Fed-Mitglieder verschrecken die Märkte mit neuen Aussagen zur Inflationsbekämpfung – das wahre Ausmaß des Inflationsproblems rückt immer mehr ans Tageslicht

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Der Konsens darüber, dass die Inflation zu einem ernsthaften Problem herangewachsen ist, besteht nicht erst seit gestern. Wie ernst die Federal Reserve die Sache nimmt, zeigen neue Aussagen zweier wichtiger Mitglieder der US-Notenbank – und das versetzt die Märkte erneut in Unruhe.

Fed-Gouverneurin Lael Brainard und San Francisco Fed-Präsidentin Mary Daly gaben beide Kommentare ab, die zeigten, dass sie beide höhere Zinsen und einen aggressiven Abbau der Vermögenswerte der Zentralbank in ihrer Bilanz vorsehen.

„Es ist von größter Bedeutung, die Inflation zu senken“, sagte Brainard während eines Webinars der Fed in Minneapolis. Der Federal Open Market Committee, der die Zinssätze festlegt, „wird die Geldpolitik weiter methodisch straffen, indem er eine Reihe von Zinserhöhungen durchführt und bereits bei unserer Sitzung im Mai damit beginnt, die Bilanz in raschem Tempo zu reduzieren“, so die Beamtin.

Mary Daly äußerte sich zudem, dass die Inflation, die derzeit auf einem 40-Jahres-Hoch notiert, so schädlich sei wie der Umstand, gar keinen Job zu haben. „Die meisten Amerikaner, die meisten Menschen, die meisten Unternehmen, Sie alle haben Vertrauen, dass wir dies nicht für immer auf sich beruhen lassen“, sagte Daly. Sie versicherte den Anwesenden mehrmals, dass die Zinssätze steigen würden, fügte jedoch hinzu, dass sie nicht glaube, dass dies zu einer Rezession führen werde.

Die Reduzierung der Bilanz „wird über die erwarteten Erhöhungen des Leitzinses hinaus zu einer Straffung der Geldpolitik beitragen“, fügte Brainard hinzu. „Derzeit ist die Inflation viel zu hoch und mit Aufwärtsrisiken behaftet. Der Ausschuss ist bereit, stärkere Maßnahmen zu ergreifen, wenn Inflationsindikatoren und Inflationserwartungen darauf hindeuten, dass solche Maßnahmen gerechtfertigt sind“, fügte sie hinzu.

Aussagen der Fed-Mitglieder gießen Öl ins Feuer

An den Märkten sind diese Aussagen nicht gut angekommen, da die Anleger trotz der Beteuerungen der Fed-Mitglieder eine Rezession als ein wahrscheinliches Szenario fürchten. Mit einem Minus von zuletzt 2,7 Prozent nimmt der Dax beim Stand von 14.038 Punkten Kurs auf die runde Marke von 14.000 Zählern, unter der er zuletzt Mitte März gestanden hatte. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es am Nachmittag mit minus 3,1 Prozent noch stärker bergab auf 3795 Punkte. In New York gab es zu Börsenstart ebenfalls klare Verluste, vor allem im jüngst etwas erholten Technologiesektor.

„Die Konjunkturentwicklung deutet immer mehr auf eine bevorstehende Rezession hin und die Marktteilnehmer beginnen dieses Szenario vermehrt in die Aktienkurse einzupreisen“, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect. Nicht nur, dass die Konjunktur in Europa lahme, auch in den USA verliere die Wirtschaftsentwicklung an Schwung. „Die Lieferkettenprobleme und die gestiegenen Rohstoffpreise werden zu ernsthaften Problemen“, so Lipkow.

Zudem ist fraglich, ob die Anhebung der Leitzinsen die Inflation überhaupt stoppen können, da höhere Zinsen nur eine indirekte Auswirkung haben, da sie die Nachfrage drücken können, wenn die Kapitalaufnahme wieder teurer wird. Zum einen sorgen jedoch die Probleme auf der Angebotsseite für steigende Preise – derzeit vor allem an den Energiemärkten – zum anderen wäre selbst nach mehreren Zinserhöhungen die Relation zwischen Kreditkosten und Inflation immer noch nicht auf einem Level, sodass Unternehmen weiterhin Liquidität in Form von Krediten nachfragen, um Rohstoffe zu kaufen und Produkte zu höheren Preisen zu verkaufen. Die mittlerweile extreme Inflation macht auch steigende Kosten nicht zu einem Hinderungsgrund für die Kapitalaufnahme, solange die Zinsen nicht auf ein ähnliches Niveau wie die Inflationsrate angehoben werden. Sollte die Fed das jedoch tun, würde das die mit Schulden überladene globale Wirtschaft, die immer noch eng an den Dollar gekoppelt ist, wohl komplett lahmlegen. Die Federal Reserve befindet sich wohl weiterhin in einer Sackgasse. Höchstens eine Entspannung auf der Angebotsseite könnte sich positiv auf die Inflationsentwicklung auswirken.

onvista-Redaktion

Titelfoto: Shatsko Yauhen / Shutterstock.com

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