Aktienmärkte: Das zweite Halbjahr steht vor der Tür – das sind die Analysten-Prognosen einiger Investment-Banken

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Das erste Halbjahr neigt sich dem Ende zu und hinterlässt gebeutelte Aktien- und Anleihemärkte, die nach einem volatilen Ritt durch die ersten 6 Monate auf eines der schwächsten ersten Börsen-Halbjahre seit Jahrzehnten zurückblicken müssen. Die größte Krux für die Anleger angesichts der Inflationsentwicklung, der Rezessionssorgen und der Notenbankpolitik bleibt weiterhin: Unsicherheit.

Daher gestalten sich die Prognosen der Analysten der großen Investmentbanken auch entsprechend breit gestreut und nehmen viele Szenarien mit in die Betrachtung, da sich bisher an keinem der relevanten Problemherde eine klare Entwicklung abzeichnet.

UBS Analysten nennen vier Szenarien

Die Bank UBS hat in ihrem Ausblick gleich vier Szenarien belichtet: Eine „Sanfte Landung“, eine „Reflation“, eine „Stagflation“ und einen deutlichen „Einbruch“.

Einbruch: In diesem Szenario rechnen die Analysten mit einem signifikanten Rückgang der Wirtschaftsnachfrage, die das Wachstum und auch die Inflation rasant zurückfallen lassen. Investoren dürften in diesem Fall einen erheblichen Rückgang der Unternehmensgewinne einpreisen, was zu einem weiteren Abverkauf an den Aktienmärkten führen wird. Die Federal Reserve könnte in diesem Fall genug Spielraum sehen, die geldpolitischen Zügel wieder zu lockern. Das würde Kursgewinne für Anleihen bedeuten.

Stagflation: Die mögliche Angst, dass die Federal Reserve „hinter der Kurve zurückbleibt“, was die Bekämpfung der Inflation angeht, bleibt in diesem Szenario das dominante Thema am Markt und lässt die Zinsen an den Anleihemärkten weiter steigen. Eine Folge wären weitere Abverkäufe bei Aktien und Anleihen, da diese weniger attraktiv erscheinen.

Sanfte Landung: In diesem Szenario bleibt die Inflation hoch, es zeichnet sich jedoch ab, dass die Notenbank die Entwicklung mittelfristig unter Kontrolle bekommen wird. Die Zinsen am Anleihemarkt steigen in diesem Fall nicht weiter, während die nächste Quartalsberichtsaison weder besonders gut noch besonders schlecht ausfällt. Die Analysten rechnen in diesem Fall mit einer leichten Erholung an den Aktienmärkten.

Reflation: In diesem Szenario gehen die Analysten von einem überraschend deutlichen Rückgang der Inflationsrate aus – dies, in Kombination mit einem Waffenstillstand in der Ukraine, nachlassenden Problemen bei den Lieferengpässen aus China und einem weiterhin robusten Arbeitsmarkt in den USA dürfte die Risikobereitschaft der Anleger wieder deutlich erhöhen und zu einer Rally an den Aktienmärkten führen.

Citi-Analyst sieht Zins-Höhepunkt erreicht

Laut David Bailin, Chief Investment Officer der Citigroup, nähern sich die Märkte einem Höhepunkt bei der Zinsentwicklung und die Maßnahmen der Notenbank werden ihre Wirkung auf die Inflation entfalten. „Unserer Ansicht nach ist der größte Teil der erwarteten Straffung in den USA jetzt in die Renditen von Staatsanleihen eingebettet. Wir halten es für möglich, dass die Zinsen in diesem Jahr ihren Höchststand erreichen werden, da sich das US-BIP-Wachstum rapide verlangsamt. Dies wiederum wird wahrscheinlich zu niedrigeren Inflationswerten führen, was es der Fed ermöglicht, ihre restriktive Haltung zu lockern. Für Anleger können diese höheren Renditen ein attraktives Kaufniveau darstellen. Wir glauben, dass bestimmte festverzinsliche Vermögenswerte angesichts ihrer höheren Renditen jetzt ein „Gegenmittel“ für den „Gelddieb“ [Inflation] bieten“, so die Einschätzung des Citi-Analysten.

JPMorgan sieht Chancen bei zyklischen Werten

Währenddessen sehen die Analysten von JPMorgan zyklische Werte derzeit als beste Anlaufstelle für Anleger, während defensive Titel bereits zu stark bewertet sind. „Diese Sektoren sind nach wie vor vollgestopft mit einer relativen Rekordbewertung, die wir als anfällig für eine Rotation ansehen, sowohl in einem Szenario einer Rückkehr zur Erholung in der Mitte des Zyklus als auch in einem Wachstumsszenario und in einer Rezession“, heißt es in dem Halbjahresausblick der Bank. Zyklische Werte wie der Energiesektor seien hingegen wesentlich attraktiver bewertet.

Das Basisszenario bleibt jedoch die Unsicherheit und die Analysten betonen, wie schwer es derzeit für Anleger ist, angemessen durch die Märkte zu navigieren. Mark Haefele, Chief Investment Officer bei UBS, sagte im Halbjahresausblick: „Es gibt viele potenzielle Ergebnisse für die Märkte, und die einzige nahezu sichere ist, dass der Weg bis zum Jahresende volatil sein wird. Es kann sich für Anleger überwältigend anfühlen, wenn sie überlegen, wie sie ihre Portfolios positionieren sollen.“

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