Cathie Wood: Rezessionsgefahr wird immer noch unterschätzt - haben die Märkte wirklich schon alles eingepreist?

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Die zuletzt aufgrund der schlechten Performance ihres Investmentunternehmens Ark Invest in die Schusslinie geratene Star-Investorin Cathie Wood warnt vor einer globalen Rezession. Aus Sicht der Expertin werden den schlechten US-BIP-Daten aus dem ersten Quartal am Markt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt: Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal unerwartet um 1,4 Prozent geschrumpft und lag damit unter den Erwartungen der Analysten von einem Zuwachs von 1 Prozent.

Die Investorin sieht auch in den jüngsten Wirtschaftsdaten aus China und Europa besorgniserregende Hinweise und hält einen globalen Wirtschaftsabschwung für wahrscheinlich. „Alle diese Indikatoren sind eine Warnung an die Fed. Diese Indikatoren werden mit der Zeit anfangen zu schreien und die Fed hält dennoch an ihrem aktuellen Plan fest“, sagte Wood. „Ich denke, die Fed schätzt hier falsch ein, was vor sich geht. Dies wird immer restriktiver. Wir fangen an, Insolvenzen zu sehen. Wir sehen Credit Default Swaps. Das sind Versicherungspolicen gegen Insolvenzen.“

Haben die Märkte solch ein Szenario wirklich schon eingepreist?

Laut einer jüngsten Studie des Marktdatendienstleisters DataTrek ist eine Rezession bei dem derzeitigen Niveau des marktbreiten S&P 500 um die 4000 Punkte nicht wirklich eingepreist. „Bei 4.000 Punkten liegen die im S&P eingepreisten Rezessionschancen nahe bei Null“, sagte DataTrek-Mitbegründer Nicholas Colas in einer Notiz, die vom Branchenportal MarketWatch zitiert wird. „Nach unseren Berechnungen entsprechen 50:50-Chancen einer Rezession einem S&P-Wert von 3.525.“

„Wenn wir tatsächlich einen typischen wirtschaftlichen Abschwung erleben, sollte der S&P genau um die 3.000 gehandelt werden“, so Colas. „Die jüngste Volatilität zeigt einfach, dass die Anleger glauben, dass sich das Zeitfenster schließt, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen.“ Aber das Fenster „ist noch nicht geschlossen“, schrieb Colas, „andernfalls würde der S&P bei 3.500 (Rezessionschancen von 50:50) oder sogar darunter stehen.“

Diese Aussagen basieren auf der Berechnung der durchschnittlichen Gewinnstärke pro Aktie im S&P 500, die auf dem derzeitigen Niveau laut DataTrek bei 218 Dollar liegen. In der Vergangenheit hätten „durchschnittliche“ Rezessionen einen Gewinnrückgang pro Aktie von der Spitze bis zum Tiefpunkt von 26 Prozent verursacht. Eine durchschnittliche Rezession würde diesen Wert für den S&P daher auf 161 Dollar je Aktie bringen. Das würde den Index in Richtung der 3000 Punkte Marke verorten.

Inflationsentwicklung wird entscheiden

In welchem Tempo die Federal Reserve ihre Straffung letzten Endes durchziehen und eine mögliche Rezession auslösen wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Inflation ab. Die Daten aus dem letzten Monat in den USA werden heute veröffentlicht. Experten rechnen in den USA für April mit einer Abschwächung der Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 8,1 von 8,5 Prozent. "Die alles entscheidende Frage ist, ob die Spitze der Inflation schon erreicht wurde oder erst noch kurz bevorsteht und es noch einmal zu einem oder zwei Monaten mit höheren Werten kommt, bevor ein Rückgang abzulesen sein wird", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Börsianer erhoffen sich von den Daten eindeutige Signale, in welchem Tempo die US-Notenbank ihre Zinswende vorantreiben wird.

In Europa sieht die Lage noch wesentlich düsterer aus, denn die EZB hat bisher nicht einmal angefangen die Zinsen zu erhöhen. Der Ukraine-Krieg und die hohe Verschuldung einiger Eurozonen-Mitglieder lassen hier wesentlich weniger Spielraum. Auch in Europa hält die Teuerung jedoch weiterhin an.

Mit Material von Reuters

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