Überraschender Deal mit Gschmäckle: Nikola kauft Romeo Power

The Motley Fool · Uhr
Wasserstoff-Truck Nikola Motor

Romeo Power (WKN: A2QK20) ist eine der SPAC-Aktien, die ich seit Monaten beobachte. Würde der Niedergang des Kurses irgendwann stoppen? Lauert hier nicht eine fantastische 10-Bagger-Chance? Es kam anders, als erwartet, denn nun ist Nikola Motors (WKN: A2JQN0) vorgeprescht. Der Lkw-Bauer will mit Romeo Power fusionieren. Für Nikola ist das eine großartige Sache, für Romeo-Aktionäre das Ende einer Leidensgeschichte.

Darum ist Romeo Power ein interessantes Unternehmen

Es gibt viele Unternehmen, die Batteriepacks montieren. Die meisten bauen aber eher simple Produkte für stationäre oder weniger anspruchsvolle Anwendungen. Wenn es darum geht, für Nutzfahrzeuge auf kleinstem Raum möglichst viel Energie zu speichern und intelligent zu managen, dann kann das nur eine Handvoll auf höchstem Niveau. Dazu gehört zum Beispiel Akasol aus Deutschland, die 2021/2022 von BorgWarner (WKN: 887320) übernommen wurde. Der führende Batteriepack-Hersteller wurde damals mit stolzen 754 Mio. Euro bewertet (auf schuldenfreier Basis).

Romeo Power wiederum behauptete gleichzeitig, über in vielerlei Hinsicht überlegene Technologie zu verfügen. Da die Elektromobilität noch in den Kinderschuhen steckt, hätte man denken können, dass Romeo Power innerhalb weniger Jahre zumindest die Größe von Akasol erreichen könnte. Schließlich wächst der Markt nun mit hohen Raten, auch im Schwerlastbereich, der für unabhängige Batteriepack-Lieferanten besonders attraktiv ist.

Mit den fast 400 Mio. US-Dollar, die über den SPAC-Deal Ende 2020 hereinkamen, schien Romeo Power mit genug Feuerkraft ausgestattet zu sein, um voll anzugreifen. Damals wurde Romeo Power mit 900 Mio. US-Dollar etwa gleich hoch bewertet wie später Akasol.

Darum hat der Nikola-Deal ein Gschmäckle

Keine zwei Jahre später also will der selbst ernannte Elektro-Lkw-Pionier Nikola die strauchelnde Romeo Power für 0,74 US-Dollar pro Aktie einsammeln. Bargeld fließt dabei nicht an die Aktionäre. Nikola gibt lediglich 4,5 % der eigenen Aktien aus und will Romeo Power eine Liquiditätsstütze im Umfang von 35 Mio. US-Dollar zukommen lassen.

SPAC-Anleger, die optimistisch mit den typischen 10 US-Dollar in den ursprünglichen Deal eingestiegen sind, stehen vor einem Desaster. Lediglich diejenigen, die in den letzten Monaten geschickt auf einen Turnaround gewettet haben, können sich über Gewinne im Bereich von 40 % freuen. Aber ein 10-Bagger wird daraus nicht mehr.

Es sind viele seltsame Vorgänge, die mich nachdenklich machen

Zunächst ist an die Rolle von BorgWarner zu denken. Das ist ein weltweit aktiver Top-Automobilzulieferer, der durch seine Beteiligung samt Joint Venture Romeo Power Glaubwürdigkeit verlieh im Vorfeld des SPAC-Deals. Dann kam die Übernahme von Akasol und einige Monate später der Ausstieg aus dem Joint Venture. Dabei beteuerte das BorgWarner-Management, dass es beide Säulen für seine E-Mobility-Strategie brauche.

Erstaunlich ist auch, dass Romeo Power einerseits die Technologieführerschaft proklamierte, aber andererseits noch eine Menge zu tun hatte, um seine Produkte zur Marktreife zu führen, während Akasol seit Jahren in großen Stückzahlen liefert. Das heute auf der Website zu sehende Produktspektrum weicht auch vom damals präsentierten ab.

Und dann ist da noch das Management, das schon ein Jahr nach dem Deal das Unternehmen verließ. Mit Susan Brennan kam Anfang 2022 ein erfahrener Haudegen an die Spitze. Sie schien das Zeug zu haben, um endlich Ordnung in diesen Laden zu bekommen. Die Strategie wurde hastig neu ausgerichtet. Statt nach großvolumigen Aufträgen zu heischen, suchte man vermehrt sein Glück in Spezialsegmenten wie Baufahrzeugen.

Ein Warnzeichen war jedoch, dass Brennan als Finanzierungsinstrument auf eine Eigenkapitalfazilität zurückgriff. Dabei geht es darum, bei Liquiditätsbedarf flexibel neue Aktien zum Discountpreis ausgeben zu können. Unternehmen mit überzeugenden Geschäftsmodellen müssen nicht solche verwässernden Instrumente nutzen, sondern können moderne Fremdkapitalinstrumente anzapfen.

Der Gewinner heißt Nikola

Obwohl also über die letzten Jahre eine Reihe von zweifelhaften Vorgängen mit Romeo Power verbunden sind, denke ich, dass Nikola hier einen ausgezeichneten Deal macht. Der Lkw-Bauer bekommt ein Geschäft, das über die letzten Jahre rund 300 Mio. US-Dollar in seine Entwicklung investiert hat. Dazu gehört auch der top ausgestattete nagelneue Fertigungsstandort in Cypress (Kalifornien).

Romeo Power konnte zuletzt auch ein paar kleinere Deals an Land ziehen und so seinen Auftragsbestand steigern. Die Technologie ist also sicherlich marktreif und wenn Nikola weiterhin in das Unternehmen investiert, dann kann Romeo Power in der Weltspitze mitspielen.

Nikola bekommt folglich zum kleinen Preise eine hocheffiziente Produktion von erstklassigen Batteriepacks. Als einer der ersten und größten Kunden von Romeo Power dürften die Nikola-Ingenieure genau wissen, auf was sie sich da einlassen.

Das Kuriose bei alldem ist, dass Nikola einer der großen Auslöser des kurzlebigen SPAC-Booms war. Wohl nur deshalb konnte Romeo Power so viel Geld für seine damals noch unausgereifte Technologie bekommen. Gutgläubige SPAC-Investoren haben den Weg zur Marktreife finanziert. Nikola sammelt die Früchte ein.

Der Artikel Überraschender Deal mit Gschmäckle: Nikola kauft Romeo Power ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool empfiehlt BorgWarner.

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