onvista-Börsenfuchs: Wie lange hält die Börse das noch aus?

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Hallo Leute! Ende letzter Woche hatten routinierte Strategen geunkt, die heute anstehenden Ergebnisse der Sentix-Stimmungsumfrage könnten die Rezession ankündigen. Volltreffer. „Die Rezession beginnt“, steht als Titel über dem neuen Monatsbericht der Frankfurter Stimmungs-Analysten. Grundlage ist die Befragung von 1.249 Investoren (davon institutionelle 266 Anleger) am Monatswechsel März/April. Die Kette von Bad News reißt also nicht ab, was kaum jemand in Panik versetzt. Weltweites Entsetzen lösen aber die Bilder von den Gräueltaten in der Ukraine aus – wir wird der Westen darauf reagieren?

An der Börse herrscht immer noch relative Gelassenheit – jedenfalls wenn man sich die Kurse anguckt. Grund: Wohin mit der Kohle, wenn nicht in Aktien? Es mangelt gestern wie heute an Anlagealternativen. Aber wie lang noch? Denn die drohende Energieversorgungskrise, die in den Preisen von Gas und Öl schon vorweggenommen wird, kann min naher Zukunft einen zunehmenden Teil des (noch) für Anlagezwecke verfügbaren Kapitals schlucken.

Bei der Frage, wann in Euroland die Rezession begann, dürften Ökonomen in der Rückschau den Beginn des zweiten Quartals 2022 als Start einer Rezession festlegen, analysieren die Verhaltensforscher von Sentix. Denn Anfang April brechen die Sentix-Konjunkturindizes erneut ein. Lage- und Erwartungswerte sind beide inzwischen negativ, die Wirtschaft beginnt demnach zu schrumpfen. Derzeit kann keine andere globale Region ein wirkliches Gegengewicht liefern. Selbst die asiatische Region stagniert bereits. Waren die März-Werte bereits ein Schock für die Anleger, allerdings aufgrund des beginnenden Ukraine-Konfliktes ein zu erwartender, so dürfte der erneute kräftige Rückschlag in den Konjunkturindizes für Euroland die Anleger erneut auf dem falschen Fuß erwischen. „Die Konsequenzen sind nicht zu verharmlosen“, kommentieren die Analysten.

Die zeitgleich veröffentlichte neue Postbank-Umfrage setzt noch einen drauf: Inflation bringt Millionen Deutsche in finanzielle Schwierigkeiten. Immer mehr Menschen können angesichts der gestiegenen Preise kaum noch ihre Lebenshaltungskosten bezahlen. Zunehmend betroffen sind auch Bezieher von mittleren Einkommen. Die geplanten finanziellen Entlastungen der Bundesregierung halten die meisten Befragten für unzureichend. Der starke Preisanstieg bringt immer mehr Verbraucher an ihre finanzielle Belastungsgrenze. Laut der Umfrage kann jeder siebte Deutsche (15 Prozent) wegen der aktuellen Preissteigerungen kaum noch seine täglichen Ausgaben bestreiten – in absoluten Zahlen entspricht dies über 10,4 Millionen Menschen! Im Vergleich zum Januar dieses Jahres hat sich der Wert um 36 Prozent erhöht, zu diesem Zeitpunkt lag er bei 11 Prozent (entspricht 7,6 Millionen). Besonders hart trifft die Inflation Menschen mit verhältnismäßig geringem Einkommen: Heute gibt fast jeder vierte Befragte (24 Prozent) mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von unter 2.500 Euro an, dass die Inflation seine Existenz bedroht; im Januar lag der Anteil bei 17 Prozent. Von den Befragten mit einem Einkommen von 2.500 Euro und mehr hat derzeit rund jeder Dreizehnte (8 Prozent) durch den Preisanstieg finanzielle Schwierigkeiten.

Daumen also nach unten. Der Trend ist voll klar. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit (noch in diesem Jahr), bis Pandemie, Inflation, Rezession und Kriegsfolgen auch an den Börsen tiefere Spuren hinterlassen werden. Sollte die Ampel – wie und warum auch immer – auf grün umspringen, werden die Aktienkurse als Frühindikatoren rasch wieder nach oben umschwenken.

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