Kutzers Zwischenruf: Steigende Dividenden können Europas Aktien stützen

Hermann Kutzer · Uhr

Die Risiken für den Aktienmarkt sind bekannt. Und die Mehrheit der internationalen Strategen ist deshalb für das erste Quartal oder die erste Jahreshälfte skeptisch. Stark uneinheitliche, volatile Kursentwicklungen gelten als sicher. Die vergangenen Tage lieferten schon den Vorgeschmack. Eine Stütze könnte gerade in den kommenden Monaten die neue Dividendensaison bilden, denn es wird ein weiterer Anstieg der Ausschüttungen in Europa erwartet – die Dividendenrendite bleibt für viele Anleger ein wichtiges Motiv.

Mut macht in diesem Zusammenhang auch die neue Dividendenstudie von Allianz Global Investors (AllianzGI). Demnach können sich europäische Aktienanleger für 2022 auf einen warmen Dividendenregen freuen. Nach einem Coronakrise-bedingten Einbruch bei den Dividendenzahlungen im Jahr 2020 haben die Unternehmen des breiten europäischen Aktienindex MSCI Europe ihre Ausschüttungen im vergangenen Jahr wieder um rund ein Drittel angehoben, und zwar auf rekordhohe 378 Milliarden Euro. Und hierauf werden sie 2022 voraussichtlich erneut einen draufsetzen: Laut Schätzungen von AllianzGI ist mit einem weiteren Anstieg der Dividendensumme um rund 8 Prozent auf etwa 410 Milliarden Euro zu rechnen.

Damit zeigte sich 2021 bei den Ausschüttungen – etwas anders als beim Konjunkturbild – eine ausgeprägte V-förmige Entwicklung. In vielen europäischen Ländern schütteten zuletzt zwar immer noch etwas weniger Unternehmen aus als vor der Pandemie. Diejenigen Firmen aber, die Dividenden zahlten, konnten und wollten ihren Aktionären nach der mageren Kost des Vorjahres wieder mehr bieten. Hierin spiegelt sich einmal mehr wider, dass die Dividendenpolitik vieler Unternehmen auf stetige, mitunter sogar stetig steigende Ausschüttungen abzielt.

Für 2022 erwartet AllianzGI in den größeren europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien) sowie Österreich niedrige zweistellige Wachstumsraten bei den Dividendenausschüttungen (Zuwächse von jeweils 10 bis 13 Prozent), für die Schweiz rund 9 Prozent. In Spanien, das in den letzten Monaten relativ gut durch die Pandemiewellen gekommen ist, kann es sogar 15 bis 20 Prozent nach oben gehen. In Großbritannien hingegen dürfte der Dividendenanstieg mit im Schnitt etwa 4 Prozent verhaltener ausfallen.

Schon seit langem tragen Dividenden nicht nur, aber vor allem in Europa substanziell zur Rendite von Aktien bei. Infolge der Coronakrise ist die Dividendenrendite in Europa zwar in den letzten zwei Jahren gesunken. Mit etwa 2,5 Prozent lag sie 2021 aber immer noch deutlich über den Nominalrenditen vieler Rentenwerte. 10-jährige Bundesanleihen etwa wiesen übers gesamte letzte Jahr hinweg eine negative Rendite aus. Noch klarer zeigt sich die Bedeutung von Dividenden in einer Langfristbetrachtung. AllianzGI-Vordenker Hans-Jörg Naumer hebt zu Recht hervor: „Dividenden verleihen vielen Portfolien Stabilität, vor allem in Jahren mit negativer Kursentwicklung, da sie dann Kursverluste ganz oder teilweise kompensieren können. Unseren Berechnungen zufolge liegt die durchschnittliche Aktienvolatilität von Dividendenzahlern signifikant und systematisch unter jener der Nicht-Zahler – wir reden hier für den breiten europäischen Aktienmarkt von mehr als 10 Prozentpunkten Unterschied.“

In Europa ist die Dividendenkultur dabei im Vergleich zu den USA und Asien besonders stark ausgeprägt. Und nicht vergessen, geschätzte Anleger: Dividendenkontinuität ist Ausdruck von starken Aktiengesellschaften, die zudem besonders aktionärsfreundlich sind. Zudem tragen sie (zum Beispiel über Fonds) zur Diversifikation eines Portfolios bei.

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