Siemens Gamesa: Spanische Beteiligung vor Börsengang ++ Stellantis: Französische Abteilung vor Gericht ++ EZB: Europäische Währungsbehörde vor Zinsentscheid

onvista · Uhr

Der „Super Donnerstag“ ist gestartet. Heute werden die US-Inflationsdaten für Mai veröffentlicht und der EZB Zinsentscheid steht gegen Mittag an. Die Erzeugerpreise in den USA dürften jedoch der spannendere Event sein. Viele Experten gehen davon aus, dass die Europäischen Zentralbank keine großartige Änderung plant. Trotz einer wirtschaftlichen Erholung und steigender Inflation dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag (10. Juni) ihre Geldpolitik bestätigen. Die Wertpapierkäufe des Corona-Krisenprogramms Pepp sollten laut einer Mehrheit von Volkswirten vorerst mit unverändertem Tempo fortgesetzt werden. Analysten dürften auch die Projektionen der Notenbank beachten – und wie stark die EZB ihre Inflationsprognosen anheben wird.

In der Eurozone haben sich die Aussichten auf eine Erholung der Wirtschaft mit den Impffortschritten und zunehmenden Öffnungsschritten zuletzt verbessert. Auch die Inflation hat angezogen. Die Verbraucherpreise legten im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,0 Prozent zu. Die Notenbank strebt auf mittlere Sicht lediglich eine Rate von knapp zwei Prozent an.

Einen nachhaltigen Aufwärtstrend bei der Inflation sieht die EZB nicht. So verwies Präsidentin Christine Lagarde zuletzt immer auf vorübergehende Faktoren. Die Notenbankerin ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Inflationsrate im kommenden Jahr wieder sinken wird. Die derzeitigen Engpässe im Welthandel, die viele Rohstoffe und Vorprodukte verteuern, erachtet sie bisher als temporär. Der unterliegende Preisauftrieb blieb zuletzt schwach. So lag die Kerninflationsrate zuletzt bei nur 0,9 Prozent.

Einig sind sich die Ökonomen, dass Umfang und Laufzeit von Pepp unverändert bleibt. „Heikler dürfte aber die Frage sein, ob die im März 2021 getroffene Entscheidung, die Geschwindigkeit der Anleihekäufe zu erhöhen, im dritten Quartal fortbestehen wird“, schreibt Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa bei der Fondsgesellschaft DWS. Dies sei im EZB-Rat umstritten.

Aktuell kauft die EZB Anleihen im Wert von rund 80 Milliarden Euro pro Monat. „Ausschlaggebend dürfte aber die hohe wirtschaftliche Unsicherheit sein, so dass sich letztlich eine Mehrheit in der EZB für unverändert hohe Anleihekäufe im dritten Quartal finden sollte“. Der Leitzins von Null Prozent und der Einlagensatz von minus 0,5 Prozent dürften noch für lange Zeit gelten.

Sollte sich jedoch die wirtschaftliche Erholung fortsetzen, dürften die Diskussion über Anpassungen bei Pepp zunehmen. „Die EZB ist in der angenehmen Lage, dass der Inflationsdruck noch niedrig ist“, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dies gebe ihr die Möglichkeit, schrittweise aus der sehr lockeren Geldpolitik auszusteigen und das Risiko von Turbulenzen an den Finanzmärkten zu begrenzen. „Die EZB kann ihre äußerst expansive Geldpolitik nur dann langsam und mit wenig Nebenwirkungen zurückfahren, wenn sie rechtzeitig damit anfängt“, so Krämer.

Dax: Angespannte Stimmung

Vor den mit Spannung erwarteten Inflationsdaten aus den USA und geldpolitischen Signalen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zunächst wenig getan. Der Dax sank wenige Minuten nach dem Start um 0,14 Prozent auf 15 560 Punkte. Der MDax stieg um 0,11 Prozent auf 33 842 Punkte. Der EuroStoxx 50 notierte fast unverändert.

Spannend wird es dann ab 14.30 Uhr, wenn EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der Pressekonferenz die neuesten Projektionen der Notenbank und die Inflationsprognosen erläutern wird. Zu dieser Uhrzeit werden dann auch die US-Verbraucherpreise veröffentlicht.

„Der EZB-Entscheid dürfte heute die Richtung an den Börsen nicht großartig beeinflussen, da die Europäische Zentralbank ihren Kurs fortführen dürfte“, so Markus Weingran, Redaktionsleiter onvista. Für ihn sind die US-Inflationsdaten der ausschlaggebende Punkt: „Sollte hier eine böse Überraschung kommen, dann könnten die US-Märkte abttauchen und den Dax mit runterziehen.“

Stellantis: In französische Einheit vor Gericht

In Frankreich müssen sich die Stellantis-Einheiten Peugeot, Citroen und FCA Unternehmensangaben zufolge wegen möglicher Manipulationen der Abgaswerte vor Gericht verantworten.

