Flatexdegiro: Hauck & Aufhäuser wird skeptischer und streicht Kaufempfehlung – Aufwärtstrend bleibt jedoch intakt

onvista · Uhr

Eine verhaltenere Analysteneinschätzung hat die Papiere von Flatexdegiro am Dienstag nicht aus der Bahn geworfen. Die Aktien des Onlinebrokers fielen zwar zwischenzeitlich um 4 Prozent auf 111,5 Euro zurück, dämmten die Verluste am Vormittag aber auf 2 Prozent ein und bleiben damit in Sichtweite des jüngsten Rekordhochs bei 118,80 Euro. Der Aufwärtstrend der Aktien ist intakt.

Frederik Jarchow von Hauck & Aufhäuser strich in einer aktuellen Studie aus Bewertungsgründen seine Kaufempfehlung. Das Restpotenzial bis zu seinem unveränderten Kursziel von 122 Euro reicht dem Experten nicht mehr für ein „Buy“. Er nahm eine neutrale Haltung ein. Zudem sieht Jarchow negative Signale durch die jüngsten Juni-Handelszahlen der Wettbewerber Avanza und Nordnet, was Neukundenzuwachs und Handelsaktivität angeht.

Andere Analysten sehen aktuell noch Potenzial bis auf 170 Euro. Im aktuellen Jahr liegt die Aktie aktuell 82 Prozent im Plus.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Flatexdegiro ist einer der großen Gewinner der Pandemie, denn der ursprüngliche Corona-Crash und die daraus resultierten, guten Einstiegsgelegenheiten, sowie die anschließenden Lockdowns haben dem Online-Handel mit Wertpapieren einen Boom beschert, wie man ihn in Deutschland schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat.

Im Gesamtjahr 2020 wuchs die Zahl der Kunden des Brokers auf vergleichbarer Basis um 56 Prozent auf 1,25 Millionen. Die Zahl der Transaktionen schoss um fast 140 Prozent auf 75 Millionen nach oben. 2021 ist bisher noch besser gelaufen: die anvisierten 1,6 Millionen Kunden bis Jahresende wurden schon im März erreicht. Nun peilt Flatexdegiro 2 bis 2,2 Millionen Kunden bis Jahresende an.

Flatexdegiro gehört nicht zu den jungen Fintechs. Der Broker Flatex wurde 1999 von dem Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch („Der Aktionär“) gegründet und ging 2009 an die Börse. Im Gegensatz zu vielen Startups aus der Finanzszene verdient das Unternehmen jedoch auch unter dem Strich Geld. Im Gesamtjahr 2020 verdoppelte sich der Umsatz nahezu auf 262 Millionen Euro. Der Überschuss sprang auf 50 Millionen Euro nach oben, mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Nachdem man im Sommer den niederländischen Rivalen Degiro übernommen hat, ist das Unternehmen einer von Europas größten Online-Brokern.

Fundamental stimmt also alles beim Unternehmen, doch das ist auch bereits größtenteils in der Aktie eingepreist. Die hochgesteckten Ziele des Unternehmens sind zwar realistisch, doch letzten Endes an die weitere Entwicklung der Finanzmärkte und dem Interesse der Privatanleger gebunden. Ein Blick auf die Vergangenheit ist ratsam, denn nach dem großen Internet-Boom und dem „neuen Markt“, der viele Privatinvestoren angelockt hatte, hat der anschließende Bärenmarkt die meisten Neueinsteiger auch schnell wieder aus dem Markt getrieben. Die Fundamentaldaten stimmen und der Aufwärtstrend der Aktie ist intakt, doch das Chance/Risiko-Verhältnis ist nicht mehr so gut wie zu Jahresanfang.

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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