Plattform-Aktien: Volatile Phase hält an

Holger Schmidt · Uhr

Die Plattform-Aktien befinden sich weiterhin in einer volatilen Phase: Einerseits besteht die Hoffnung auf abermals starke Geschäftszahlen, die – wie in den Quartalen zuvor – für Auftrieb sorgen könnten. Andererseits lastet die Angst, dass die scharfe Korrekturphase der vergangenen Woche, die vor allem noch nicht profitable Plattformen belastet hat, weitergehen könnte. Gerade junge Plattformen benötigen aufgrund ihres Geschäftsmodells relativ lange Anlaufphasen, in denen der Aufbau von Marktanteilen und die Etablierung der Netzwerkeffekte höhere strategische Prioritäten genießen als Gewinne. Plattformökonomen finden dieses Vorgehen sinnvoll, aber Investoren mögen diese langen Investitionsphasen aktuell nicht so sehr. Insofern wird mit Spannung erwartet, inwieweit die Plattformen ihrem Wachstumskurs treu geblieben sind oder den Wünschen der Investoren nach mehr Gewinnen nachgekommen sind.

Entwicklungen der Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:

Just Eat Takeaway: +12 Prozent

Lieferdienste haben im vergangenen Jahr viele Gewinne des ersten Corona-Jahres wieder abgegeben. Just Eat Takeaway ist keine Ausnahme: 55 Prozent ging es seit dem Höchststand nach unten. In der vergangenen Woche sorgten jedoch vorläufige Geschäftszahlen für einen zweistelligen Kurssprung: Die Zahl der Bestellungen kletterte im Jahresvergleich um 33 Prozent, das Transaktionsvolumen legte um 31 Prozent zu. Wohlwollend wurde die Ankündigung aufgenommen, dass 2021 der Höhepunkt der Verluste überschritten worden sei und die Ebitda-Marge sich nun deutlich verbessere, obwohl das Unternehmen im Expansionsmodus bleibe. Der Markt der Lieferdienste ist hochgradig umkämpft. Wer hier zu früh auf die Bremse tritt, läuft schnell Gefahr, wichtige Marktanteile zu verlieren, zumal weiterhin viel Vor-IPO-Risikokapital investiert wird.

Naspers: + 10 Prozent

Die südafrikanische Medienplattform Naspers, hierzulande bekannt geworden durch ihr ausgelagertes Investmentvehikel Prosus und reich geworden durch die Beteiligung am chinesischen Digitalgiganten Tencent, musste im vergangenen Jahr die Kehrseite der Medaille kennenlernen: Mit den Kursverlusten der chinesischen Aktien verlor auch die Naspers-Aktie an Boden. Seit einiger Zeit bewegt sich die Naspers-Aktie aber ebenso wie Prosus wieder aufwärts. Das Papier profitierte davon, dass Tencent sich von Anteilen an JD.com trennte.

Kuaishou Technology: + 12 Prozent

Online-Handel findet in China immer häufiger im Live-Format auf Videoplattformen statt. Kuaishou könnte neben TikTok einer der Profiteure dieses Trends werden. Zwar hat die Aktie im vergangenen Jahr mit der Regulierung mehr als 70 Prozent an Wert verloren, doch die große Userbase von mehr als 500 Millionen Menschen ermöglicht Kuaishou gleichbleibend hohe Skaleneffekte, die das Unternehmen in diesem Jahr ausspielen wird – und damit sogar Alibaba gefährlich werden kann, dessen Anteil am inländischen Online-Handel stetig sinkt. Ein gutes Beispiel, dass die Winner-takes-it-all-These, die ein Monopol in Plattform-Märkten als zwangsläufiges Endergebnis vorhersagt, in der Realität eher die Ausnahme ist.

Apple: +1 Prozent

Kaum ein Begriff elektrisiert das Silicon Valley aktuell so sehr wie das Metaverse. Die Verlagerung physischer Welten ins Digitale könnte das nächste große Ding werden – und wirft sofort die Frage auf, wer davon profitiert. Facebook möchte an der Spitze stehen und hat dem Projekt sogar einen Namen geopfert. Doch ob Mark Zuckerbergs Meta in Verbindung mit dem übernommenen Brillenlieferanten Oculus tatsächlich an der Spitze stehen wird oder ob nicht doch Apple heimlich, still und leise der große Profiteur wird, ist noch hoffen. Apple-Chef Timi Cook lässt seit Jahren an Augmented-Reality-Brillen forschen und in diesem Jahr könnte das Ergebnis auf den Markt kommen. Da Apple Produkte erst dann bringt, wenn sie wirklich ausgereift sind und der Markt dafür vorhanden ist, könnte die Kombination aus ausgefeilter Hardware und passenden Services den Ausschlag für die iPhone-Company geben, die damit ein zweites Blockbuster-Gerät auf den Markt bringen könnte. Wenn es um die Gestaltung unserer digitalen Zukunft geht, spricht auch der bessere Ruf für Apple im Vergleich zu Facebook, Mittelfristig könnte das Metaverse für Apple somit der nächste große Wachstumstreiber werden, bevor dann 2025 das autonome Auto folgt – oder auch nicht. Aus dem Stand ein ausgereiftes autonomes Auto auf den Markt zu bringen wäre eine sensationelle Leistung, an der allerdings auch Apple scheitern könnte.

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