Kutzers Zwischenruf: Ende der Globalisierung? Keine Chance

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Hört nicht hin, geschätzte Anleger, wenn (irgendwelche) Experten eine Re-Nationalisierung der Volkswirtschaften an den Horizont malen. Ändert auch nicht Eure grenzüberschreitende Anlagestrategie wegen der Diskussion im Rahmen des neuen Modeworts von der „Zeitenwende“. Die aktuellen Krisen und Kriege müssen (!) überwunden werden – Klima- und Umweltschutz müssen wieder erste Priorität gewinnen. Insofern aber ein klares Ja, wenn ein neues Zeitalter angekündigt (zumindest gewünscht) wird.

Deshalb unterstütze ich unseren Bundeskanzler, wenn er eine Rückkehr zu nationalem Denken ablehnt: Olaf Scholz hat angesichts der Verwerfungen im internationalen Handel vor einer zunehmenden Abschottung von Volkswirtschaften gewarnt. „Um es ganz klar zu sagen: Die De-Globalisierung ist ein Holzweg", erklärte Scholz heute zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums in Davos. „Natürlich müssen wir manch strategische Abhängigkeit reduzieren. Auch unsere Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland fällt in diese Kategorie – deshalb wird sie beendet." Mehr Widerstandsfähigkeit erreiche die Wirtschaft in einer krisenanfälligen Welt vor allem, indem sie sich breiter aufstelle. Recht hat er. Zugleich müssten wir Acht geben, dass aus notwendiger Diversifizierung kein Vorwand für Abschottung, Zollschranken und Protektionismus wird.

Das möchte ich durch einen Hinweis ergänzen, den ich seit Jahren immer wieder ausgrabe: Eine Abkehr von der Globalisierung ist gar nicht mehr möglich – das verhindern schon Digitalisierung und internationale Vernetzung. Wachstum der (meisten) größeren Unternehmen ist nur international möglich. Vergessen wird auch, dass größere Wirtschaftsnationen und Aktiengesellschaften schon vor Jahrzehnten begonnen haben, Wurzeln im Ausland zu schlagen. Das gilt nicht nur für westliche Konzerne: China beispielsweise hat sich umfangreiche Rohstofflagerstätten (nicht nur Gold) in Afrika) gesichert, Russland kauft europäische Fußballvereine. Die Beteiligung an Firmen bzw. Produktionsstätten im Ausland sowie Gründung von Tochtergesellschaften ist längst alltäglich.

Daraus folgert für Sie, liebe Leser, dass Größe und Internationalität beim Einlauf und/oder Verkauf Kriterien für eine Kapitalanlage bleiben. Und internationale Großanleger wechseln ohnedies ihre regionalen Favoriten – das brauchen die börsennotierten Aktiengesellschaften auch. Dazu passt eine soeben veröffentlichte Analyse: Die Stimmung unter Aktienanlegern hat sich im Mai laut einer Befragung wieder verbessert. Der vom Vermögensverwalter State Street ermittelte Global Investor Confidence Index (ICI) stieg um 4,8 Punkte auf 97,1 Punkte. Damit bewegt sich das Barometer für die Anlegerstimmung aber weiter unter der neutralen 100-Punkte-Marke, unter die es bereits im März gefallen war. Jetzt wird eine interessante Differenzierung deutlich: Die Anlegerstimmung hellte sich vor allem in Nordamerika auf, wie der entsprechende Teilindex mit einem Anstieg um 5,0 Punkte auf 99,1 Punkte zeigte. Jener für Asien legte moderat zu, während der europäische Confidence Index den dritten Monat in Folge nachgab.

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