Heiko Böhmer: Endspurt 2022, Märkte wieder im Aufwärtstrend

Heiko Böhmer · Uhr
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Nach elf Monaten haben die Börsen in diesem Jahr schon viele Tiefpunkte, aber auch überraschende Erholungen gesehen. Letztes Beispiel in der Reihe der erfreulichen Überraschungen war ohne Frage der vergangene Mittwoch. Nach positiv aufgenommenen Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell starteten die Börsen massiv durch. Ist das jetzt der Startschuss für die Jahresendrallye?

Nun habe ich diese Frage schon Mitte November an dieser Stelle gestellt. Damals hatten die Aktienmärkte auch einen überraschend starken Handelstag erlebt. Danach ist aber bis heute gar nicht mehr so viel passiert. Daher stellt sich die Frage: Welche Substanz weist die aktuelle Trendbewegung nach oben auf? Um das zu beantworten lohnt sich der Blick auf die aktuellen mittel- bis langfristigen Trends bei den maßgeblichen Indizes.

Indizes schon wieder im Aufwärtstrend

Speziell in Europa haben die Indizes schon wichtige Trendlinien nach oben überwunden. Beispiel EuroStoxx50: Der liegt nach den jüngsten Zuwächsen schon wieder über den für langfristige Trends so wichtigen 200- und 250-Tage-Linien. Etwas anders sieht es in den USA beim S&P 500 aus. Dort fiel die Erholung zuletzt geringer aus. Folgerichtig notiert der maßgebliche US-Index zwar schon wieder über der 200-Tage-Linie aber immer noch knapp drei Prozent unter der 250-Tage-Linie.

Nun ist der Trendblick auf die Aktienmärkte immer nur ein Hinweis auf die aktuelle Lage. Dennoch zeigt sich hier die deutlich bessere Entwicklung, welche die Börsen in Europa zuletzt verzeichnen konnten. Tatsächlich ist das Minus in diesem turbulenten Börsenjahr beim EuroStoxx50 auf nur noch acht Prozent seit Jahresbeginn zusammengeschmolzen – ein positives Zeichen.

Dennoch bleibt das Börsenumfeld herausfordernd, denn verschiedene Krisen belasten die Märkte, auch wenn es in diesen Tagen nicht mehr so ausseht. Doch der Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung fällt doch ernüchternd aus. Für 2023 sehen viele Wirtschaftsforscher und Experten eine hohe Rezessionsgefahr. Das gilt vor allem für Europa. Noch vor wenigen Woche fasste das der IWF im aktuellen Ausblick so zusammen: „The worst is yet to come.“ Das Schlimmste liegt noch vor uns.

Gewinnrezession breitet sich aus

Wie locker das Geld beispielsweise bei den Konsumenten sitzt, werden wir schon in wenigen Wochen mit dem Einzelhandelsumsätze zum Dezember erfahren. Angesichts der Ungewissheit über die Preisentwicklung deutet viel auf eine eher vorsichtige Haltung der Verbraucher hin. Das würde dann wiederum die Unternehmen belasten und sie möglicherweise veranlassen, die Prognosen für 2023 nach unten anzupassen. Münden könnte diese Entwicklung dann in einer breiten Gewinnrezession, also einem Gewinnrückgang bei vielen Unternehmen.

Tatsächlich hat der Erfolg des Energiesektors zuletzt die schon angespannte Lage bei vielen Unternehmen überdeckt. Im dritten Quartal stiegen zwar die Gewinne im S&P 500 Index um knapp vier Prozent im Vorjahresvergleich an. Doch mit einem Gewinnplus von 140 Prozent hat der Energiesektor hier das Bild doch deutlich verzerrt. Rechnet man die Energiewerte heraus so ergibt sich ein Gewinnrückgang um 3,5 Prozent.

Hier wird einmal mehr deutlich: An den Börsen herrscht doch eine selektive Wahrnehmung. Belastungen werden in ihrer Tragweite nicht wirklich beachtet. Auf der anderen Seite wird eine Ankündigung des Fed-Chefs Jerome Powell mit so viel Hoffnung aufgeladen, dass die Kurse durch die Decke gehen. So etwas endet in Übertreibungen und da heißt es für Investoren einfach nur einen klaren Kopf bewahren und dem täglichen Rauschen an den Börsen keine zu große Bedeutung beizumessen.

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