Kutzers Zwischenruf: Der politische Druck auf die Börsen nimmt zu

Hermann Kutzer · Uhr
Quelle: Poring Studio/Shutterstock.com

Sorgen gibt es zuhauf und mit zunehmender Tendenz: Wachstumsängste, Inflationsängste, Zinsängste, Sorgen um die Energieversorgung – und die politischen Entwicklungen. Zu den Besonderheiten gehört, dass die geopolitischen Probleme das Tun und Lassen der nationalen Regierungen häufiger in Frage stellen. Und in der Bevölkerung wächst der Unmut. Da wundert es nicht, dass Anleger Sicherheit suchen und Aktien meiden. Viele Aktienindizes markierten zuletzt neue Jahrestiefststände und Investoren fragen sich: Wie tief können Aktien noch fallen? Ich hatte eigentlich noch Schlimmeres befürchtet (was noch kommen kann). Der September, der im langfristigen Durchschnitt schlechteste Börsenmonat, ist seinem Ruf abermals gerecht geworden.

Nun beginnt das vierte Quartal und damit eine im historischen Durchschnitt für Aktien sehr positive Phase. Aber gilt das immer? Man mag’s nicht glauben, denn die vom Ukraine-Krieg und seinen Folgen ausgehenden Belastungen vor allem für Europa werden unerträglich. Das Research der Helaba hat untersucht, wie sich seit 1965 der Dax im vierten Quartal in Abhängigkeit von der Performance der ersten drei Quartale entwickelt hat: In Jahren mit einer positiven Wertentwicklung legte der deutsche Leitindex um durchschnittlich 5,6 % zu, in Jahren mit einer negativen Zwischenbilanz verbuchte er ein durchschnittliches Plus von lediglich 0,5 %. Allerdings ist zu beobachten, dass die Performance im vierten Quartal in Jahren mit Kursrückgängen sehr weit streute. Salopp ausgedrückt: Alles ist möglich – von einer Jahresendrally bis zu einem Absturz.

Ein ausgesprochen unbefriedigendes Ergebnis. Der Versuch, den optimalen Zeitpunkt für den Ein- bzw. den Ausstieg zu erwischen, wird selten von Erfolg gekrönt sein. Daher bietet es sich an, in Chance-Risiko-Kategorien zu denken. Eine wertvolle Orientierung bietet dabei die Bewertung. Zwar neigen Aktien dazu, nach unten wie nach oben zu übertreiben. Auf Sicht von mehreren Jahren zahlt es sich jedoch aus, Aktien dann zu kaufen, wenn sie unterbewertet sind. Auf Basis der gängigsten Bewertungskennziffern Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie Dividendenrendite beträgt der faire Wert des Dax nach Berechnung der Analysten derzeit 14.700 Punkte.

Auf dem aktuellen Niveau sind deutsche Standardwerte damit klar unterbewertet. Kann es zwischenzeitlich noch weiter nach unten gehen? Leider ja, wenn die politischen Krisen weiter eskalieren. Die Helaba sieht es ähnlich: „Ja, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die von uns prognostizierte Erholung erst etwas später einstellen wird. Wer allerdings bereit ist, dieses Risiko einzugehen, dem winken auf Sicht der kommenden Jahre überdurchschnittliche Renditechancen.“ Das sehe ich auch so.

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