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3 Fragen an Bernecker

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Bernecker

Befindet sich der Wohnungssektor in deutschen Großstädten in einer Preisblase?

Der deutsche Immobilienmarkt hat sich in den vergangenen 12 Jahren aus einer ursprünglichen Krise hervorragend entwickelt. Sowohl in der Qualität wie in der Rentabilität. Begünstigt wurde dies durch die niedrigen Zinsen mit zwei Wirkungen: Die Finanzierung war so günstig wie noch nie und die Bewertung erreichte Größenordnungen, die schwer zu rechtfertigen sind. Mit der Zinswende ist dieser Rückenwind erledigt.

Der Wohnungsbedarf in Deutschland verlangt weiterhin eine Größenordnung für neue Bauten um rund 400.000. Das ist die wichtigste Nachfragestütze. Die Rentabilität des Wohnungsbaus in Deutschland bleibt im Grundsatz rechtlich und faktisch gesichert. Also ist mit Korrekturen von Übertreibungen zu rechnen, wie etwa in München, Berlin etc., und umgekehrt mit Preisangleichungen von unten nach oben, insbesondere in ländlichen Sektoren. Die Preiskorrekturen mögen bei 10 bis 15 % angesiedelt sein. Mehr Risiko ist nicht drin.

Sind amerikanische Unternehmensanleihen aktuell interessant für ein Investment?

5 bis 6 % Rendite für AAA-Bonds sind der regelmäßige Mindeststandard für Investments in amerikanischen Anleihen. Schlechtere Bonitäten bringen es auf 6 bis 6,5 %. Das ist zweifellos eine brauchbare Rendite mit hinreichender Solidität. Aber: Der amerikanische Bondmarkt lebt nicht von privaten Investoren, sondern von Institutionen aller Art, inklusive Fonds etc. Kein Amerikaner kauft Anleihen etwa für die Altersvorsorge, wofür ausschließlich Aktien berücksichtigt stehen.

Direkter Vergleich ist mithin leicht: 5 bis 6 % Rendite in Anleihen stehen gegenüber einer durchschnittlichen Performance von Aktieninvestments von über 10 % inklusive Dividendenrendite. Dann ist die Entscheidung leicht für diejenigen, die einfach nach vorne denken: Investments in Aktien unterliegen einer Schwankungsbreite in den Kursen, aber auf der Zeitachse schlagen Aktien immer Anleihen.

Schaut man die desaströsen geldpolitischen Entscheidungen in der Draghi-Ära und den ersten beiden Jahren unter Lagarde an, stellt sich einem die Frage: Wie lässt sich so etwas zukünftig vermeiden?

Die EZB ist keine Zentralbank klassischer Art, sondern eine Staatsfinanzierungsbank. Das war allen klar und eine Bedingung für die deutsche Wiedervereinigung und die finanzielle Einbindung der deutschen Finanzkraft in die Eurozone. Präsident Mitterand hat daran nie einen Zweifel gelassen. Aus Loyalität spielt Deutschland mit. Es gelang nur, in Maastricht die bekannten Kriterien einzuführen, an die sich seitdem niemand hält, abgesehen von den Deutschen. Dieser Konflikt zwischen Staatsfinanzierung und Stabilität einer Währung lässt sich nicht beheben.

Das muss jeder wissen, der ehrlich ist. Die deutschen Fachleute, teilweise noch aus Bundesbankzeiten, belegen dies permanent mit ihren kritischen Anmerkungen zur EZB-Politik. Die andere Alternative ist ebenso klar: Ohne Euro gibt es keine Eurozone. Daran scheiden sich die Geister.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich auf diesem Wege ein frohes Weihnachtsfest, eine ruhige, besinnliche Zeit im Kreise der Familie und Freunde und natürlich einen guten Start in das neue Jahr. Bis zur ersten Januarwoche, alles Gute,

Ihr Hans A. Bernecker

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