heute lese ich: „Ökonom Fratzscher warnt vor ‚unumkehrbarem Handelskrieg‘.“ Marcel Fratzscher sieht die jüngste Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China mit großer Sorge. „Dies könnte der Anfang eines unumkehrbaren Handelskriegs zwischen den beiden Ländern sein“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. China habe immer schon seine Währung manipuliert. Diese Manipulation aber nun durch den Handelskonflikt zu rechtfertigen, müsse zwingendermaßen zu einer Eskalation mit den USA führen.

Sollte der bekannte Volkswirt Recht behalten? Schon jetzt stellt sich die Frage nach den denkbaren bzw. wahrscheinlichen Folgen für die Weltwirtschaft (und für uns). Fratzscher befürchtet, dass andere asiatische Länder ihre Währungen ebenfalls abwerten könnten, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Das könnte zu einem stärkeren Euro führen, damit würden Waren „Made in Germany“ außerhalb des Euroraumes teurer. Die Folge wären wohl geringere deutsche Exporte und damit ein schwächeres Wachstum. „In Zeiten, in denen sich die deutsche Wirtschaft in einer milden Rezession befindet, ist die Eskalation im globalen Handelskonflikt das letzte, was wir brauchen“, mahnte Fratzscher.

Seine Warnungen sind deshalb wichtig, weil sie auf globale Ansteckungsgefahren aufmerksam machen. Gerade seit der vergangenen Woche erleben wir ja eine Kette von restriktiven Maßnahmen, von Aktionen und Reaktionen. Die können nachhaltig schwerwiegend werden, sind aber nicht „unumkehrbar“, wie Fratscher befürchtet. Noch gefährlicher wird die Weltlage, wenn sich neben den wirtschaftlichen Auseinandersetzungen noch militärische Kriege entwickeln (an hochbrisanten Krisenherden ist ja kein Mangel). Deshalb sollten wir auf ernste Gesprächsbereitschaft aller Akteure hoffen. Doch müssen alle vielleicht erst einmal die schlimmen Folgten von Handels- und Währungskriegen spüren – also doch eine Rezession?

Das Börsenbeben der vergangenen Tage war nur eine Vorwarnung. Und die leichte Erholung von heute Morgen sollte nicht überbewertet werden, denn: Es kann noch viel schlimmer kommen.

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