Markt-Update: Dax auf Talfahrt - Unruhe an den Anleihemärkten - Stahlwerte unter Druck, Vonovia schwach, Brenntag gegen den Markttrend stark

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Am Aktienmarkt geht am Montag der Ausverkauf weiter. Angesichts einer hohen Inflation, Zinsangst und damit verbundenen Rezessionssorgen scheint keine Besserung in Sicht. Der Dax verlor am Nachmittag 2,3 Prozent auf 13.443 Punkte. Das Mai-Tief von 13.380 Punkten ist nahe. In seinen jüngst erst überwundenen Abwärtstrend seit Jahresanfang ist der Dax nun wieder zurückgefallen.

"Kurzfristige kräftige Kurserholungen wie beispielsweise Anfang Mai sind ein fester Bestandteil von Abwärtstrends", schrieben die Experten der Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management. "Wir bleiben skeptisch, dass die Aktienmärkte das sich verschlechternde fundamentale Umfeld bereits ausreichend eingepreist haben."

Am Mittwoch steht die nächste Zinssitzung der US-Notenbank Fed auf der Agenda, bei der weitere geldpolitische Straffungen als ausgemacht gelten. Entscheidend dürfte aber sein, ob die Währungshüter noch stärker aufs Tempo drücken als bisher erwartet. Die Fed stemmt sich gegen die sehr hohe Teuerung, die jüngst auf den höchsten Stand seit rund 40 Jahren gestiegen war.

"Die Inflation droht außer Kontrolle zu geraten und die Zentralbanken weltweit könnten geneigt sein, eine Rezession auszulösen, um die Nachfrage unter das durch Lieferengpässe und Krieg dezimierte verfügbare Angebot zu bewegen", erläuterte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

US-Anleihen: Zehnjahreszins steigt auf Elf-Jahreshoch

Auch der starke Zinsauftrieb an den Anleihemärkten hält an: Am Montag markierte die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen den höchsten Stand seit elf Jahren. Im Hoch rentierten die Papiere mit 3,28 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 2011. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel im Gegenzug kräftig um 0,62 Prozent auf 116,09 Punkte.

Marktteilnehmer sorgen sich zunehmend über die Zinsstruktur in den USA. Die sogenannte Zinskurve wird immer flacher, was oftmals als Vorbote wirtschaftlicher Probleme angesehen wird. So steigen die Zinsen in den kürzeren Anleihelaufzeiten wegen der Zinsanhebungen der Fed. Am längeren Ende fallen die Renditen, weil sich die wirtschaftlichen Aussichten mit der strafferen Geldpolitik zunehmend eintrüben. Ökonomen weisen darauf hin, dass Zinserhöhungsphasen in den USA oft von wirtschaftlichen Rezessionen begleitet werden.

Thyssenkrupp und Salzgitter deutlich unter Druck

Aktien aus dem Stahlsektor gaben stärker nach als der Gesamtmarkt. Die Titel von Thyssenkrupp und Salzgitter verloren bis zu 6,6 Prozent. Händler verwiesen neben den allgemeinen Konjunktursorgen auf die Gefahr von Streiks in der Stahlindustrie.

Vonovia mit Branche auf Talfahrt - Debatte über Adler-Anteil

Die Papiere von Vonovia sind am Montag in einem weiter abrutschenden Gesamtmarkt besonders stark gefallen. Während die Anleger wegen inflationsbedingter Konjunkturängste Aktien meiden, litten Papiere aus dem Immobiliensektor besonders deutlich unter der Perspektive immer schneller steigender Zinsen. Vonovia sackten um 3,6 Prozent ab auf das niedrigste Niveau seit 2017. Der europäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate büßte etwa drei Prozent ein.

Händler verwiesen bei Vonovia auch auf die immer noch ungeklärte Frage, was der Immobilienkonzern mit seinen Anteilen an der strauchelnden Adler Group plant. Dabei bezogen sich die Börsianer auf Aussagen in einem Interview der "Börsen-Zeitung" vom Wochenende, worin sich Finanzchef Philip Grosse offen zeigte für einen Verkauf. Darin betonte er außerdem, dass kein weiteres Kapital mehr in die Adler-Beteiligung fließen werde. Ein Marktteilnehmer sah darin nur eine Bestätigung vorheriger Aussagen. Adler-Aktien standen am Montag mit einem Abschlag von 7 Prozent besonders deutlich unter Druck.

Brenntag ziehen an - Erhöht Prognose für 2022

In einem weiter sehr trüben Marktumfeld haben die Aktien von Brenntag am Montag kräftig zugelegt. Nachdem der Chemikalienhändler seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr angeboten hatte, schnellten die Papiere um bis zu 6,5 Prozent in die Höhe. Zuletzt stand noch ein Plus von rund 2 Prozent auf 69,88 Euro zu Buche. Damit waren sie der einzige Gewinner im deutschen Leitindex Dax , der mehr als 2 Prozent verlor. Im Tageshoch bei 72,98 Euro waren die Anteilsscheine bis an den 100-Tage-Durchschnitt gesprungen. Dieser beschreibt den langfristigen Trend.

onvista/dpa-AFX

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