Markt Update: Gute Quartalszahlen stoppen Abwärtstrend im Dax nicht – Puma, Symrise und Qiagen liefern – Commerzbank peilt Milliarden-Gewinn an und Linde-Konkurrent Air Liquide überzeugt

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Auch überwiegend gut aufgenommene Quartalsberichte können nicht für eine Stabilisierung im Dax sorgen. Rund eine halbe Stunde nach Handelsstart verliert der deutsche Leitindex fast ein Prozent und steht bei 13.606 Punkten. Auch die guten Quartalszahlen von der Deutschen Bank , Mercedes-Benz , Puma , dem Diagnostikdienstleister Qiagen und dem Duftstoffhersteller Symrise können den Abwärtstrend im Dax nicht stoppen. Dafür sollten aber mindesten die Aktien Mercedes und der Deutschen Bank auf die Watchlist wandern. Beide Dax-Mitglieder zeigen heute, dass sie sehr gut mit der aktuellen Situation an den Weltmärkten umgehen können.

Puma mit Umsatzanstieg

Der Sportartikelhersteller Puma ist mit deutlichen Zuwächsen ins neue Jahr gestartet. Das Unternehmen habe dabei eine starke Nachfrage verzeichnet, erklärte Konzernchef Björn Gulden bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal am Mittwoch in Herzogenaurach. Der Umsatz stieg um knapp ein Viertel auf 1,9 Milliarden Euro. Währungsbereinigt betrug das Plus knapp 20 Prozent. Trotz Einschränkungen in der Lieferkette sei es gelungen, „genügend Produkte zu beschaffen, um die steigende Nachfrage teilweise bedienen zu können“, so Gulden.

Das operative Ergebnis (Ebit) nahm um 27 Prozent auf 196 Millionen Euro zu. Beim Konzernergebnis konnte der Sportartikelhersteller gut 11 Prozent auf 121 Millionen Euro drauflegen. Die Zahlen lagen dabei über den Erwartungen der Analysten. Die Jahresprognose bekräftigte Puma. „Ausgehend von einem so starken ersten Quartal würden wir üblicherweise unseren Ausblick für das Gesamtjahr anheben“, erklärte Gulden. Unsicherheitsfaktoren seien jedoch die Coronalage in China, der Krieg in der Ukraine, die weiter angespannte Frachtsituation und der Inflationsdruck.

Die guten Zahlen gehen heute in der schlechten Marktstimmung allerdings unter. Die Aktie verliert über ein Prozent, obwohl sie vorbörslich bereits über 2 Prozent im Plus lag.

Symrise duftet weiterhin

Der Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen sieht sich nach einem deutlichen Umsatzanstieg zu Jahresbeginn auf Kurs zu seinen Zielen für 2022. Symrise profitierte in den ersten drei Monaten des Jahres vom Auslaufen vieler Corona-Restriktionen. Die Konsumenten seien aktiver geworden, sagte Konzernchef Heinz Jürgen Bertram laut Mitteilung vom Mittwoch. „Das gilt für Reisen sowie für Bereiche wie Gastronomie und Freizeit. Damit stieg die Nachfrage zum Beispiel nach Anwendungen für Sonnenschutz und Feinparfümerie, aber auch nach Getränken und kulinarischen Anwendungen.“ Der Dax-Konzern steigerte die Erlöse im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 14,9 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro.

Dabei kamen dem Konzern auch Übernahmen und Währungseffekte zugute. Aus eigener Kraft – also solche Effekte ausgeklammert – betrug das Wachstum 8,3 Prozent. Für 2022 strebt Symrise auf dieser Basis weiterhin ein Plus von 5 bis 7 Prozent an. Die operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) soll um die 21 Prozent erreichen. Der Unternehmenschef erwartet im weiteren Jahresverlauf wegen des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie zwar eine höhere Volatilität, sieht aber dennoch eine verlässliche Nachfrage. Zur Gewinnentwicklung wird sich das Unternehmen dann bei der Vorlage der Halbjahreszahlen äußern.

Im Gegensatz zu Puma können die Symrise-Papiere ihr vorbörsliches Plus mit in den Handelstag nehmen. Die Aktie gewinnt über 3 Prozent.

Qiagen setzt sich höhere Ziele

Der Diagnostikspezialist und Labordienstleister hat bereits Dienstag nach Börsenschluss seine Zahlen für das erste Quartal veröffentlich. Da Qiagen mit den Zahlen auch gleichzeitig die Prognose erhöhte, können die Aktien der Niederländer heute ebenfalls zulegen. Allerdings rechnet der Vorstand nicht damit, die Spitzenwerte aus dem vergangenen Jahr noch einmal zu schaffen. Hoffnung schöpfen die Manager dabei aus einer positiven Umsatzentwicklung in den ersten drei Monaten des Jahres, die deutlich über den Erwartungen der Analysten lag. Anleger zeigten sich erfreut. Der Aktienkurs von Qiagen legte auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion um knapp drei Prozent zu.

