Tschechiens Nationalbank leitet Lizenzentzug für Sberbank-Tochter ein

dpa-AFX · Uhr

PRAG (dpa-AFX) - Die Nationalbank in Prag hat Schritte eingeleitet, um der Tochtergesellschaft der russischen Sberbank in Tschechien die Banklizenz zu entziehen. Grund seien Liquiditätsprobleme der Bank aufgrund des großen Abflusses von Einlagen, teilte eine Sprecherin am Montag mit. Mit einer einstweiligen Verfügung sei der Niederlassung die Vergabe neuer Kredite und die Annahme neuer Einlagen untersagt worden.

Nach Medienberichten haben zahlreiche Kunden in tschechischen Sberbank-Filialen gegen den russischen Angriff auf die Ukraine protestiert und Gelder abgezogen. Die Niederlassungen blieben am Montag ganz geschlossen. "Grund dafür ist die ungünstige geopolitische Situation", hieß es auf der Internetseite des Tochterunternehmens Sberbank CZ. Man arbeite an einer Lösung.

Die gesetzliche Einlagensicherung schützt einen Betrag von 100 000 Euro pro Einleger und Bank. Das tschechische Arbeits- und Sozialministerium prüft derzeit Wege, Rentnern und Sozialhilfeempfängern, die ein Konto bei der Sberbank haben, Geldleistungen auf anderem Wege auszuzahlen.

Die EZB-Bankenaufsicht hält die Überlebensfähigkeit der europäischen Töchter der Sberbank grundsätzlich für stark gefährdet. Die Europäische Zentralbank sei zur Beurteilung gelangt, dass die Sberbank Europe AG mit Hauptsitz in Wien sowie ihre beiden Tochtergesellschaften in der Bankenunion, die Sberbank d.d. in Kroatien und die Sberbank banka d.d. in Slowenien, "ausfallen oder wahrscheinlich ausfallen" werden, teilte die EZB in der Nacht zum Montag mit. Mit dieser Formulierung kennzeichnet die EZB-Bankenaufsicht Institute, die aus ihrer Sicht nicht mehr existenzfähig sind./hei/DP/stk

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