onvista-Börsenfuchs: Das Kapitel 2020 ist noch nicht geschrieben!

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Hallo Leute! Das Wichtigste vorweg: Ich bleibe bis auf weiteres noch skeptisch (was Wirtschaft & Börse betrifft), weil mir zu viel Optimismus rumgeistert. Eines ist jetzt schon klar: 2020 wird in die (Börsen-)Geschichte eingehen. Aber glaubt nur nicht, der Inhalt des Kapitels stünde schon fest. Außerdem schlage ich Euch vor, den angeblichen olympischen Gedanken, der oft zitiert wird, zu vergessen: „Dabei sein ist alles“ – nee. Denn wer mitmacht, will auch gewinnen. Deshalb kann man das tatsächliche Sportmotto „Höher-Schneller-Weiter“ auch auf die Börse anwenden.

Die Nachrichtenlage von heute ist wieder mal verflixt kompliziert. Für jeden (Bullen und Bären) ist was dabei – „zum Aussuchen“, haben früher die Parketthändler solche Momentaufnahmen genannt. Nehmt nur die Corona-Meldungen von Göttingen über Polen bis Pakistan! Spannend dann die Lageberichte aus der Wirtschaft: Da lesen wir zunächst „In der deutschen Industrie hat sich der Einbruch der Produktion wegen der Corona-Krise drastisch verstärkt.“ Das gilt für den Monat April. Zwar fiel der Rückgang noch stärker als befürchtet aus, doch müssen wir das heute noch ernst nehmen? Wir wollen doch Signale für die Zukunft sehen.

Auch dazu Neues: Die deutsche Industrie erwartet in den kommenden drei Monaten einen weiteren Rückgang ihrer Produktion, wenn auch langsamer als zuvor. Aha. Das macht schon eher Laune. Der Blick auf die konkreten Zahlen erschwert aber gleich wieder die Peilung: Der Ifo-Index der Produktionserwartungen stieg von April bis Mai von minus 51,0 auf minus 20,4 Punkte – der größte Anstieg seit der Wiedervereinigung. Hey, immerhin! Aber das bedeutet nur, dass der Sturzflug nun flacher wird, schränken die Wirtschaftsforscher ein.

Richtig bullisch klingt der neue Stimmungsbericht der Sentix-Verhaltensforscher: Euroland – Die Wirtschaft erwacht. Die Zeichen stehen global auf wirtschaftlichen Aufschwung. Na also. Aber dann heißt es auch hier: „Das ist nach einem so gravierenden Stillstand der Realwirtschaft, wie wir ihn im April erleben mussten, auch nicht allzu schwierig.“ Deshalb zeigen die Sentix-Konjunkturindizes ein gemischtes Bild. Positiv ist, dass die Erwartungen kräftig steigen. Die Wirtschaft wacht aus ihrem Tiefschlaf auf. Doch der Weg zur Normalität ist weit. Also kriegen die Optimisten hier ebenfalls eins auf den Deckel: Für die Eurozone erwarten die befragten Anleger, dass binnen eines Jahres gerade einmal etwas mehr als 50% des Einbruchs ausgeglichen werden kann. Wir würden also in einem Jahr noch immer spürbar unter dem Vorkrisenniveau liegen. Und dies trotz der ganzen Stimulierungsmaßnahmen, der Fiskalpakete und der monetären Lockerung.

Unterm Strich bedeutet all das: Ein Aufschwung hat begonnen, aber eine echte Trendwende ist damit noch nicht gesichert. Übrigens habe ich schon vor Wochen beschlossen, die Fertigstellung meines launigen Lesebuchs über eine halbes Jahrhundert Börsenerfahrung, an dem ich seit Monaten arbeite, mindestens bis Ende 2020 zu verschieben.

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