Allianz, Münchner Rück oder American International?

Versicherungsaktien – Mehr Sicherheit fürs Depot oder langweilige Dividenden-Titel?

onvista · Uhr
Quelle: josefkubes/Shutterstock.com

Versicherungen gehören zweifelsohne zu den langweiligsten Dingen im Leben. Doch trotzdem benötigt man sie, um sich vor Risiken abzusichern. Gilt dieser Leitsatz nur für die eigenen Lebenssituationen oder lässt sich dieser Leitsatz auch auf das eigene Aktiendepot anwenden. Sind Papiere aus der Versicherungsbranche mit ansprechenen Dividenden-Renditen ein Schutz gegen stürmische Phasen an den Börsen?

Die Versicherungsbranche

Laut einer Erhebung der Swiss Re betrug der Markt für Versicherungen 2020 unglaubliche 6,2 Billionen Euro. Damit zählen Versicherungen zu einer der wichtigsten Branchen weltweit. Größter Versicherungskonzern ist auch niemand Geringeres als Berkshire Hathaway, die Holding des berühmten Warren Buffett, welche allerdings wie allseits bekannt, nicht nur im Versicherungsgeschäft tätig ist. 

Doch so groß das Geschäft auch sein mag, es gibt noch eine Menge Wachstumsfelder. Bis 2025 wird die weltweite Versicherungsbranche laut einer Studie von businesswire.com noch um 19 Prozent wachsen. Außerdem wechseln viele Konzerne zusehens in den Bereich Asset Management, weil dieses Geschäftsfeld kalkulierbarer ist und interessante Margen mit sich bringt.

An sich gibt es also sehr interessante Zukunftsaussichten für die Branche. Trotzdem sind viele der Aktien durch die aktuellen Verwerfungen an den Börsen etwas zurückgekommen. Allerdings handelt es sich hier nicht um 50 Prozent oder mehr Verlust, sondern ein moderates Minus, welches die großen Indizes somit outperformen konnte. Mit Blick auf den STOXX Europe 600 Insurance Index, wird deutlich, dass dieser seit Jahresbeginn nicht einmal zwei Prozent verloren hat, während der breite Markt mehr als 20 Prozent unter Wasser ist.

Hier kommen also die Vorteile von konservativen Geschäftsmodellen zum Tragen. Zudem bieten die meisten Versicherungsunternehmen aktuell hohe Dividendenrenditen und zum Teil attraktive Bewertungen. Aber welche davon sind besonders interessant? Hier drei Aktien, auf die Anleger einmal ein Auge werfen können:

Nummer 1 auf dieser Liste ist der deutsche Branchenprimus Allianz. Die Münchener sind nicht nur Sponsor und Anteilseigner des FC Bayern, sondern auch außerhalb des Fußballs sehr erfolgreich. Mit 155 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022 und einem erwarteten Gewinn von sage und schreibe 6,9 Milliarden Euro nach Steuern ist die 1890 ins Leben gerufene Allianz ein Schwergewicht im Versicherungsmarkt. So ist der deutsche Versicherer allein von der Marktkapitalisierung her die Nummer 4 auf der Liste der größten Player in diesem Markt und der größte in Europa.

Kurstechnisch tritt die Aktie jedoch seit Jahren mehr oder weniger auf der Stelle und hat sich aufgrunde der angespannten Lage an den Märkten wieder unter die 200-Euro-Marke verabschiedet. Jedoch ist das KGV seit Langem zum ersten Mal einstellig, was für as Allinaz-Papier, welches ein langfristig vielversprechendes Geschäftsmodell betreibt, ein Einstiegssignal bedeuten könnte.

Was Investoren ebenso anlocken dürfte ich die hohe Dividendenrendite des Unternehmens. Mehr als sechs Prozent beträgt die aktuelle Ausschüttungsrendite. Hier wurde in mehr als 20 Jahren die Dividende auch nicht ein einziges Mal gesenkt. 

In der aktuellen Marktphase ist es sicherlich schwer einen guten Einstiegszeitpunkt für die Allianz-Aktie zu finden. Lanfristig orientierte Anleger sollten sich darum allerdings keine großen Gedanken machen. DAs Paier dürfte mit der Zeit immer mehr seine gute Marktstellung ausspielen und im Zusammenspiel mit der Dividende auch in stürmischen Zeiten nicht die schlechteste Wahl für das Depot sein.