Der Konzernumsatz solle auf Jahressicht wechselkursbereinigt auf mindestens 2,12 Milliarden US-Dollar (knapp zwei Mrd Euro) steigen, teilte das im Dax notierte Unternehmen überraschend am Dienstagabend im niederländischen Venlo mit. Bisher wurden 2,07 Milliarden Dollar angepeilt, nach einem Erlös von 2,25 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) soll nun bei mindestens 2,14 Dollar liegen, nach 2,65 Dollar im Vorjahr. Auch hier war der Vorstand bislang von einem noch niedrigeren Wert ausgegangen.

In der Prognose sei bereits eine instabile Weiterentwicklung der Corona-Pandemie einberechnet. Auch enthalte sie negative Auswirkungen durch Umsatzeinbußen in Russland, der Ukraine und Belarus infolge des Krieges, hieß es weiter. Vergangenes Jahr hatten die Länder rund ein Prozent der Gesamterlöse ausgemacht.

Commerzbank peilt weiterhin Milliardengewinn an

Die Commerzbank sieht sich nach einem überraschend guten ersten Quartal auf Kurs zum angestrebten Milliardenüberschuss im Gesamtjahr 2022. „Wir sind gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Dank eines starken Kundengeschäfts haben wir unseren operativen Gewinn gesteigert, obwohl die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine unser Risikoergebnis belastet haben“, teilte Konzernchef Manfred Knof am Dienstagabend anlässlich der Veröffentlichung vorläufiger Zahlen für die ersten drei Monate mit.

Demnach schnitt der Frankfurter MDax -Konzern im ersten Quartal des laufenden Jahres trotz zusätzlicher Vorsorge für mögliche Rückschläge im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg deutlich besser ab als von Analysten erwartet. Den vorläufigen Zahlen zufolge lag das operative Ergebnis bei 544 Millionen Euro nach 538 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Erwartet wurde am Markt ein Wert von 282 Millionen Euro.

Nach Steuern und Minderheiten ergab sich unter dem Strich ein Quartalsgewinn von 284 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es 133 Millionen Euro. Die detaillierten Zahlen für den Zeitraum Januar bis einschließlich März 2022 will die Bank am 12. Mai veröffentlichen.

Die Erträge – also die gesamten Einnahmen – stiegen im ersten Quartal den vorläufigen Zahlen zufolge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf fast 2,8 Milliarden. Auch beim Zins- und beim Provisionsüberschuss übertraf die Commerzbank die Vorjahreswerte.

Allerdings belasten mögliche Risiken rund um den russischen Angriff auf die Ukraine die Bilanz. Die Risikovorsorge im Quartal war mit 464 Millionen gut drei Mal so hoch wie ein Jahr zuvor. Der Anstieg resultiere aus Vorsorgeeffekten von rund einer halben Milliarde Euro im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, erklärte die Commerzbank.

Das Institut hatte sein Risiko in Russland Anfang März auf 1,3 Milliarden Euro netto beziffert. Außerdem habe die Bank Risiken mit Russland-Bezug in Höhe von rund 600 Millionen Euro, vor allem durch Vorfinanzierung für Rohstoffexporte. Das Engagement in der Ukraine liege bei unter 100 Millionen Euro, hatte die Bank mitgeteilt.

Im vergangenen Jahr war die Commerzbank, deren größter Anteilseigner der deutsche Staat mit 15,6 Prozent ist, in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der Vorstand stellte den Aktionären eine Dividende für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht.

Richtigen Auftrieb geben die vorläufigen Zahlen der Commerzbank heute nicht mehr. Das vorbörsliche Plus von rund 3 Prozent ist mittlerweile auf nicht einmal mehr ein Prozent geschmolzen.

Air Liquide wächst deutlich

Der französische Gasehersteller hat auch im ersten Quartal von einer starken Nachfrage profitiert. Die Erlöse kletterten im Jahresvergleich um 29 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro, wie der Linde-Konkurrent m Mittwoch in Paris mitteilte. Damit übertraf Air Liquide die Erwartungen der Analysten. Zum Zuwachs trugen den Angaben zufolge vor allem Projekte im Zusammenhang mit der Energiewende bei. Zudem trieben, ähnlich wie bei Linde, auch steigende Verkaufspreise. Höhere Energiekosten seien an Großkunden und Händler weitergegeben worden, hieß es. Angaben zum Gewinn machte das Unternehmen, wie für viele französische Unternehmen nach dem ersten Quartal üblich, nicht.

Auf vergleichbarer Basis, also bereinigt um Schwankungen von Währungskursen und Energiepreisen, stieg der Umsatz um knapp acht Prozent. Für das laufende Jahr zeigte sich Unternehmenschef Benoit Potier weiterhin zuversichtlich, dass der Konzern die operative Marge und den um Sondereffekte bereinigten Nettogewinn weiter steigern kann.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: H-AB / Shutterstock

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