onvista-Börsenfuchs: Der Markt geht rauf oder runter – oder auch nicht

onvista · Uhr

Hallo Leute! Die Sprache ist oft verräterisch. Nee, kein Mecker vom ollen Fuchs. Ist ja auch nicht schlimm. Aber gerade heute fällt mir auf, wie schwer sich Volkswirte und Analyten sprachlich tun, wenn sie die aktuelle Lage interpretieren und daraus (möglichst konkrete) Empfehlungen für die Anleger ableiten. Würde ich das entsprechende Material der letzten Tage ausdrucken und Euch als Päckchen zuschicken – ich täte Euch keinen Gefallen, meine Freunde. Denn Ihr würdet rasch erkennen, mit wieviel Einschränkungen die meist weichen Formulierungen gerade jetzt wieder sind. Was habt Ihr davon?

Ich hab‘ mal ein paar Sätze ehrenwerter Profis zusammengepackt. Die Jungs und Mädels sind wirklich hoch (aus)gebildet, können aber nicht über den im Sommer gern zitierten Schatten zu springen. Denn welcher Fondsmanager und Vermögensverwalter will sich von seinen Kunden später vorhalten lassen, den Markt falsch beurteilt zu haben.

Hier also ein paar Beispiele: Wie geht es nun weiter an den Finanzmärkten? Risk-on, Risk-off oder alles steigt? Die Berichtssaison der Unternehmen ist insgesamt gut ausgefallen. Rein saisonal stehen an den Aktienmärkten jedoch die beiden schwierigen Monate August und September an. Die positive Konjunktur und die hohe Liquidität müssen keine Garantie sein, dass die hoch bewerteten Indizes weiter nach oben klettern. Und auch am Renten- und Devisenmarkt könnten sich die Trends der letzten Monate ändern, zumal die klassischen Wechselbeziehungen der Märkte untereinander derzeit nicht mehr so richtig funktionieren. Deutlichere Marktbewegungen sind nicht unmöglich, vielleicht ja schon in der kommenden Woche. (Meine Randbemerkung: Was sagt mir das?)

Durch die Kombination aus starker Wirtschaftserholung sowie aufgestauter Nachfrage auf der einen Seite und pandemiebedingten Angebotsengpässen auf der anderen Seite verdichten sich die Anzeichen für weiteren Preisdruck, auch wenn ein erheblicher Teil der Inflationsdynamik vorübergehender Natur sein dürfte. Die daraus resultierende Unruhe auf den Rentenmärkten könnte anhalten, wenngleich die Renditen z. B. von US-Staatsanleihen im Jahresverlauf gegenüber dem aktuellen Niveau eher steigen dürften (Aha!).

Es bleibt die Sorge der Marktteilnehmer über eine höher als erwartete Inflation, gefolgt von einer früheren Straffung der globalen Geldpolitik. Das könnte die konjunkturelle Erholung stören und die Volatilität an den Kapitalmärkten erhöhen (höhere Volatilität = besonders beliebte Aussage).

Auch wenn die Wertentwicklung und Bewertung von Risikoassets den konjunkturellen Aufschwung bereits zu großen Teilen vorweggenommen hat, bleiben die mittelfristigen Perspektiven für Aktien auch aufgrund solider Gewinndynamik konstruktiv (Dieses Fazit ist modern geworden: Perspektiven „konstruktiv“).

Nee, Leute, versucht erst gar nicht alles zu verstehen, was börsentäglich von den Profis gedacht und ausgespuckt wird. Hört auf Euren Kopf und das Bauchgefühl! Und die wichtigste und sicherste Prognose kennt Ihr ja (nicht lachen!): Die Aktienkurse werden langfristig immer weiter steigen – selbst wenn sie zwischendurch mal in die Knie gehen.

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