Ein anderer, ebenfalls aus Deutschland stammender Wert ist die Münchener Rück Versicherungsgesellschaft. Diese ist zwar mit 33 Milliarden Marktkapitalisierung deutlich kleiner als die Allianz, aber noch lange kein Leichtgewicht. Das wie sich aus dem Namen erahnen lässt in München sitzende Unternehmen beschäftigt aktuell beinahe 40.000 Mitarbeiter 

Anders als bei der Allianz handelt es sich hier allerdings um einen der größten Rückversicherer der Welt. Diese verdienen ihr Geld in dem sie Risiken anderer Unternehmen, zum Beispiel von B2C Versicherungsgesellschaften prämieren. Da aber gerade solche Geschäfte sehr stark von Phänomenen wie Naturkatastrophen belastet werden, ist hier Vorsicht geboten.

Aktuell ist die Münchener Rück, wie die Allianz, mit einem KGV von neun bewertet. Auch hier liegt das historische Kurs-Gewinn-Verhältnis deutlich höher. In Jahren ohne große Sondereffekte wie zum Beispiel Fluten pendelt der Bewertungsmaßstab zwischen 11 und 15, was sehr deutlich macht, wie günstig diese Aktie eigentlich ist.

Zudem bietet die Münchener Rück, wie auch die Allianz eine attraktive Ausschüttungsrendite von über fünf Prozent, welche gerade für Einkommensinvestoren oder Dividendenjäger interessant sein kann. Die Rückversicherungsgesellschaft hat seine Ausschüttungen an die Aktionäre schon seit über 20 Jahren nicht gesenkt und regelmäßig erhöht. So zeigt eine Ausschüttung von 1,25 € im Jahr 2002 zu einer jetzigen Ausschüttung von 11,52 € ein Dividendenwachstum von mehr als 800 Prozent.

Aktuell ist das Paket Krsentwicklung und Dividendenausschüttung bei der Münchener Rück ansprechend. Der jüngste Rücksetzer aufgrund der Gas-Problematik mit Russland stellt unserer Meinung nach eher eine Chance als ein Risiko dar.

Wer sich allerdings lieber nicht dem Home-Bias hingeben möchte, kann einmal einen Blick nach Amerika werfen. Hier muss zunächst auf die Besonderheiten des Versicherungsystems hingewiesen werden, welches fast ausschließlich in privater Hand ist und deswegen den Konzernen zumeist viel mehr an Beiträgen und Gebühren einbringt als beispielsweise in Europa.

Doch American International ist inzwischen nicht mehr nur der klassische amerikanische Versicherungskonzern, sondern erwirtschaftet seine 52 Milliarden US-Dollar Umsatz weltweit. Dabei ist das Unternehmen in mehr als 100 Ländern als Versicherer und Finanzdienstleister tätig. Die Transformation dieses Unternehmens war allerdings sehr kostenintensiv und brachte Gewinnausfälle und Dividendenkürzungen mit sich.

Auch hier ist das KGV auf aktuell neun gesunken, während das historische Kurs-Gewinn-Verhältnis deutlich höher liegt. Allerdings bietet American Internataional eine wesentlich niedrigere, wenn auch nicht unansehnliche, Dividendenrendite von 2,5 Prozent. Die Ausschüttung erfolgt allerdings nicht mit der Konstanz und Kontinuität der beiden deutschen Werte. Deswegen ist American International eher ein Wert für Investoren, welche auf Kursgewinne statt Ausschüttungen setzten.

Sich eine Aktie aus der Versicherugsbranche als tragende Säule ins Depot zu legen ist für langfristig orientierte Anleger sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Bei den meisten Werten aus der Branche verhält es sich allerdings wie bei vielen attraktiven Dividendenwerten. Sie fallen nicht durch rasante Kurssteigerungen im Depot auf, sondern klettern lieber ganz gemächlich im Kurs nach oben und liefern dazu in vielen Fällen eine ansprechende Dividenden-Rendite. Das muss allerdings kein Nachteil sein.

Auch an der Börse gilt mitunter: Was schnell steigt, kann auch tief fallen. Daher sind die "langweiligen" Versicherungstitel auch nicht so anfällig wie riskantere kleinere Titel. Zudem ist die Auswahl in der Branche sehr groß. In die Kategorie der Allianz und Münchner Rück fallen sicherlich auch noch die Papiere der Hannover Rück, Swiss RE und Axa. Auch hier lohnt sich ein genauerer Blick auf die Aktien.

Unser Fazit ist daher: Ein "langweiliger" Dividenden-Titel aus der Versicherungsbranche schadet dem Depot auf lange Sicht auf keinen Fall. Um die Fünf Euro für das Phrasenschwein komplett zu machen gilt dabei: "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist."

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel