onvista-Börsenfuchs: Jetzt ist die Zeit für gaaanz langfristige Aktienanlagen

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Hallo Leute! Ihr kennt ja mein Faible für das Thema „Unsere verrückte Welt und der Faktor Zeit“ (zuletzt auch im Kommentar vorgestern behandelt). Es verändert sich so viel so schnell, dass man mit dem Kapieren kaum nachkommt. Und immer mehr Machtinhaber fühlen sich aufgerufen, alles fürs eigene Land zu tun – sprich: für Ordnung daheim zu sorgen, gegebenenfalls neue Grenzen zu ziehen. Doch alles hängt zusammen, die digitale Welt ist eng vernetzt. Von wegen „America first“! Die Corona-Pandemie ist nach dem (immer noch ungelösten) Flüchtlingsproblem die nächste globale Herausforderung. Doch sieht es seit ein paar Tagen so aus, als würden Politiker, Wissenschaftler und besonders betroffene Wirtschaftskreise zunehmend eigene Wege gehen. Schon bei der Beurteilung der Infektion selbst und ihren Folgen herrscht laute Uneinigkeit. Kein Wunder, wenn dann auch über unterschiedliche Lösungen gezofft wird – grenzüberschreitend sowieso. Und das Volk wird immer unruhiger.

An der Börse würde man ein solches Bild als „stark uneinheitlich“ beschreiben. Dabei bleiben Dow und Dax immer noch voll cool, was (dank Notenbanken) mit dem riesigen Anlagebedarf zusammenhängt. Trotzdem erstaunlich. Ich sehe meine Skepsis über das Tempo des wirtschaftlichen Normalisierungsprozesses aber bestätigt. Nebenbei: Unser Bundeswirtschaftsminister konnte gestern seine Wachstumsprognose fürs laufende Jahr leicht anheben – für die meisten Medien die wichtigste Info. Dass er Sekunden später jedoch eine Abwärtskorrektur für die BIP-Erholung im nächsten Jahr verkündete, ging dabei unter. Glaubt mir, wir werden noch einige Neueinschätzungen der Wirtschaftsentwicklung erleben.

Heute nun eine Rede, in der Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing vor einer noch langanhaltenden Wirtschaftskrise und gravierenden Folgen auch für die Banken warnt. Eine Rückkehr zu alter Wirtschaftsstärke werde länger dauern als allgemein angenommen, das Vor-Krisen-Niveau werden wir noch eine ganze Weile nicht erreichen – nicht in diesem und auch nicht im nächsten Jahr. Viele Unternehmen müssten es schaffen, mit langfristig geringeren Umsätzen profitabel zu sein. Solche Sätze nähren meine Zweifel.

Gleichzeitig sind sie aber auch Futter für gaaanz langfristig denkende Aktienanleger. Denn bei so viel Unsicherheit über den weiteren Pandemie-Verlauf und damit auch über die Wirtschaftsentwicklung sind kurz- bis mittelfristige Anlagen trotz der bisher erstaunlich guten Börsenverfassung riskant. Deshalb sei an die (eigentlich nicht neuen) Argumente erinnert, die ganz eindeutig für die langfristigen Investments sprechen – insbesondere für die eigene Altersvorsorge. Denn ein breit angelegtes Sparen in Aktien bietet bei einem langen Anlagehorizont neben ansehnlichen Erträgen auch Sicherheit. So ist in den letzten 50 Jahren ein Investment in den Deutschen Aktienindex trotz Krisen spätestens nach 13 Jahren immer im Plus gewesen. Mit einem Anlagehorizont von mehr als 20 Jahren konnten Anleger mit

dem Ersparten laut Zahlen des Deutschen Aktieninstituts jährlich durchschnittlich Erträge von 6 bis 9 Prozent erwirtschaften. Länder, wie beispielsweise Schweden, USA und Australien nutzen deswegen seit Jahrzehnten erfolgreich Aktien in ihrer Altersvorsorge. Interessant und wichtig: Um die Altersvorsorge mit Aktien gegen mögliche Börsencrashs weiter abzusichern, haben diese Länder zusätzliche „Airbags“ eingebaut. Sogenannte Lebenszyklusmodelle sind eine Möglichkeit, Kursstürze zur Unzeit, also kurz vor und während der Rentenphase abzufedern. Beim Lebenszyklusmodell wird der Aktienanteil sukzessive reduziert, wenn sich die Arbeitnehmer dem Renteneintrittsalter nähern.

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