onvista-Börsenfuchs: Aktien gehen wackelnd in die Wachstumsphase

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Hallo Leute! Man kann sie förmlich riechen, die Zweifel am Höhenflug des Dax. Hat unser Leitindex mit seinem Anstieg auf den neuen Gipfel über 14.000 übertrieben? Inzwischen hat er sich ein Stück weit abgeseilt und blickt unsicher nach unten – kein Wunder, denn Corona droht wieder, genauer gesagt eine Verschärfung des Lockdowns. Für den Fall stellt sich die Frage, ob die Wachstumsprognosen für unsere Wirtschaft überhaupt noch was taugen oder jetzt schon wieder durchgestrichen werden müssen. Antworten wird’s geben, aber klar sehen wir vielleicht erst im Sommer (oder noch später).

Dagegen sind die Chinesen offenbar übern Berg – den Berg der Sorgen, nicht Wirtschaftswachstum und Aktienkurse. Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie hat das Reich der Mitte 2020 ein deutliches Wachstum geschafft. Als einzige unter den großen Volkswirtschaften der Welt ging’s nicht bergab, sondern es wurde ein Zuwachs von 2,3 Prozent eingefahren (stärker als von Börsianern erwartet). Zur Erinnerung: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach ersten Schätzungen um 5 Prozent eingebrochen.

Da das bevölkerungsreichste Land der Erde das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff hat und nur vereinzelt Infektionen und kleinere Ausbrüche zählt, haben sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisiert. Insider rechnen damit, dass China in diesem Jahr den Aufschwung fortsetzen wird. So geht der Internationale Währungsfonds (IWF) von einem Wachstum um 7,9 Prozent für 2021 aus. Neue Impulse werden durch den neuen Fünfjahresplan erwartet, der auf dem Volkskongress im März verabschiedet werden soll.

Und wo bleiben wir? Eine vorsichtig optimistische Sichtweise durch die zyklische Brille hat heute die Deutsche Bank geliefert. Motto: Zyklen am Aktienmarkt verlaufen häufig nach dem gleichen Muster. So auch dieses Mal: Auf die „Verzweiflungsphase“, in der die Rezession infolge der Coronavirus-Pandemie Unternehmensgewinne und Börsenkurse in die Tiefe gerissen hatte, folgte die „Hoffnungsphase“. Die Anleger blickten über die gegenwärtige Verfassung der Wirtschaft und der Unternehmen hinweg und preisten die Gewinnerholung ein. Die Börse haussierte, ein neuer Bullenmarkt war geboren. Nun steht allerdings der schwierige Übergang in die sogenannte Wachstumsphase an, in der die Unternehmen ihre Gewinne steigern und in ihre Bewertungen „hineinwachsen“. Diese dauert durchschnittlich 50 Monate und wird anfänglich meist von Rücksetzern und erhöhten Marktschwankungen begleitet, wenn sich unter Anlegern angesichts der hohen Bewertungen Zweifel breitmachen, ob die Konjunktur- und Gewinntiefs tatsächlich überwunden sind. Glaubt Chef-Stratege Ulrich Stephan: „In diesem Zyklus wird es vermutlich nicht anders sein. Entsprechend halte ich kleinere Korrekturen in den kommenden Wochen für wahrscheinlich.“ Grundsätzlich ist der Aktienzyklus jedoch intakt und der Bullen-Markt kann „noch etwas“ weiterlaufen.

Na ja, Banker müssen sich nun mal betont vorsichtig äußern. Ich bin für die Post-Corona-Zeit mutiger: Für den Fall, dass wir die Pandemie bald (wirklich bald!) in den Griff kriegen, dürfte sich die deutsche Wirtschaft kraftvoll erholen – remember die Monate ab Sommer 2020. Dann kriegt auch der Dax wieder Mut und Kondition für neue Höhen. Bis dahin kann’s aber noch ganz schön wacklig werden, je nach Nachrichtenlage.

Bleibt gesund und optimistisch, aber auch geduldig, Leute!

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