Osmium: Eine physische Alternative zum Bitcoin?

Sven Wagenknecht · Uhr

Osmium ist keine neue Kryptowährung, sondern das seltenste Edelmetall auf diesem Planeten. Erst seit 2014 kann es für Anleger und Schmuckliebhaber gewonnen werden. Was für das seltene Edelmetall als Bitcoin-Ergänzung spricht und was dagegen.

Viele Bitcoin- und Gold-Investoren eint der Glaube an einen knappen Wertspeicher, der nicht beliebig oder unbegrenzt produziert werden kann. Die Antithese zum Fiatgeld trifft daher in digitaler als auch in physischer Form auf eine stete Nachfrage. Sei es zur Spekulation auf höhere Kursgewinne oder als Beimischung zur Portfolioabsicherung: Die Gründe für ein Investment in Gold oder Bitcoin können vielfältig sein. Nun betritt mit dem Edelmetall Osmium ein neuer Akteur die Arena, der mit ganz ähnlichen Argumenten um die Gunst der Investoren buhlt.

Osmium: Was ist das?

Immer öfter liest man in den letzten Monaten von Osmium und auf Finanzmessen trifft man auf Vertreter, die dieses neue Edelmetall bewerben. Wie bei allem Neuem, gibt es auch hier schon erste Fälle von Betrug, in denen beispielsweise unreines Osmium gutgläubigen Anlegern untergejubelt wurde.

Das letzte der acht Edelmetalle wird zugleich auch als das seltenste auf dieser Welt gehandelt. Maximal 44 Tonnen oder umgerechnet ein neun Kubikmeter großer Würfel sollen laut Osmium Deutschland jemals förderbar sein. Davon wiederum sollen nur zwei Kubikmeter wirklich abgebaut und zu Osmium kristallisiert werden können.

1.500-mal seltener als Gold

Damit schlägt Osmium andere Edelmetalle um Längen. Es ist angeblich rund 1.500-mal seltener als Gold und kostet “nur” 30-mal mehr. Der Preis für ein Gramm Osmium beläuft sich auf aktuell rund 1.700 Euro. Unter Gesichtspunkten der beliebten Bitcoin-Metrik Stock-to-Flow braucht sich Osmium also definitiv nicht zu verstecken. Natürlich gilt aber auch hier, dass Seltenheit nur eine positive Auswirkung auf den Preis hat, wenn eine (steigende) Nachfrage besteht.

Auch wenn Osmium spannende Eigenschaften für beispielsweise die Medizintechnik bieten würde, ist es aufgrund seines Preises als Industriemetall ungeeignet. Seine Nachfrage ist also primär auf Investoren und Schmuckliebhaber zurückzuführen.

Blockchain und Osmium: Manipulation ausgeschlossen?

Blockchain-Fans dürften ebenfalls bei der manipulationssicheren Struktur von Osmium auf ihre Kosten kommen. Genau wie bei der Bitcoin Blockchain ist eine Fälschung ausgeschlossen. Jedes Stück Osmium besitzt eine unfälschbare Kristallstruktur, die durch den sogenannten Osmium-Identifikation-Code (OIC) den Besitzer deklariert. Zudem weist Osmium die höchste Dichte aller Elemente auf. Dadurch kann kein Fremdkörper eingebaut werden, ohne dass sich das Gewicht reduziert. Auch Diamanten verlieren gegenüber Osmium, zumal man diese zu günstigeren Preisen für den industriellen Gebrauch herstellen kann, was die Preise am Gesamtmarkt unter Druck bringt.

Der große Vorteil von Bitcoin: die Handelbarkeit

Um es kurz zu machen: Die Handelbarkeit von Osmium ist eine Katastrophe. Bislang ist Osmium nur physisch von wenigen Intermediären zu erwerben. Mal eben ohne größere Transaktionskosten kaufen und verkaufen, wie bei Bitcoin, ist nicht möglich. Stattdessen werden die Kristalle jedem Besitzer durch den Osmium-Identifikation-Code zugeordnet und klassisch in zentralen Datenbanken verwaltet. Die mittelalterliche Verwaltungspraxis zählt definitiv zu den Contra-Argumenten.

Laut Herstellern ist und bleibt Osmium ein ausschließlich physisches Investment, das nicht in Form von Wertpapieren wie Derivaten gehandelt wird. Aktuell mag das so sein, doch ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass es auch so bleibt. Ein schlüssiges Argument gegen die Verbriefung oder Tokenisierung gibt es nicht. Schließlich tokenisiert man inzwischen alles: von Gold und Aktien bis zu Lady Gagas Alienkostüm und Manuskripten von Albert Einstein. Entsprechend dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis hier Finanzprodukte mit Basiswert Osmium entstehen. Für den Osmium-Kurs wäre dies jedenfalls eine gute Nachricht.

Fazit zu Osmium

Ob es zu einem Osmium-Hype kommen wird, der die Preise in die Höhe treibt, ist ungewiss. Durch seine Charakteristika ist Osmium aber zweifelsfrei ein sehr spannendes Edelmetall, dem man attraktive Werteigenschaften zuschreiben kann. Dennoch hinkt ein Vergleich mit Bitcoin hinterher. Der Markt ist viel zu klein, praktisch nicht erschlossen, die Transaktionskosten bzw. der Spread sind exorbitant und die Intransparenz hoch. Und dennoch: Wer ein Anhänger physischer Knappheit ist, die auch gewissen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird, könnte mit einer kleinen Osmium-Beimischung nicht verkehrt fahren.

Die Chance, dass ein neuer Luxus-Trend zu einer höheren Osmium-Nachfrage führt, ist gegeben. So hat beispielsweise der Uhrenhersteller Hublot eine Kollektion mit Kristallen des seltenen Edelmetalls hergestellt. Sollte der ein oder andere Fußballer damit erfolgreich prahlen, könnte dies zu einer erhöhten Nachfrage, ergo Preisen, führen.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass für Osmium das Gleiche gilt wie für Kryptowährungen oder andere Anlageklassen: wenn es sich zu gut anhört, sollte man vorsichtig sein. So legitim die Begeisterung für Osmium auch ist, muss man sich als Anleger immer die Frage stellen, warum der Preis von Osmium noch nicht explodiert ist, wenn mit einer angeblich sicheren Ver-X-Fachung zu rechnen ist, wie sie die hiesigen Edelmetall-Vertriebler anpreisen. Im Gegensatz zu Bitcoin hat sich der Kurs von Osmium seit 2014 noch nicht um tausende Prozent gesteigert. Zu seiner Markteinführung im Jahr 2015, als die ersten Kurse ermittelt wurden, lag es bereits bei 800 Euro pro Gramm.

Haftungsausschluss:

Dieser Bericht ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keine Haftung übernommen.

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