Aktien Frankfurt: Dax sehr schwach nach westlichen Sanktionen gegen Russland

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland haben den Dax am Montag erneut auf Talfahrt geschickt. Der deutsche Leitindex büßte zur Mittagszeit 2,31 Prozent auf 14 229,58 Punkte ein. Am Freitag noch hatte er sich wegen einer sehr vagen Hoffnung auf Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kräftig erholt, nachdem er am Donnerstag wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine bis auf fast 13 800 Zähler eingebrochen war.

Mittlerweile haben indes zwei Delegationen aus Russland und der Ukraine an der ukrainisch-belarussischen Grenze Friedensverhandlungen aufgenommen. Der belarussische Außenminister Wladimir Makej habe die Gespräche am Montag eröffnet, meldeten belarussische Staatsmedien. Die Kampfhandlungen gingen trotzdem weiter.

"Die Marktteilnehmer versuchen derzeit auszuloten, welche Folgen die Sanktionen gegen Russland für die europäischen Unternehmen haben könnten", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect und erwartet, dass die Schwankungen daher in nächster Zeit hoch bleiben werden. Während sich die wirtschaftlichen Folgen des russischen Kriegs in Europa aktuell noch kaum abschätzen ließen, sei geopolitisch gesehen die Lage stark angespannt. "Die indirekten Folgen auf die weitere Inflationsentwicklung durch die stark gestiegenen Energieträgerpreise und die weitere Zins- und Geldpolitik der Notenbanken sind kaum übersehbar."

Der MDax gab am Montag um 0,52 Prozent auf 31 634,38 Punkte nach und wurde dabei von den sehr starken Gewinnen der Rheinmetall-Aktie gestützt. Europaweit wurden wie im Dax deutliche Verluste verzeichnet. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte zuletzt knapp 3 Prozent ein.

Verkauft wurden weiterhin vor allem Aktien stark konjunkturabhängiger Unternehmen sowie Banken- und Finanzaktien, wie Lipkow hervorhob. Der Ausschluss vieler Banken Russlands aus dem Swift-Zahlungssystem belastete unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank . Beide gaben zwischen 7 und 8 Prozent ab. Der Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeute, dass die betroffenen russischen Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen könnten, schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.

Dass die Bundesregierung sich außerdem nun ebenfalls an den Waffenlieferungen in die Ukraine beteiligt und auch die Bundeswehr besser ausstatten will und dafür 100 Milliarden Euro als Sondervermögen für Investitionen und Rüstungsvorhaben zur Verfügung stellt, ließ Aktien von Rüstungsunternehmen weiter hochschnellen. Rheinmetall gewannen im MDax knapp 31 Prozent und die des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt schnellten um gut 50 Prozent in die Höhe. Zudem zogen die Papiere des Anbieters von Sicherheitssoftware Secunet weiter hoch mit plus 15,7 Prozent.

Russlands Invasion in die Ukraine habe das Marktumfeld für den europäischen Verteidigungssektor grundlegend verändert, schrieb Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan. So dürften die europäischen Verteidigungsausgaben in Zukunft viel höher ausfallen als bisher erwartet. Zudem könnten mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien mehr Investoren akzeptieren, dass "Verteidigung" notwendig sei, um Frieden und Demokratie zu bewahren.

Auch Aktien aus der Energiebranche zogen vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs weiter an. Die Diskussion über die Energiesicherheit angesichts eines möglichen Stopps russischer Gaslieferungen gab Auftrieb. Im Dax stiegen die Papiere von RWE um 3,8 Prozent und die von Siemens Energy um 5,8 Prozent. Im Nebenwerteindex SDax zogen Verbio , Encavis , Nordex SMA Solar um bis zu 13 Prozent an./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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