Varta: Zahlen lösen gemischte Gefühle aus – gutes Ergebnis konkurriert mit mauen Ausblick – Aktie lieber verkaufen?

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Für die Papiere des Batterie-Spezialisten beginnt der Handelstag mit einem Abschlag von rund 2 Prozent in den Handelstag. Damit setzt sich die Enttäuschung über den Ausblick zunächst bei den Anlegern durch. Varta rechnet damit, dass der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) für 2022 unter Vorjahresniveau liegen wird.

Varta profitabler als gedacht

Der Batteriekonzern Varta hat im zweiten Corona-Jahr 2021 trotz einer gekappten Umsatzprognose mehr verdient als gedacht. Während der Umsatz um knapp vier Prozent auf rund 903 Millionen Euro stieg, legte der Überschuss um fast ein Drittel auf 126 Millionen Euro zu, wie das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Ellwangen mitteilte. Vom Umsatz blieben vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) 31,3 Prozent hängen und damit mehr als die zuletzt angekündigten rund 30 Prozent. Die Anteilseigner sollen eine unveränderte Dividende von 2,48 Euro je Aktie erhalten.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die Corona-Pandemie trüben jedoch die Aussichten für 2022. „Die derzeitige globale Lage durch die anhaltenden Folgen von Covid-19 und dem Ukraine-Krieg beeinflussen die Rohstoffpreise und Verfügbarkeit von Bauteilen bei unseren Kunden“, sagte Finanzchef Armin Hessenberger. Der Vorstand rechnet mit einem Umsatzanstieg auf 950 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) dürfte mit 260 bis 280 Millionen Euro allerdings unter den knapp 283 Millionen aus dem Vorjahr bleiben. Analysten hatten hier im Schnitt mit einem Anstieg gerechnet.

Messlatte liegt einfach zu hoch

Nach zahlreichen Prognose Erhöhungen zwischen 2019 und 2020 sind die Erwartungen an Varta mittlerweile viel zu hoch. Die Zahlen für 2021 sind nicht schlecht aber eben nur im Rahmen der Erwartungen. Die Konkurrenz schläft nicht und zum anderen hat Apple wohl auch die Produktion der Kopfhörer AirPods reduziert, was die Lage für den Batterie-Spezialisten nicht gerade einfacher macht. Die Hoffnungen für höhere Kurse liegen jetzt auf der V4Drive-Batteriezelle. Bislang hat allerdings nur Porsche angebissen. Mercedes Benz wird zwar aktuell als weiterer Partner rumgereicht, allerdings gibt es nicht konkretes. Das die Batteriezelle nur eine Ergänzung für schnelle Sportwagen sein soll, könnte auch vielleicht nicht Mercedes Benz als ganzes anbeißen, sondern nur die Tuning-Abteilung von AMG. Die ist ja dafür bekannt, dass die Flitzer nicht nur sportlich aussehen sondern auch eine Menge Leistung unter der Haube haben.

Solange Varta keinen neuen Kunden für seine Batteriezelle präsentiert dürfte die Aktie nicht steigen. Solange ist eher das Gegenteil der Fall. Die Sorge um größerer Konkurrenz aus Asien und kleinere Bestellungen von Apple halten die Aktie in einem langsamem Abwärtstrend gefangen. Somit dürfte ein Kurssprung, ausgelöst durch einen neuen Partner für die Batteriezelle, von einem tieferen Niveau stattfinden, als das aktuelle.

Anleger, deren Schmerzgrenze noch nicht erreicht ist können auf den Ausbruch warten. Wer jetzt überlegen muss, ob er dazu bereit ist, der sollte lieber die Reißleine ziehen.

Von Markus Weingran

Foto: MDart10 / shutterstock.com

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