Nahrungsmittelriese Nestle schraubt Preise 2023 weiter hoch

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Zürich (Reuters) - Die Verbraucher müssen wohl auch in diesem Jahr für Produkte des Nahrungsmittelriesen Nestle deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Der Schweizer Hersteller von Nespresso, Maggi oder KitKat will mit höheren Preisen die gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Energie weiterreichen. "Wie alle Verbraucher in der Welt sind auch wir von der Inflation betroffen und versuchen nun, den entstandenen Schaden zu beheben", erklärte Konzernchef Mark Schneider am Donnerstag. Zur Höhe der Preissteigerungen wollte er keine Angaben machen. Aber ein großer Teil des organischen Umsatzwachstums von voraussichtlich sechs bis acht Prozent solle von höheren Preise kommen.

Im vergangenen Jahr fuhr Nestle einen Umsatz von 94,4 Milliarden Franken ein. Das organische Wachstum, das Zukäufe, Verkäufe von Sparten und Währungseinflüsse ausklammert, erreichte 8,3 Prozent. Preiserhöhungen steuerten 8,2 Prozent zu dem Wachstum bei. Die gegenwärtigen Inflationsraten habe es in den westlichen Ländern seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben, erklärte Schneider. "Das ist für viele von uns neu." In den USA kletterten die Nahrungsmittelpreise im vergangenen Jahr etwa um 10,4 Prozent.

Während die Absatzvolumen bei Nestle im langfristigen Vergleich jeweils rund ein Prozent pro Jahr zulegten, gingen sie 2022 zurück. Aber die höheren Preise seien dafür nicht Ausschlag gebend, sondern Lieferkettenprobleme und der hohe Vergleichswert aus dem Vorjahr. "Alle haben in diesem Umfeld etwas gelitten, aber ich sehe keinen Zusammenhang mit der Preisgestaltung", sagte Schneider. "Und wenn man unsere Preise mit denen anderer Unternehmen der Branche vergleicht, sind wir nicht über das Ziel hinausgeschossen." Es gebe nur vereinzelt Hinweise, dass die Verbraucher auf günstigere Marken ausgewichen seien, ergänzte Finanzchef François-Xavier Roger.

Die Ausrichtung des Produktportfolios auf wachstums- und margenstarke Produkte wie Heimtiernahrung, Kaffee und Premiumwasser zahle sich aus, erklärte Michael Kunz, Analyst der Luzerner Kantonalbank. "Nestlé ist weiterhin in der Lage, bei steigenden Kosten Preiserhöhungen bei den Abnehmern durchzudrücken, weil diese wohl nicht die prominenten Produkte aus ihrem Sortiment werfen wollen."

VOR LANGER WACHSTUMSPHASE?

Um mit der Verteuerung von Rohstoffen, Verpackung, Fracht und Energie zurechtzukommen, hatten auch Coca-Cola oder Pepsi Cola die Preise in den letzten Quartalen angehoben. Nestle gibt die höheren Einkaufskosten zwar großteils an den Handel und die Verbraucher weiter. Angesichts der Preisvereinbarungen besteht dabei aber eine zeitliche Verzögerung. Dies wirkte sich 2022 auf die operative Marge aus. Der entsprechende Wert sank auf 17,1 Prozent von 17,4 Prozent im Jahr davor.

Der Gewinn brach sogar um 45,2 Prozent auf 9,3 Milliarden Franken ein. Allerdings hatte 2021 der Verkauf eines Aktienpakets am Kosmetikkonzern L`Oreal das Ergebnis aufgebläht. Trotz des Gewinnrückgangs soll die Dividende auf 2,95 Franken je Aktie angehoben werden.

Andere Konsumgüterkonzerne wie die britische Unilever wollen ebenfalls weiter an der Preisschraube drehen. Schneider wollte keine Hinweise geben, bei welchen Produkten der Konzern aus Vevey am Genfersee die Preise anheben könnte. Nestle werde das nur bei Produkten tun, wo dies die höheren Einkaufskosten rechtfertigten. "Wir werden sehr zielgerichtet vorgehen, Produkt für Produkt, Markt für Markt." Der Konzern habe kein genaues Bild, welche Kosten 2023 deutlich anziehen dürften. Offen sei etwa der Einfluss von Lohnverhandlungen. "Alle beobachten, inwieweit sich eine Inflation, die im Großen und Ganzen rohstoff- und energiegetrieben war, nun in eine lohngetriebene Inflation verwandelt", sagte er.

Schneider will auch auf die Kostenbremse treten, um die operative Ergebnismarge von zuletzt 17,1 Prozent mittelfristig zu verbessern. Für das laufende Jahr stellte er einen Wert von 17,0 bis 17,5 Prozent in Aussicht. Bis 2025 peilt der Konzern eine Rückkehr zu einer bereinigten Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent an. Die Umsatzprognose für das laufende Jahr liegt nach Ansicht von Kepler Cheuvreux-Analyst John Cox deutlich über den Markterwartungen. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Nestlé und der Nahrungsmittelsektor vor einer mehrjährigen Periode hohen Umsatzwachstums stehen."

(Bericht von Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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