„Die Unternehmen sind der festen Überzeugung, dass ihre Emissionskontrollsysteme zu den relevanten Zeitpunkten alle geltenden Anforderungen erfüllt haben und dies auch weiterhin tun, und freuen sich auf die Gelegenheit, dies zu demonstrieren“, sagte der aus der französischen PSA-Gruppe und Fiat Chrysler fusionierte Autobauer am Mittwoch. Das Gericht beschuldige Peugeot des Betrugs an Verbrauchern und habe das Unternehmen aufgefordert, 30 Millionen Euro an Sicherheitsleistungen für mögliche Entschädigungszahlungen zu hinterlegen. Auch die zwei weiteren Stellantis-Einheiten Citroen und FCA müssten im Rahmen des Prozesses vor Gericht aussagen.

Am Dienstag wurde bereits der französische Autobauer Renault wegen angeblicher Täuschung und Testmanipulation bei einigen seiner älteren Dieselfahrzeuge angeklagt. Das Unternehmen wies den Betrugsverdacht zurück. Die betroffenen Renault- und Peugeot-Modelle würden nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft die gesetzlichen Grenzwerte bei Stickoxid-Emissionen (NOx) um mehr als das Zehnfache überschreiten.

Das im Jahr 2017 begonnene Ermittlungsverfahren konzentriert sich auf ältere Dieselfahrzeuge, die zwischen 2009 und 2015 in Frankreich verkauft wurden. Die Untersuchungen wurden im Jahr 2017 wegen angeblicher Betrügereien bei Abgastests durch Hersteller von Dieselfahrzeugen eingeleitet. Seit dem Abgasskandal („Dieselgate“) von Volkswagen, der 2015 in den USA ans Licht gekommen war, sind mehrere europäische Autobauer ins Visier der Behörden geraten.

Kurz & knapp:

Siemens Gamesa: Eine spanische Beteiligung des Windkraftanlagenbauers könnte laut einem Pressebericht an die Börse kommen. Siemens Gamesa und der spanische Stahlröhren- und Anlagenbauer Daniel Alonso arbeiteten daran, ihr Joint Venture namens Windar aufs Parkett zu bringen, berichtete die spanische Zeitung „El Confidencial“ am Donnerstag unter Berufung auf Marktkenner. Dabei peilten sie eine Bewertung von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro an und hätten verschiedene Banken dafür mandatiert. Windar stellt Türme für Windkraftanlagen her und gehört zu 68 Prozent zu Daniel Alonso, Siemens Gamesa hat einen Anteil von 32 Prozent.

Boeing: Die US-Fluggesellschaft United Airlines verhandelt Insidern zufolge mit amerikanischen Flugzeugbauer über den Kauf von mindestens 100 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max. Die Airline schaue sich mehrere moderne, verbrauchsärmere Flugzeugtypen an, mit denen sie ihre Flotte erneuern könne, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg in der Nacht zum Donnerstag und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Boeing könnte in diesem Zuge eine Bestellung über 150 Exemplare der 737 Max erhalten. Boeing und United Airlines wollten die Gespräche nicht bestätigen. Es gebe derzeit keinen Deal mit Boeing oder Airbus über den Kauf neuer Flugzeuge, sagte eine Sprecherin von United Airlines.

Gamestop: Der durch die extreme Kursrally seiner Aktien in die Schlagzeilen geratene US-Videospielhändler will mit einem neuen Führungsduo den Strategiewandel Richtung E-Commerce forcieren. Mit Matt Furlong und Mike Recupero verpflichtete die Firma zwei frühere Amazon -Manager als Vorstands- beziehungsweise Finanzchef, wie sie am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Beide Posten waren nach Rücktritten in den letzten Monaten vakant. Gamestop will sich vom angestaubten und schwächelnden Geschäftsmodell einer klassischen Einzelhandelskette für Computerspielbedarf verabschieden und zu einem modernen Technologie-Anbieter für Online-Gamer werden. Diesem Kalkül folgt die Auswahl des Spitzenpersonals. Vor drei Monaten ging mit Jenna Owens bereits eine Tech-Veteranin als für das Tagesgeschäft zuständige Vorständin an Bord, die zuvor für die Internetriesen Google und Amazon tätig war.

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: Karolis Kavolelis / sutterstock.com

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