Markt-Update: Massive Gewinnmitnahmen bei Heidelberger Druck nach Vortagsrally, PVA Tepla mit Tiefschlag, Bankensektor unter Druck

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Nach einem ungemütlichen Start haben die Finanzmärkte die Verluste bis zum frühen Nachmittag wieder eingegrenzt. Der Dax notiert mit einem Minus von noch 0,15 Prozent bei 15.467 Punkten. Der MDax hält sich mit 0,33 Prozent im Plus, während der Eurostoxx auf einem Niveau von 4.163 Punkten minimal ins Plus wechseln konnte.

Hauptthema an den Märkten bleibt die Inflationsentwicklung mit ihren Folgen: „Die Zinsen werden zum multiplen Risiko“, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Zum einen erhöhen sie die Finanzierungskosten und drücken so auf die Gewinne. Zweitens sind die Anleger bei steigenden Zinsen deutlich weniger bereit, hohe Aktien-Bewertungen zu bezahlen. Und drittens werden Anleihen wieder zu einer echten Alternative zu Aktien.“ Bei Bonds griffen einige Investoren wieder zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,264 Prozent, die damit allerdings in Reichweite ihres jüngsten Drei-Jahres-Hochs blieben.

Trotz einer US-Inflationsrate auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren halte sich der Markt vergleichsweise gut, warf Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets ein. „Die Anleger wollen jetzt lieber ein Ende der noch bis vor kurzem unendlich geglaubten, geldpolitischen Unterstützung mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende mit immer weiteren Nackenschlägen. Soll heißen, umso schneller die Fed nun aktiv wird, desto besser für den Aktienmarkt.“ Die vom US-Notenbanker James Bullard befürworteten drastischeren Zinserhöhungen könnten größere Verwerfungen an den Börsen verhindern.

Ölpreise legen zu – Internationale Energieagentur warnt vor steigenden Preisen

Die Ölpreise haben am Freitag etwas zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 92,09 US-Dollar. Das waren 69 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 77 Cent auf 90,68 Dollar. Die Preise notierten jedoch weiter unter ihren zuletzt erreichten Mehrjahreshochs. Damit steuern die Ölpreise auf den ersten Wochenverlust seit Mitte Dezember zu.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat vor weiter steigenden Ölpreisen gewarnt. Sie verweist auf die Schwierigkeiten einiger Länder des Ölverbundes Opec+, ihre Förderung wie verabredet auszuweiten. Die IEA erwartet sogar eine Verschlechterung der Lage. Angesichts der sich erholenden Weltwirtschaft hatte die Nachfrage zuletzt zugelegt, während das Angebot nicht mithielt. Laut Commerzbank-Experte Carsten Fritsch produzieren neben Angola und Nigeria auch Kongo und Äquatorial-Guinea deutlich weniger als vereinbart.
Beim Irak und bei Saudi-Arabien, die ebenfalls unter ihren Zielniveaus blieben, sollte es sich jedoch nur um eine vorübergehende Abweichung handeln.

Im Blick bleiben die Verhandlungen zur Wiederbelebung der Wiener Nuklearvereinbarung über das iranische Atomprogramm von 2015. Viele diplomatische Bemühungen hätten zuletzt die Chance auf eine Einigung erhöht, sagten Börsianer. In diesem Fall könnte Iran nach Aufhebung der Sanktionen wieder deutlich mehr Erdöl exportieren, was die Preise entsprechend drücken dürfte.

Massive Gewinnmitnahmen nach HeidelDruck-Rally

Nach dem fast 20-prozentigen Kursanstieg in den vergangenen zwei Tagen ist bei den Aktien von Heidelberger Druck am Freitag wieder Ernüchterung eingekehrt. Zuletzt notierten die Papiere des Druckmaschinen-Herstellers mehr als 10 Prozent im Minus bei 2,76 Euro. Damit waren sie klares Schlusslicht im SDax der kleineren Börsentitel. Das Unternehmen hatte am Mittwoch mit seinen Quartalszahlen und einem positiven Ausblick die Anleger begeistert.

