Drei Fragen an Bernecker: Ist Auto1 zu hoch bewertet, wie geht es nach der Berichtssaison für die Märkte weiter und warum profitiert Gold nicht von der Inflation?

onvista · Uhr

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach dem Stand zu Auto1, wie es nach der Berichtssaison weitergehen wird und warum Gold derzeit nicht von der wachsenden Inflation profitieren kann.

onvista-Redaktion: Die Berichtssaison ist nun weit fortgeschritten und die meisten Unternehmen haben die Bücher bereits geöffnet. Für weitere maßgebliche Rekorde der großen Indizes hat es nicht gereicht, runtergegangen sind die Märkte jedoch auch nicht. Was steht nun für die zweite Jahreshälfte an – müssen die Unternehmen noch bessere Ergebnisse liefern, um die Märkte oben zu halten?

Die Berichtssaison ist von hervorragenden Ergebnissen der Unternehmen geprägt, egal, ob mit oder ohne Basiseffekt. Die Reaktionen der Märkte sowohl in New York als auch in Frankfurt darauf fielen denkbar bescheiden aus. Damit waren alle Erwartungen erfüllt und nun geht es um die Einpreisung der Zukunft. Dafür reichen offenbar die angehobenen Ziele für Umsatz und Gewinn seitens der Firmen nicht aus. Alle warten nun auf die Entscheidung der Fed, wie diese vor dem Hintergrund einer hohen Inflation, einer sehr guten Entwicklung des Arbeitsmarktes und der exorbitanten Entwicklung der Häuserpreise dabeibleiben will, die Märkte mit Geld zu versorgen. Das ist allein eine amerikanische Entscheidung, trifft aber alle, denn 57 % der Kapitalisierung aller Märkte der Welt zusammen entfallen auf die USA. Jeder weiß: Nach 12 Jahren ultralockerer Geldpolitik wird die weitere Zukunft daran orientiert sein, dass ganz andere Kriterien gelten. Darauf bezieht sich jede Einschätzung von Gewinn und dessen Bewertung. Ohne eine technische Korrektur gibt es keinen neuen Anlauf. Das ist die Tendenz für die nächsten zwei Monate.

onvista-Redaktion: Die Inflation wächst und wächst – und trotzdem dümpelt vor allem der Gold-Preis vor sich hin und kann nicht von der Unsicherheit profitieren. Sind Anleihen, Aktien oder auch Bitcoin momentan attraktiver als Gold und wenn ja, warum?

Gold steht in der stillen Ecke. Das Marktvolumen hat sich deutlich reduziert. Im privatorientierten Markt gibt es sehr viele Kleinanleger und die größten als Gruppe sind die Deutschen, deren Goldbestand Ende des Jahres nach Schätzungen an 9.500 Tonnen herankommt. Die zweitgrößten Goldkäufer sind zurzeit Notenbanken, die jedoch sehr vorsichtig und dosiert operieren. Der größere Teil hält sich völlig still, das sind die Goldspekulationen der Gold-ETFs. Deren Handelsvolumen liegt bei rd. 50 % der früher üblichen Volumina. Es ist wohl richtig anzunehmen, dass die Spekulationen in den Kryptowährungen einfach interessanter erscheinen. Eine nachhaltige Goldpreistendenz lässt sich deshalb zurzeit nicht formulieren.

onvista-Redaktion: Auto1 hat es seit dem Börsengang im Frühjahr nicht leicht, die Aktie konnte nicht wirklich an Boden gut machen. Nun haben sich einige Altaktionäre von großen Aktienpaketen getrennt. Ist das Papier jetzt, nach verhaltenem Start und Korrektur attraktiver oder ist es umso mehr ein Zeichen, die Finger von dem Projekt zu lassen?

Rd. 8 Mrd. Euro Marktwert für Auto1 rechtfertigen im Branchenvergleich einen Umsatz in der Größenordnung von 3,5 bis 4 Mrd. Euro p. a. und einen nachhaltigen Gewinn um 500 bis 600 Mio. Euro. Wann wird Auto1 diese Größenordnungen erreichen? Folgt man den Experten dieses Marktes, müsste dies in drei oder vier Jahren erreichbar sein. Deshalb ist der aktuelle Kurs fundamental nicht vertretbar. Die Umsortierungen unter den Aktionären sind deshalb nachvollziehbar. Kein Grund, jetzt zu investieren.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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