onvista Börsenfuchs: Wenn die Propheten nochmals irren

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Das Wetter ist Geschmackssache, die Börse erstaunlich. Ob sich die Aktienkurse weiter erholen, ist umstritten (jedenfalls kurzfristig) und bleibt abzuwarten. Überhaupt gibt es seit einigen Tagen ein ziemliches Kuddelmuddel an den Märkten. Das ist für manche von Euch ungewohnt, aber typisch und voll normal: Aktien robust-fester, Euro etwas stärker, Gold glänzt wieder ein bisschen, Öl tropft ganz schön. Analysten und Portfolio Manager sind sich nicht einig, bleiben überwiegend vorsichtig, geben sich auf weite Sicht allerdings fast ausnahmslos bullisch. Größte Sorgen bereiten die Inflationsraten und die Angst vor einer Rezession. Aber: Was wann kommen dürfte (und was nicht), weiß kein noch so erfahrener Börsianer mit Bestimmtheit. Deswegen gehen die Aussagen über die zeitliche Abfolge noch auseinander.

Zum Start in den neuen Monat sieht Deutschland wie ein Loser aus (ähnlich wie gestern Abend in Wembley – Herzlichen Glückwunsch trotzdem für eine total tolle EM!). Schlechte Nachrichten sozusagen am laufenden Band. Doch geht der Dax nicht gleich in die Knie.

In Kürze: Die zunehmenden Verwerfungen durch den Ukraine-KLrieg und ein drohender Lieferstopp für Erdgas schüren hierzulande die Furcht vor einer Rezession. Die Spitzenvertreter des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) haben sich angesichts der prekären Lage in einem Brandbrief an ihre Mitglieder gewendet. Präsident Peter Adrian und Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben schreiben: „Seit dem 24. Februar dieses Jahres fliegen uns geradezu die Fetzen um die Ohren.“ Der Brief liegt dem Handelsblatt vor. Die aktuelle Krise habe kein absehbares Ende, heißt es weiter: Unser eigener Wohlstand und der unserer nachfolgenden Generationen steht auf dem Spiel.

Nur Stunden später: Die Schwäche der Weltkonjunktur schlägt zunehmend auf die Geschäfte der deutschen Maschinenbauer durch. Die exportorientierte Industriebranche verbuchte dank der Nachfrage aus dem Ausland im ersten Halbjahr noch ein kleines Auftragsplus von 2 Prozent, wie der Maschinenbauverband VDMA mitteilte. Der Markt läuft noch vergleichsweise gut.  Noch immer wollten viele Kunden in neue Maschinen und Anlagen investieren, die Zurückhaltung steigt aber. Dagegen ist die Konsumstimmung bei uns so schlecht wie seit Jahren nicht. Die Verbraucher sind einer aktuellen Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) zufolge derzeit bei Einkäufen und Anschaffungen so zurückhaltend wie lange nicht mehr. Hintergrund sind demnach die Unsicherheiten rund um die künftige Energiepreisentwicklung, wie der HDE am Montag mitteilte. Auch in den kommenden drei Monaten wird mit einer schwachen Konsumstimmung gerechnet. Derweil leidet unsere Industrie unter Materialknappheit: Laut Ifo-Umfrage bleibt die Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten weiterhin ein großes Problem. Im Juli meldeten fast unverändert 73,3 Prozent der befragten Firmen entsprechende Engpässe. In der Elektroindustrie, dem Maschinenbau und in der Automobilbranche berichteten weiterhin sogar rund 90 Prozent der Unternehmen, dass sie nicht alle Materialien und Vorprodukte bekommen. Für die nächsten Monate gibt es keine Anzeichen einer deutlichen Erholung bei der Beschaffung wichtiger Werkstoffe.

Es gibt aber Hoffnungskeime, meine Freunde. So könnte das heutige Ende der Getreide-Exportblockade der Anfang für Gespräche über eine diplomatisch-friedliche Lösung des Ukraine-Kriegs werden (schön wär’s ja). Für eher noch wahrscheinlicher halte ich eine Stabilisierung der Weltwirtschaft noch im Herbst/Winter – dank der Amis und Chinesen. Vielleicht irren sich die Miesepeter unter den Experten abermals, die noch vor Monaten beim Thema Inflation voll daneben lagen – irrtümlich. Die Börse würde, sich bestätigt fühlen, wenn wir wenigsten auf eine Inflation von etwa 4 bis 6 Prozent zurückkommen könnten.

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