onvista-Börsenfuchs: Make the world strong again!

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Hallo Leute! Um es gleich vorweg zu nehmen: Lasst Euch nur nicht verrückt machen von den Sorgenproduzenten, den Konjunktur-Kassandras und Crash-Warnern! Wir müssen (und werden) Corona in den Griff kriegen, die Weltwirtschaft wird sich weiter erholen, die Inflations-/Zinsdiskussion ist übertrieben (und voreilig) – und Aktien als klassische Unternehmensbeteiligung bleiben die favorisierte Anlageklasse. Deshalb könnt Ihr das Wackeln der großen Indizes ziemlich gelassen hinnehmen. Ich gehe mal cool davon aus, dass die Zweifel der vergangenen Wochen wieder leiser werden. Und das hängt vor allem von den Amis und der Wall Street ab. Dazu kommen die Wachstumsnachrichten aus dem Reich der Mitte: Man kann jetzt gut spüren, dass auf der anderen Seite des großen Teichs der Kurs vorgegeben wird, dass parallel aber auch das zunehmende Gewicht der chinesischen Entwicklung im Ausland intensiv beachtet wird („Look east!“)

Unter den internationalen Analysten ist allerdings nicht klar, was auf die Finanzmärkte 2021 im Einzelnen zukommt. Eines ist für mich total wahrscheinlich: Mit der Pandemie und den wirtschaftlichen Folgen muss die Welt wieder enger zusammenrücken. Digitalisierung und Globalisierung können nicht einfach zurückgedreht werden – auch nicht im Sinn von Donald, dem präsidial gescheiterten Trump-eltier. Amerika war und ist doch „great“ und soll es auch bleiben. Jetzt geht es darum, dass die führende Weltmacht in jeder Hinsicht „strong“ wird und zusammen mit dem fernöstlichen Gegenpol die Weltwirtschaft ankurbelt. Das sollte letztendlich auch Börsen und Anlegern zugutekommen.

Namhafte Strategen argumentieren in ähnlicher Richtung. Aufgrund langsamerer Impfkampagnen und kleinerer Konjunkturpakete dürfte die Erholung der Wirtschaft in Europa länger dauern als beispielsweise in den USA oder Asien, schreibt beispielsweise die Deutsche Bank. Die Gewinne europäischer Unternehmen dürften sich jedoch schneller erholen als unsere Wirtschaft. Denn während die Konzerne vor 15 Jahren noch knapp 60 Prozent ihrer Umsätze in Europa erwirtschafteten, sind es mittlerweile nur noch gut 40 Prozent. Die Bedeutung des Auslandsgeschäfts ist entsprechend stark gestiegen. So hat sich im gleichen Zeitraum der Anteil der Umsätze aus Asien von 10 auf 19 Prozent fast verdoppelt. Heute stehen zudem die USA mit etwa 25 Prozent für einen signifikanten Anteil der Umsätze. Da von Amerika aufgrund des enormen Fiskalimpulses von rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung eine besonders dynamische Konjunkturerholung erwartet wird, sind die Banker auch hinsichtlich der Gewinnentwicklung europäischer Unternehmen positiv gestimmt.

Auch wenn die anhaltenden Lockdown-Maßnahmen die Konjunktur am Rand abbremsen, überraschen die Wirtschaftsdaten derzeit in der Breite weiterhin positiv – vor allem in den USA, aber auch in Asien. Sektoral bleibt das zweigeteilte Bild: Das produzierende Gewerbe setzt seine Erholung fort, der Dienstleistungssektor leidet weiter. Aufkommende Inflationssorgen dürften die Staatsanleihemärkte stärker

belasten als die Aktienmärkte, so die Überzeugung von Allianz Global Investors, die ich voll und ganz teile. Auch der Investment-Gigant weist darauf hin, dass Aktien Anteile am realen Produktivvermögen verbriefen, welches in einem Inflationsumfeld auch an Wert gewinnt. Innerhalb der Aktienmärkte sollten aber zuletzt heiß gelaufene Segmente, wie z. B. junge US-Technologieunternehmen, zu Korrekturen neigen.

Während auf den Aktienmärkten eher selektiv überhöhte Bewertungen festzustellen sind, können die globalen Staatsanleihemärkte als in der Breite überbewertet angesehen werden. Die Cash-Bestände der internationalen Investoren sind hoch, gemessen an den seit Ausbruch der Pandemie kumulierten Mittelzuflüssen in die Geldmarkt-Fonds. Und es ist zu erwarten, dass diese auf der Suche nach Rendite weiter im „Risik-on-Modus“ verharren, auch um dem Nahe-Null-Zinsumfeld zu entgehen. Klar, dass bei dieser Einschätzung eine positive Haltung gegenüber der Aktienanlage herauskommt: Unterm Strich liegt es also nahe, Aktien gegenüber Anleihen weiterhin über zu gewichten, wenn auch Vorsicht angebracht bleibt.

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