onvista-Börsenfuchs: Versucht’s doch mal mit Derivaten!

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Hallo Leute! Wenn Ihr als typische Profi-Empfehlung „Diversifizieren“ und „Depot mischen“ hört oder lest, dann geht’s fast immer um die Zusammensetzung nach Anlageklassen (Aktien, Anleihen etc.) oder um die Aktienauswahl nach Ländern, Themen (früher Branchen) und Einzelwerten. Ich gehe noch einen Schritt weiter, denn es macht Sinn, auch auf unterschiedlichen Instrumenten der Märkte zu spielen (Direktanlage, Investmentfonds, ETFs, Derivate). Heute möchte ich an die „abgeleiteten“ Produkte (von lateinisch „derivare“ = ableiten) erinnern, die auch Privatanlegern besondere Möglichkeiten bieten, abgesehen von den boomenden Zertifikaten (die man auch strukturierte Produkte nennt) aber nicht mehr für Schlagzeilen sorgen. Dabei sind sie uralte Anlagetypen, die sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt haben. Sie gelten allerdings als hochspekulativ und haben für konservative Marktkreise ein „Gschmäckle“ – zu Unrecht, wie ich meine.

Die Börse Stuttgart hat sich früh und intensiv für Derivate stark gemacht, zeigt sich auch entsprechend publizitätsfreudig. Dort kann man auch Optionsscheine aus einer breiten Palette aussuchen. Für die Einsteiger unter Euch hier eine kurze Beschreibung, worum es bei den „Warrants“ (= englisches Wort für Optionsscheine) geht.

Das für viele Anleger entscheidende Kriterium: Im Vergleich zu einem Direktinvestment muss man viel weniger Kapital einsetzen, um auf die Kursbewegungen des Basiswertes zu spekulieren. Optionsscheine beziehen sich – wie alle verbrieften Derivate – auf einen Basiswert: etwa eine Aktie, einen Index, eine Währung oder auch einen Rohstoff. Gleichzeitig besitzen sie eine Hebelwirkung: Dank dieser reagieren sie überproportional stark, wenn der zugrundeliegende Basiswert steigt oder fällt. Je nach Marktmeinung können der Anleger mit Call-Papieren auf steigende oder mit Put-Papieren auf fallende Kurse setzen. Als Anleger erwirbt man das Recht (das Recht, nicht die Verpflichtung!), einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Basispreis und Zeitpunkt zu kaufen. Dafür wird dem Verkäufer eine Prämie gezahlt. Die physische, also tatsächliche Lieferung des Basiswerts schließen die Emittenten meist aus. Sie fixieren stattdessen einen Barausgleich – das sogenannte Cash Settlement.

Da Optionsscheine die größte Gruppe unter den verbrieften Derivaten darstellen (verbrieft = in Wertpapierform und damit handelbar), existieren ausreichend Papiere mit einem geeigneten Chance-Risiko-Profil. Ihr könnt diese börsentäglich von 8 bis 22 Uhr in Stuttgart handeln. So ist es möglich, auch auf das Marktgeschehen in den USA und Asien zu reagieren.

Ich sage: Versucht’s mal, keine Angst vor diesen Instrumenten! Im Gegenteil, man sollte sie nutzen, wenn man zu mutigen Anlegertypen gehört und sich mit ihnen auseinandersetzt. Meine dringende Empfehlung ist wie bei allem Neuen, Optionsscheine erst mal praktisch zu testen, also nur mit einem bescheidenen Betrag

zu beginnen und dann mit Kauf- oder Verkaufsoptionsscheinen auf den Dax. Nochmal: Optionsscheine eignen sich nicht nur zur Spekulation für risikobereite Anleger. Denn man kann Put-Optionsscheine auch defensiv einsetzen, um beispielsweise sein Aktiendepot abzusichern. Ein Put steigt nämlich bei sinkenden Kursen zu und gleicht im Idealfall Depotverluste aus.

Bleibt cool, Leute, bleibt vor allem gesund!

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