Mercedes-Benz will Rendite trotz Gegenwind hoch halten

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- von Ilona Wissenbach

Stuttgart (Reuters) - Mercedes-Benz will seine zweistellige Rendite in diesem Jahr gegen steigenden Kostendruck und härteren Konkurrenzkampf in der Autoindustrie verteidigen.

"Wir haben in den vergangenen Jahren einen klaren Kurs verfolgt - Margenqualität geht dem Jagen nach Volumen vor, das gilt auch für 2023", sagte Mercedes-Chef Ola Källenius am Freitag in Stuttgart. Im vergangenen Jahr hatte das Hauptgeschäftsfeld Pkw mit höheren Preisen und einem Fokus auf die profitabelsten Spitzenmodelle die Umsatzrendite auf ein Rekordhoch von 14,6 Prozent geschraubt, anderthalb Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Für das laufende Jahr peilt der Autobauer zwölf bis 14 Prozent Marge an. Der Absatz soll stagnieren - aber nicht weil eine schwache Nachfrage erwartet wird, sondern das Angebot knapp gehalten werden soll.

Analysten erwarten einen schärferen Konkurrenzkampf in der Autoindustrie bei wieder höherer Produktion, die auf schwächere Kaufkraft und Nachfrage wegen der hohen Inflation stoßen könnte. Die kräftigen Preissenkungen des Elektroautobauers Tesla sahen Branchenexperten dafür als Signal. "Die Sorge ist, wenn wir in eine Rezession gehen, kehrt die alte Rabattmentalität wieder zurück", sagte Michael Muders, Fondsmanager von Union Investment. "Mercedes sollte es aber schaffen, die Marge zweistellig zu halten." In der Vergangenheit rangierte die Rendite um die acht Prozent. Doch Mercedes-Chef Källenius trimmt die wertvolle Automarke stärker auf Luxus, um die Profitabilität zu steigern. Manche Autobauer strebten in diesem Jahr nach fünf oder zehn Prozent Absatzplus, erklärte Patrick Hummel, Autoanalyst der Bank UBS. Dass Mercedes-Benz zurückhaltend bleibt, wertet er als gute Voraussetzung, das Ergebnis zu sichern. Angesichts steigender Kosten sei der Kurs von Mercedes ermutigend, sagte Daniel Röska von Bernstein Research.

Vorankommen will der Stuttgarter Autobauer beim Hochlauf der Elektroautos. Sie machen erst knapp sechs Prozent des Absatzes aus. Im laufenden Jahr will die Marke mit dem Stern mit rund 300.000 reinen E-Autos doppelt soviele verkaufen und setzt dabei auf neue Modelle wie den EQE. Da die Kosten des Batterieantriebs noch höher sind als Verbrennungsmotoren, die hohen Kosten aber nicht an die Kunden weitergegeben werden könnten, werde das einen halben Prozentpunkt Rendite kosten. Der Umschwung zum E-Auto habe gerade erst begonnen. "Der Großteil der Arbeit liegt noch vor uns, wir haben erst das Fundament gelegt", sagte Källenius.

AKTIENRÜCKKAUF KOMMT GUT AN

Im abgelaufenen Jahr steigerte der Dax-Konzern Umsatz und Gewinn kräftig. Das Betriebsergebnis kletterte 2022 um 28 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro und damit stärker als erwartet. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 150 Milliarden Euro zu. "Wir haben Mercedes-Benz zu einem profitableren Unternehmen weiterentwickelt", erklärte Konzernchef Källenius. Auf Konzernebene soll der Umsatz 2023 auf Vorjahresniveau verharren, der Betriebgewinn leicht sinken. "Wir bleiben auf der vorsichtigen Seite", sagte Finanzchef Harald Wilhelm mit Verweis auf viele Unsicherheiten und Risiken in der Gesamtwirtschaft.

Die Marke mit dem Stern steigerte den Pkw-Absatz 2022 um fünf Prozent auf 2,04 Millionen Fahrzeuge und verkaufte mit 415.000 acht Prozent mehr Vans und Transporter. Dennoch konnte auch Mercedes nicht die hohe Nachfrage vollständig bedienen, weil der Mangel an Halbleitern und anderen Bauteilen die Fahrzeugproduktion weiterhin stocken ließ. Mercedes legte die Priorität wegen des Chipmangels auf hochpreisige, profitable Modelle wie die Luxuslimousinen S-Klasse und Maybach und konnte höhere Preise durchsetzen: Der Preis für einen Mercedes lag im Schnitt mit knapp 73.000 Euro neun Prozent höher als im Vorjahr und 43 Prozent über dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie 2019. Die Nettopreise sollen weiter leicht steigen, um steigende Kosten zu kompensieren.

Unter dem Strich verdiente der Stuttgarter Premiumhersteller 14,8 Milliarden Euro, das waren 34 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Hauptversammlung werde eine höhere Dividende von 5,20 (Vorjahr: 5,00) Euro je Aktie vorgeschlagen. Die Aktionäre sollen außerdem von dem am Donnerstagabend angekündigten Aktienrückkauf im Volumen von bis zu vier Milliarden Euro über zwei Jahre profitieren. "Ziel ist, die Kapitalstruktur zu optimieren und Wert für die Aktionäre zu generieren", erklärte der Dax-Konzern. "Das war ein gutes und wichtiges Signal", sagte Analyst Hummel. Anleger könnten mit höherem Gewinn je Aktie rechnen, weil die Zahl der Aktien dadurch sinke. Der Aktienkurs legte um mehr als drei Prozent auf Kurse von 74,99 Euro zu. Im Vergleich zum Vorjahresstand war die Aktie trotz steigender Profitabilität kaum vom Fleck gekommen.

(Bericht von Ilona Wissenbach; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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