US-Konjunktur: Wie reagiert die Fed auf die neuen Daten? – Es gibt gute und schlechte Nachrichten

onvista · Uhr

Amerikanische Konjunkturdaten werden gerade mit Argusaugen beobachtet. Schließlich könnte sich aus ihnen ableiten welchen Kurs die amerikanische Notenbank in der Zukunft einschlägt. Das die Fed eine Drosselung der Anleihenkäufe einleitet, dass gilt als sicher. Fraglich ist nur der Zeitpunkt. Mittlerweile geht der Großteil der Experten davon auf, dass Jerome Powell das Tapering auf der Sitzung im November verkündet und nicht schon im September. Dafür müssen die Konjunkturdaten vom Arbeitsmarkt allerdings passen. Der Chef des Fed hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass der Arbeitsmarkt robst genug sein muss für eine Drosselung der Anleihenkäufe. Daher haben die Anleger heute genau auf die Daten vom amerikanischen Arbeitsmarkt geschaut. Denn gute Nachrichten könnte für September sprechen und schlechte für November.

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe etwas höher als erwartet

Die Erholung am US-Arbeitsmarkt hat in der vergangene Woche eine Pause eingelegt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe – ein Frühindikator für den Jobmarkt – stiegen im Wochenvergleich um 4.000 auf 353.000, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 350.000 Anträgen gerechnet.

In den vergangenen Monaten hat sich die Lage am Arbeitsmarkt gleichwohl deutlich gebessert. Der schwere Einbruch während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 ist schon seit längerem überwunden. Allerdings liegt die Zahl der Arbeitslosen immer noch deutlich höher als vor der Krise.

Auch die wöchentlichen Hilfsanträge bewegen sich auf höherem Niveau als vor der Pandemie. Damals wurden pro Woche nur gut 200.000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Allerdings befand sich der Jobmarkt vor der Krise auch in einem ungewöhnlich guten Zustand nahe der Vollbeschäftigung.

US-Wirtschaft wächst etwas stärker als erwartet

Das US-Wirtschaftswachstum hat sich im Frühjahr etwas beschleunigt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal annualisiert um 6,6 Prozent zum Vorquartal, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington in einer zweiten Schätzung mitteilte. In einer ersten Schätzung war noch ein Wachstum von 6,5 ermittelt worden. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Revision auf 6,7 Prozent gerechnet.

Das Wachstum hat sich im Vergleich zum ersten Quartal nur leicht beschleunigt. Damals war die Wirtschaft um revidiert 6,3 Prozent gewachsen.

Getrieben wurde das Wirtschaftswachstum durch den privaten Konsum. Er legte auf das Jahr hochgerechnet um 11,8 Prozent zu. Die Corona-Impfungen, die finanziellen Hilfen der Regierung und die weitgehende Aufhebung von Pandemie-Beschränkungen stützten die Entwicklung.

Ein stärkeres Wachstum wurde unter anderem durch die schwache Entwicklung in der Bauwirtschaft verhindert. Die Bauinvestitionen gingen deutlich zurück. Vor allem die Knappheit an Baustoffen hat zuletzt die Branche belastet.

Die Aussichten bleiben nach Einschätzung der meisten Ökonomen günstig. Allerdings stellt die Delta-Variante des Coronavirus weiterhin ein Risiko dar. Zudem lässt die Unterstützung durch die Fiskalpolitik nach. Allerdings sollte der private Konsum angesichts der sinkenden Arbeitslosigkeit robust bleiben.

Da US-Wachstumszahlen auf das Jahr hochgerechnet sind, sind sie nicht direkt mit europäischen Daten vergleichbar. In Europa wird keine Annualisierung vorgenommen.

US-Indizes reagieren nicht großartig auf die Daten

Große Auswirkungen entfalten die neuen Konjunkturdaten heute nicht. Nach den Rekordläufen liegen die Nasdaq und der S&P 500 leicht imMinus und der Dow kann sich knapp im Plus behaupten.

Bullard für Beginn des Taperings

Das Fed-Mitglied James Bullard  hat sich für eine Rückführung der Anleihekäufe der US-Notenbank ausgesprochen. „Wir müssen mit dem Tapering beginnen“, sagte der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, dem Fernsehsender CNBC am Donnerstag. Die US-Wirtschaft habe gelernt mit Covid-19 zu leben. Sie wachse trotz des Risikos durch die Ausbreitung der Delta-Variante stark.

„Wir haben wirklich eine boomende Wirtschaft, die wahrscheinlich nicht
mehr Stimulus zu diesem Zeitpunkt braucht“, sagte Bullard. Die Fed sollte im ersten Quartal 2022 mit dem Tapering beginnen. Derzeit kauft die Fed Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 120 Milliarden US-Dollar je Monat.

Er sagte jedoch nicht, wann er sich auch Leitzinsanhebungen vorstellen könne. Vieles hänge davon ab, ob sich die Inflation im Jahr 2022 abschwächen werde oder nicht, sagte Bullard. Er sei jedoch etwas skeptisch. Bullard erwartet 2022 eine Inflation von rund 2,5 Prozent oder mehr. Die Fed strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Weiteren Aufschluss über die künftige Geldpolitik könnte die Rede von Notenbankchef Jerome Powell liefern, die er an diesem Freitag im Rahmen der Notenbankkonferenz von Jacken Hole hält.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Orhan Cam / Shutterstock.com

ETF-Vergleich 2021: So finden Sie die besten Indexfonds

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel