Daimler: Prognoseerhöhung ++ Ant Group: Peking will Alibaba-Tochter Kundendaten abpressen ++ BB Biotech: Zurück in den schwarzen Zahle

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In der Europäischen Union entscheiden sich die Verbraucher immer mehr für Hybrid-Fahrzeuge. Fast jedes fünfte neu zugelassene Auto in der EU sei im ersten Quartal ein Hybrid-Auto gewesen, teilte der europäische Herstellerverband Acea am Freitag in Brüssel mit. Im Vergleich zum Vorjahresquartal habe sich die Zahl auf knapp 470 000 verdoppelt. Auch die Nachfrage nach batteriebetriebenen Autos sowie Plug-In-Hybriden habe in den ersten drei Monaten des Jahres zugenommen.

Vor allem in den wirtschaftsstärkeren EU-Staaten griffen Verbraucher verstärkt zu Hybrid-Elektrowagen: In Italien wurden mehr als 120 000 neue Modelle zugelassen, in Deutschland waren es gut 100 000.

Für die alten Auto-Techologien sah es dagegen schlechter aus. Machten Diesel-Autos im Vorjahresquartal noch etwa 30 Prozent des Marktanteils aus, repräsentierten sie zuletzt nur noch weniger als ein Viertel aller neu zugelassenen Autos in der EU. Und auch Benziner mussten Federn lassen, ihr Anteil rutschte um rund 10 Prozentpunkte auf 42,2 Prozent.

Dax: Erholung vorbei

Nach einer zweitägigen Erholung haben die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Freitag moderat nachgegeben. Der Dax lag im frühen Handel mit 0,20 Prozent im Minus bei 15 290 Punkten. Als belastend erwiesen sich schwache Vorgaben von der Wall Street. Für die Börsenwoche, die mit einem Rekordhoch des Dax begonnen hatte, deutet sich damit ein Verlust von gut einem Prozent an. Der MDax der mittelgroßen Titel verlor am Morgen 0,24 Prozent auf 32 795 Zähler. Die vergangenen Tage waren von Schwankungen geprägt.

In den USA hatten Pläne des US-Präsidenten Joe Biden für eine höhere Besteuerung vermögender Amerikaner die Kurse belastet. Der technologielastige Nasdaq 100 war vorübergehend auf den tiefsten Stand seit rund zwei Wochen gefallen.

An die Spitze des Dax setzten sich die Aktien von Daimler mit einem Aufschlag von 1,3 Prozent. Die Stuttgarter wollen im Geschäft mit Autos und kleinen Nutzfahrzeugen in diesem Jahr noch profitabler werden. Analyst Jose Asumendi von der Bank JPMorgan sprach von einer „sehr starken Dynamik bei Mercedes-Benz“.

Daimler: Källenius mal andersrum

Nachdem der Daimler-Chef zu Beginn seiner Amtszeit gleich drei Gewinnwarnungen in Folge aussprechen musste, darf es jetzt das Gegenteil machen und die Prognose für das laufende Geschäftsjahr erhöhen. Der Auto- und Lkw-Bauer ist nach dem außerordentlich starken Jahresstart noch einmal deutlich selbstbewusster für 2021. Der Vorstand um Chef Ola Källenius geht davon aus, dass mit Pkw und Vans noch einmal deutlich mehr Gewinn aus dem Tagesgeschäft herausspringt als bisher schon veranschlagt. Auch für die Gewinne der Finanzdienstleistungs- und Mobildienstsparte sind die Stuttgarter zuversichtlicher. Die in den vergangenen Monaten bereits gut gelaufene Daimler-Aktie legte vorbörslich leicht zu.

