onvista Börsenfuchs: Inflation wird für Aktienfans nicht zum Schreckgespenst

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Hallo Leute! In den Prognosen der Profis vor dem Jahreswechsel taucht da und dort ein Begriff auf, der viele Anleger erschreckt: Inflation. Mal versuchen die Experten, ganz weit voraus zu blicken, mal werden gleich Beruhigungspillen mitgeliefert. Typisch folgende vorsichtige Formulierung: „Pandemie-Folgen könnten letztlich den lang erwarteten Inflationsanstieg auslösen.“ Ich bleibe aus langjähriger Erfahrung voll gelassen, meine Freunde, und empfehle verunsicherten Jung-Börsianern, den Begriff zumindest mal zu googeln: Inflation (von lat. inflatio „Aufblähen“, „Anschwellen“) bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre eine allgemeine und anhaltende Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen (Teuerung), gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes. Nee, ein „Aufblähen“ ist nicht in Sicht. Aber ab wann wird`s gefährlich für das angelegte Vermögen?

Momentan erleben wir ja das Gegenteil, also deflationäre Tendenzen durch Minuszahlen für die Geldwertentwicklung. Und für mich springt die Ampel erst auf gelb, wenn die Teuerungsrate 3 bis 4 Prozent mit weiter steigender Tendenz erreicht hat. Die Notenbanken werden das in absehbarer Zeit zu verhindern wissen.

Deshalb glaube ich nicht an die Warnung einzelner Analysten: Zum ersten Mal seit vielen Jahren könnte die Welt an der Schwelle zu einem nachhaltigen Inflationsanstieg stehen. Wie Investoren reagieren, sollte weitgehend davon abhängen, ob die Zentralbanken eine höhere Inflation zulassen oder gegen sie offensiv mit restriktiven geldpolitischen Maßnahmen vorgehen. Antwort anderer Strategen: Voraussichtlich bleibt die Geldpolitik rund um den Globus weiterhin expansiv. Im Dezember könnten sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Federal Reserve noch einmal mit zusätzlichen Anleiheankäufen nachlegen. Dies hat bis dato noch keine steigenden Inflationsraten zur Folge gehabt, da pandemiebedingt unter anderem die Energiepreise wegen gesunkener Nachfrage unter Druck sind. In einigen Staaten halten zusätzlich temporäre Mehrwertsteuersenkungen die Preise im Zaum. Beide Effekte laufen jedoch 2021 aus. Hinzu kommen zusätzliche fiskalpolitische Hilfen, mutmaßlich auch in Ami-Land. Das sehe ich auch so.

Doch sind die Risiken, dass die Inflationsraten auf mittlere bis längere Sicht auch wieder einmal Richtung 3 Prozent steigen können, an den Märkten aktuell überhaupt nicht eingepreist. Für Investoren in Staatsanleihen könnte es deshalb interessant sein, über Gewinnmitnahmen nachzudenken, empfehlen die Strategen der Deutschen Bank. Dagegen dürften in erster Linie niedrig bewertete Small-Cap-Aktien und Rohstoffe von deutlich steigenden Teuerungsraten profitieren. Ähnliches lese ich bei Axa Investment Managers: Als Basisszenario für den Ausblick 2021 gehen wir weiterhin von einer niedrigen Inflation und einem ruhigen Jahr für die Zentralbanken aus. Mit Blick auf die aktuellen Börsenstände sind die Aussichten für Aktien weiterhin vielversprechend. Auf Basis der aktuellen Konsensprognosen wird der Weltaktienmarkt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwas mehr als 20 gehandelt. Das bedeutet eine Aktien-Gewinnrendite von 5 Prozent im Vergleich zu den derzeitigen 1,4 Prozent des globalen Index für Investment-Grade-Unternehmensanleihen und 0,23 Prozent für den globalen Staatsanleihen-Index.

Yep, es scheint wirklich schwer, Aktien mit Blick auf das kommende Jahr nicht über zu gewichten. Anleihen sind mit Ausnahme von indexierten Emissionen und Wandelanleihen vielleicht gefährdet. Aktien dagegen profitieren sogar (wie oft erlebt) von steigender Inflation – zumindest so lang wie die nicht „galoppiert“. Und das wird es nicht geben.

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