Verkaufsvotum drückt PVA Tepla auf Tief seit März 2021

Eine Verkaufsempfehlung der französischen Investmentbank Oddo BHF hat am Freitag den Kurs von PVA Tepla auf den niedrigsten Stand seit März 2021 gedrückt. Die Anteilscheine büßten 4,5 Prozent auf 27,40 Euro ein und waren im SDax der kleineren Börsentitel drittgrößter Verlierer hinter Heidelberger Druck und SGL Carbon .

Gute Wachstumschancen im Geschäft mit der Ausrüstung von Chip-Herstellern bis 2024 seien im Aktienkurs bereits eingepreist, schrieb Analyst Stephane Houri. Zudem sei die Kundenbasis des Unternehmens vergleichsweise klein. Auch strebe PVA Tepla in den Markt für Siliciumcarbid-Halbleiter, der bereits hart umkämpft sei. Das erfordere bedeutende Investitionen bei unsicherem Ausgang. Houris Empfehlung lautet daher „Underperform“.

Anleger nehmen bei Banken Gewinne mit – BofA senkt Bankensektor

Angesichts zuletzt stark gestiegener Aktienkurse europäischer Banken haben die Investoren am Freitag erst einmal Gewinne mitgenommen. Der Stoxx 600 Bankensektor gab um 1,2 Prozent nach. Dank der gestiegenen Kapitalmarktzinsen hatte der Sektor vom Tief Mitte Dezember um 23 Prozent zugelegt auf den höchsten Stand seit August 2018. Deutsche Bank und Commerzbank verloren jeweils gut ein Prozent.

Die Aktienstrategen der Bank of America (BofA) senkten am Freitag den europäischen Bankensektor von „Overweight“ auf „Marketweight“. Sie begründeten den Schritt mit der Aussicht auf wieder steigende Risikoprämien im Anleihe- und Kredithandel. Einerseits erlahme das konjunkturelle Wachstum und andererseits strafften die Zentralbanken die lange Zeit extrem lockere Geldpolitik.

Rheinmetall fährt deutlich mehr operatives Ergebnis ein – Wachstumsdämpfer

Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat im abgelaufenen Geschäftsjahr die zuletzt in Aussicht gestellte Ergebnisentwicklung übertroffen. Das operative Ergebnis stieg um rund ein Drittel über den entsprechenden Vorjahreswert auf 595 Millionen Euro, wie der im MDax notierte Konzern am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Damit habe das Unternehmen eine operative Marge von voraussichtlich rund 10,5 Prozent erreicht – etwas mehr als die Prognose von rund 10 Prozent. Analysten hatten mit rund 570 Millionen Euro auch weniger erwartet. Die Aktie stieg nach der Mitteilung um ein Prozent auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren, zuletzt verringerte sich das Plus aber schon wieder.

Insbesondere das Schlussquartal lief mit Blick auf die Ergebnisse gut – hier erzielte das Unternehmen eine operative Marge von 16,4 Prozent. Das sei vorwiegend auf Sparmaßnahmen sowie einen vorteilhaften Produktmix zurückzuführen, hieß es.

Allerdings blieb der Konzern 2021 mit einem Umsatzplus von 4,7 Prozent auf 5,66 Milliarden Euro unter den zuletzt anvisierten rund 6 Prozent Wachstum zurück. Die verlangsamte Umsatzentwicklung sei auf die eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen und Halbleiterkomponenten zurückzuführen, wegen der wichtige Kunden ihre Abrufe bei Rheinmetall reduziert hätten. Darüber hinaus kam es zu zeitlichen Verschiebungen im Projektgeschäft vom Schlussquartal 2021 ins laufende erste Vierteljahr 2022.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: ImageFlow / Shutterstock.com

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