Für den Bereich mit Autos und kleinen Nutzfahrzeugen geht Daimler nun von 10 bis 12 Prozent Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern aus, wenn Sondereffekte herausgerechnet werden. Zuvor hatte das Management 8 bis 10 Prozent Marge in Aussicht gestellt. Die Eigenkapitalrendite von Daimler Mobility – wo die Stuttgarter Finanzdienste und das Mobilitäts-Joint-Venture mit BMW bündeln – soll 14 bis 15 Prozent erreichen statt wie bisher anvisiert 12 bis 13 Prozent.

Die Daimler-Aktie stieg vorbörslich auf der Handelsplattform Lang und Schwarz um 0,6 Prozent. Seit Anfang November hat das Papier bereits fast zwei Drittel zugelegt, unter anderem getrieben durch die Impfstoffhoffnung an den Börsen generell, aber vor allem auch durch die Aufspaltungspläne in einen Pkw- und Lkw-Konzern sowie die in einigen Erdteilen wieder brummenden Geschäfte.

Vereinzelt hatten Analysten damit gerechnet, dass eine Diskussion um eine Erhöhung der Spartenziele nach dem guten ersten Quartal aufkommen könnte – dass Källenius jetzt schon Ernst macht, ist aber dennoch eine Überraschung. Vor allem angesichts der Risiken, die mit der Corona-Pandemie und auch der Chipknappheit für die Autobauer in diesem Jahr noch drohen. Bei den Halbleiter-Engpässen rechnet Daimler mit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte.

„Nach diesem vielversprechenden Start sind wir sehr zuversichtlich, dass wir bei der nachhaltigen Verbesserung unserer Renditen weiterhin schnell vorankommen, während wir gleichzeitig unser Elektro-Fahrzeugportfolio weiter ausbauen“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm am Freitag laut Mitteilung.

Daimler hatte bereits vorläufige Zahlen vorgelegt und bestätigte diese nun vor dem Wochenende. „Absatz, Umsatz und Gewinn stiegen deutlich insbesondere durch Rückenwind aus China, einem starken Produktmix und einer vorteilhaften Preisdurchsetzung“, sagte Wilhelm.

Der Knzern profitiert insbesondere vom starken Lauf mit seinen Premiummodellen in der Volksrepublik, dem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt. Derzeit herrscht ohnehin auch in Europa ein gutes Preisumfeld für Autos, zudem wirken die starken Kostensenkungen noch nach, die Daimler in der Corona-Krise angestrengt hat. Die Stuttgarter sind bei den Investitionen, bei Kosten für Vorratshaltung und bei den Fixkosten deutlich auf die Bremse getreten.

Auch unter dem Strich machte sich die Erholung deutlich bemerkbar. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn lag bei 4,29 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren nur 94 Millionen Euro übrig geblieben, weil die Corona-Krise die Geschäfte vor allem in China und teils auch schon in Europa empfindlich unter Druck gesetzt hatte. Diesmal halfen auch Bewertungserträge durch die Gründung eines Brennstoffzellen-Gemeinschaftsunternehmens mit dem schwedischen Lkw-Rivalen Volvo.

Ant Group: Chinesische Regierung legt nach

Im Machtkampf zwischen der chinesischen Regierung und dem milliardenschweren Imperium des Online-Riesen Alibaba hat Peking nachgelegt. China wolle die Alibaba-Finanztochter Ant Group zur Herausgabe von Kundendaten zwingen, berichtete die „Financial Times“ am Freitag unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertrauten Personen. Die Daten sollen an eine neu geschaffene Wirtschaftsauskunftei unter Führung früherer Beamter der chinesischen Zentralbank gehen.

Dem Bericht zufolge soll das Kreditscoring-Unternehmen diese Daten dann anderen Banken zur Verfügung stellen – also auch staatlichen Banken, die in Konkurrenz zur Ant Group stehen. Die Ant Group habe dabei darauf bestanden, die neue Auskunftei zu leiten, heißt es weiter in dem Medienbericht. „Zu viel staatlicher Einfluss wird die Branche niederreißen“ zitierte die ‚Financial Times‘ dem Fintech nahe stehende Personen. Peking argumentiere hingegen, dass es einen Interessenskonflikt geben würde, sollte die Ant Group die Auskunftei führen.

