onvista-Börsenfuchs: Warum Sie weiter auf den Dax setzen können

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Hallo Leute! Es gibt bekanntlich voll viele Ursachen für das Auf und Ab an der Börse. Ganze Bücher voll. Dazu liefern die Experten noch mehr Begründungen, von denen sie Handlungsempfehlungen für die Anleger ableiten. Dazu kann man noch mehr Fachliteratur verschlingen. Denn mengenmäßig bestimmen auch im Börsenalltag (mehr oder weniger fundierte) Meinungen die Szene. Wie soll sich da der engagierte Privatanleger verhalten, wenn ihm unterschiedliche, ja sogar kontroverse Aussagen zu einem und demselben Thema geliefert werden? Aufgrund meiner langen Kommunikationserfahrung versuche ich immer wieder, anhand praktischer Entwicklungen Hilfestellung zu geben. Nur eins vorweg: Ein Patentrezept für den Umgang mit News gibt es an der Börse nicht!

Neben wir zum Beispiel heute. Da meldet das von der Community stark beachtete Ifo-Institut, dass sich die Produktionserwartungen der deutschen Industrie merklich verbessert haben. Der entsprechende Indikator ist im März auf den höchsten Stand seit 1991 gestiegen. Laut Konjunkturumfrage des Münchner Instituts füllen sich die Auftragsbücher, und es gibt immer noch einen Nachholbedarf nach dem Krisenjahr. Fast zeitgleich kommt vom Statistischen Bundesamt aber die Nachricht, dass die deutsche Industrie überraschend einen weiteren Dämpfer erlitten hat – im Februar. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht, heißt es ergänzend dazu in den Agenturen. Sie waren im Schnitt von einem Anstieg ausgegangen. Positiv entwickelt sich unser Export, andererseits kriegt die Konjunktur in wichtigen Nachbarländern wie Frankreich und Spanien eins auf den Deckel.

Was soll man davon halten? Der Dax bleibt cool, zeigt keine spontane Reaktion. Daran kann man sich orientieren, meine Freunde. Obwohl ich nach wie vor die Wall Street und chinesische Aktien favorisiere, und obwohl es Strategen gibt, die beim Blick auf Deutschland von „Anzeichen für einen überkauften“ Markt sprechen (= hohe Bewertung), fehlt die entscheidende Ursache für eine Kursschwäche: Verkäufe, warum auch immer. Anders ausgedrückt: Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet, dass die Rally noch weiter geht. So sieht es jedenfalls momentan aus. Dazu Auszüge aus einer kurzen Stellungnahme von M.M. Warburg, die mir gefällt:

Seit Jahresbeginn weisen die meisten Aktienmärkte eine beeindruckende Wertentwicklung auf. Der Dax hat Ende März die Hürde von 15.000 Punkten genommen und damit unser Jahresendziel früher als erwartet erreicht. Für viele Anleger überraschend entwickelten sich Aktien aus der Eurozone trotz der anhaltenden oder zum Teil sogar wieder verschärften wirtschaftlichen Beschränkungen und des im Vergleich zu anderen Ländern und Regionen nur langsamen Impffortschritts äußerst robust. Ursache für die positive Aktienmarktentwicklung ist vor allem die Erwartung einer starken konjunkturellen Erholung in diesem Jahr. Für Anleger, die die Rally bisher verpasst haben, stellen sich zwei Fragen: Lohnt sich der Einstieg in den Aktienmarkt noch und wenn ja, welche Aktien und Regionen sind besonders aussichtsreich?

Unter fundamentalen Aspekten gibt es aus unserer Sicht gute Gründe, weshalb sich die positive Kursentwicklung fortsetzen sollte. Die besseren Konjunkturperspektiven haben dazu geführt, dass die Unternehmensanalysten ihre Gewinnschätzungen in den vergangenen Monaten angehoben haben. Und es kommt noch besser: Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Erwartungen für die Unternehmensgewinne in diesem und im nächsten Jahr das wahre Ausmaß der wirtschaftlichen Erholung noch gar nicht vollumfänglich widerspiegeln. Doch was ist von dem Argument einer Kursblase, die sich zwischenzeitlich gebildet hat und die schon bald platzen könnte, zu halten? Diese ist primär ein Ergebnis der sehr expansiven Geldpolitik der Notenbanken. Da aber weder die Federal Reserve in den USA, noch die Europäische Zentralbank in den kommenden Monaten ihre Zinspolitik anpassen werden, wird sich auch an der Tatsache, dass Aktien, aber auch alle anderen Assetklassen hoch bewertet sind, wohl nichts ändern. Da im Unterschied zur „normalen“ nominalen Rendite für eine 10-jährige Bundesanleihe die reale Rendite einer 10-jährigen inflationsgeschützten Anleihe auf ein Rekordtief gesunken ist, erhöht dies sogar den Spielraum aus Bewertungssicht. Von daher heben wir unser Dax-Kursziel auf 16.500 Punkte an.

Strich drunter: Wieder mal wird bestätigt, dass der Blick nach vorn (also die Erwartungshaltung für Börsianer in aller Regel maßgebender ist als die Bewertung der Gegenwart mit ihren Statistiken. Übrigens: Nächste Woche, am 15. April, wird das Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute vorgestellt. Bleiben wir gespannt!

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