Schweiz gibt grünes Licht für SPAC-Mantelgesellschaften
SCHWEIZ-SPACS:Schweiz gibt grünes Licht für SPAC-Mantelgesellschaften
Zürich (Reuters) - Nach einer monatelangen Verzögerung dürfen SPACs nun auch an die Schweizer Börse gehen.
Nach anfänglichen Bedenken gaben die Regulatoren des Landes grünes Licht für "Special Purpose Acquisition Companies" (SPACs) genannte Mantelgesellschaften, die Firmen einen schnelleren und unkomplizierteren Gang an die Börse ermöglichen. Ab dem 6. Dezember könnten SPACs an der Schweizer Börse notiert und gehandelt werden, wie die SIX am Dienstag mitteilte. Mindestens zwei Gesellschaften sind bereits in den Startlöchern.
Bereits Ende März stand der erste SPAC kurz vor dem Sprung auf das Parkett. Doch Bedenken der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) schoben diesen Bestrebungen einen Riegel vor. Vor allem Fragen zum Anlegerschutz trieben die Finma um.. Inzwischen hat die Schweizer Börse nachgebessert und einen Standard eigens für SPACs entwickelt. Demnach muss die Gesellschaften zusätzliche Informationen etwa zu den Kosten vorlegen. Neben Singapur gehört die Schweiz damit zu den wenigen Ländern, die eine eigene SPAC-Regulierung haben. Ein SPAC ist ein Unternehmen ohne operatives Geschäft, das bei einem Börsengang Gelder einsammelt, um später mit einer Privatfirma zu verschmelzen. Die übernommene Firma erhält damit eine Börsennotiz.
Das am weitesten fortgeschrittene Schweizer Projekt ist VT5 des Investors Gregor Greber, an dem früheren Angaben zufolge auch die Credit Suisse und die UBS mitarbeiten. SPACs eröffneten Unternehmen eine attraktive Finanzierungsoption, erklärte Greber. "Die Details der Regulierung werden wir in den nächsten Tagen im Detail sorgfältig und zeitnah evaluieren." Greber wollte sich nicht zu der Frage äußern, wann VT5 an die Börse kommt.
Eine mit der Situation vertraute Person erklärte, die Transaktion dürfte gegen Ende Jahr oder im Januar über die Bühne gehen. Noch müsse etwa der Prospekt genehmigt werden. Dem Insider zufolge ist auch ein zweiter SPAC in Vorbereitung. In der Schweiz wurden zuletzt eine ganze Reihe von klassischen Börsengängen auf Eis gelegt. So scheiterte etwa das IPO des Luxusuhren-Händlers Chronext am zu hohen Preis.
In den USA kamen 2020 und 2021 hunderte von SPACs an den Aktienmarkt. Inzwischen ist die Begeisterung der Anleger abgeflaut, auch weil einige der von SPACs übernommenen Firmen ihre optimistischen Prognosen nicht einhielten. In Europa kam der Trend wieder aus der Mode, bevor er überhaupt Fahrt aufnahm. Viele der hiesigen gut zwei Dutzend Blankocheck-Firmen notieren unter dem Ausgabepreis. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die erste solche Firmenhülle in der Schweiz. "Wenn VT5 floppt, haben diese Anlagevehikel in der Schweiz kaum eine Zukunft", sagte der Experte.