Seit Monaten geht die Regierung gegen Alibaba und insbesondere seiner Finanztochter Ant vor. Jüngst hatten Chinas Wettbewerbshüter eine Rekordstrafe in Höhe von 18 Milliarden Yuan (2,3 Mrd Euro) gegen Alibaba verhängt. Als Grund nannte Peking die marktbeherrschende Position des Konzerns, um Händler zu zwingen, ihre Waren exklusiv über Alibaba anzubieten. Bereits im Herbst wurde der langersehnte Ant-Börsengang kurzfristig abgeblasen, der das Potenzial zum größten IPO weltweit hatte.

Als Auslöser der Konflikte wird eine kritische Rede von Alibaba-Gründer Jack Ma im Herbst vergangenen Jahres gesehen, in dem er den Finanzbehörden vorgeworfen hatte, Innovation zu bremsen. Der bis dahin sehr präsente Ma war danach lange nicht mehr zu sehen. Erst im Januar war der Milliardär wieder in einer von chinesischen Staatsmedien verbreiteten Video-Botschaft in Erscheinung getreten. Dabei richtete er sich an 100 Lehrer im ländlichen Raum. Ma kündigte in dem Video an, sich noch mehr als bislang für karitative Zwecke einsetzen zu wollen.

Kurz & knapp:

BB Biotech: Die Schweiter Beteiligungsgesellschaft hat ihre Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Basierend auf den konsolidierten Zahlen weist die BB Biotech AG im Zwischenabschluss per 31. März 2021 einen Gewinn nach Steuern von CHF 221 Mio. aus na einem Verlust von CHF 758 Mio. in derselben Vorjahresperiode. Zum vollständigen Bericht

Air Liquide: Der französische Gasehersteller hat sich im ersten Quartal weiter erholt. Auf vergleichbarer Basis, also bereinigt um Schwankungen von Währungskursen und Energiepreisen, stiegen die Erlöse um knapp vier Prozent auf gut 5,3 Milliarden Euro, wie der Linde -Konkurrent am Freitag in Paris mitteilte. Damit traf Air Liquide die Erwartungen der Analysten. Auf berichteter Basis ging der Umsatz hingegen leicht um 0,7 Prozent zurück. Angaben zum Gewinn machte das Unternehmen nicht.

Mattel: Barbie-Puppen und Hot-Wheels-Spielzeugautos bleiben in der Pandemie gefragt, das hat dem Hersteller Mattel zu Jahresbeginn starke Geschäftszuwächse beschert. In den drei Monaten bis Ende März legte der Umsatz im Jahresvergleich um 47 Prozent auf 874 Millionen Dollar (728 Mio Euro) zu, wie der Hasbro- und Lego-Rivale am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Besonders im Heimatmarkt Nordamerika, wo die Finanzhilfen der US-Regierung die Verbraucherausgaben anschoben, boomte die Nachfrage. Die Erlöse stiegen angetrieben von starken Barbie-Verkäufen um 67 Prozent. Die Zahlen zeigten den Erfolg beim Bemühen, Mattel wieder in die Spur zu bringen, sagte Vorstandschef Ynon Kreiz. „Wir glauben, gut aufgestellt zu sein, um die Profitabilität zu verbessern.“ Aus den roten Zahlen schaffte es der Spielzeugriese trotz des starken Wachstums nicht. Unterm Strich fiel ein Verlust von 115 Millionen Dollar an, was aber immerhin 96 Millionen weniger waren als vor einem Jahr. Mattels Aktien reagierten nachbörslich zeitweise mit einem Kurssprung von mehr als sieben Prozent auf den Geschäftsbericht. Seit Jahresbeginn hat der Kurs schon um fast 20 Prozent zugelegt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Daimler

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