Delivery Hero: Umsatzprognose wird angehoben – aber Profitabilität rückt wieder in die Ferne

onvista · Uhr

Trotz eines starken zweiten Quartals schaut der Online-Lieferdienst Delivery Hero etwas pessimistischer auf 2021. Im laufenden Jahr werde nun ein bereinigtes operativen Ergebnis in Relation zum Bruttowarenwert von etwa minus 2 Prozent statt bislang minus 1,5 bis minus 2 Prozent erwartet, teilte der Dax -Konzern am Donnerstag in Berlin mit.

Allerdings hob der Vorstand zugleich seine Prognose für den Konzernumsatz und den Bruttowarenwert (GMV) an: Der Bruttowarenwert des Gesamtjahres solle sich auf 33 bis 35 Milliarden Euro belaufen. Bislang hatte das Unternehmen 31 bis 34 Milliarden in Aussicht gestellt. Der Gruppenumsatz soll nun bei bis zu 6,7 Milliarden Euro liegen – also im besten Fall gut 100 Millionen mehr als bislang kommuniziert.

dpa-AFX

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Markus Weingran, Redaktionsleiter onvista:

Delivery Hero erinnert ein wenig an die besten Zeiten bei Wasserstoff-Aktien. Ein starkes Umsatzwachstum hat viele Anleger ein Auge zudrücken lassen, wenn es um das Ergebnis unterm Strich ging. Eine Erhöhung der Umsatzprognose gehört bei dem Dax-Konzern schon fast zum Jahresverlauf dazu. Was aber ebenfalls dazugehört ist, dass Delivery Hero nicht profitabel ist und auf dem Weg zu schwarzen Zahlen heute wohl einen Schritt zurück gemacht hat.

Mit Foodpanda kehrt Delivery Hero auf den deutschen Markt zurück und tritt damit gegen sein ehemaliges eigenes Geschäft Lieferando an an, dass man an den niederländischen Konkurrenten Just Eat Takeaway verkauft hatte. Der kleine Unterschied: Diesmal soll nicht nur Essen geliefert werden sondern auch Gegenstände des täglichen Bedarfs. Ein riskantes Spiel. Zum einen kostet der Markteintritt Geld, zum anderen ist die Konkurrenz nicht gerade kleiner geworden seitdem Delivery Hero aus dem deutschen Markt verabschiedet hat. Uber Eats und das finnischen Start-up Wolt buhlen mittlerweile auch um die Gunst der Kunden, wenn es um Restaurantlieferungen geht.

Auch bei der schnellen Zustellen von Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs – Quick Commerce (Q-Commerce) – ist Delivery Hero nicht alleine am Markt. Hier radeln die Kuriere gegen die Zusteller von Gorillas, Flink und Getir. Ein Selbstläufer ist der Plan somit auf keinen Fall.

Solange Delivery Hero mit Prognoseerhöhung für Umsatz und Bruttowarenwert bei Laune halten kann, dürfte nicht viel anbrennen bei dem Papier. Allerdings wird diese Entwicklung den Anlegern irgendwann zu wenig sein. Dann muss klar erkennbar sein, dass Delivery Hero auf dem Weg zur Profitabilität ist.

Seit Jahresanafang gehört das Papier nicht zu den Top-Performern im deutschen Leitindex, sondern liegt gerade einmal hauchdünn im Plus. Solange Delivery Hero nicht besser erkennen lässt, dass es Geld verdienen wird, würde ich aktuell die Finger von dem Papier lassen.

Foto: Ralf Liebhold/Shutterstock.com

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