EZB berät inmitten von Börsenturbulenzen über erneute Zinserhöhung

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Die Währungshüter der EZB beraten an diesem Vormittag inmitten einer Phase tagelanger heftiger Finanzmarkt-Turbulenzen über eine erneute Zinsanhebung im Kampf gegen die hohe Inflation.

Experten zufolge könnten die Verwerfungen an den Börsen sie von ihrem in Aussicht gestellten kräftigen Zinsschritt abbringen. Bis vorige Woche galt es als ausgemacht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsschrauben erneut um 0,50 Prozentpunkte anzieht. Doch der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA hatte weltweit Schockwellen an den Börsen und Sorgen um die Stabilität des Bankensektors ausgelöst. In Europa ist die kriselnde Schweizer Großbank Credit Suisseim Fokus. Die EZB steht bei ihren Beratungen daher vor der schwierigen Aufgabe, die Stabilität des Finanzsystems zu sichern aber gleichzeitig ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation zu bewahren.

Denn EZB-Präsidentin Christine Lagarde und viele ihrer Ratskollegen hatten zuletzt wiederholt signalisiert, die Zinsen auf der zweiten geldpolitischen Sitzung in diesem Jahr wie im Februar und im Dezember um einen halben Prozentpunkt anzuheben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, würde dadurch auf 3,00 Prozent steigen. Es wäre die sechste Zinsanhebung in Folge seit der Zinswende im Juli 2022. Die Inflation im Euro-Raum ist zwar zuletzt etwas gesunken. Doch mit 8,5 Prozent im Februar liegt sie immer noch weit entfernt von der Zielmarke der Euro-Wächter von zwei Prozent.

Wichtige Entscheidungshilfen für die Währungshüter dürften die neuen Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte liefern, die ihnen zur Sitzung vorliegen. Erwartet wird unter anderem, dass die Prognosen für die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, angehoben werden. Dies könnte als Hinweis gelesen werden, dass sich die hohe Inflation womöglich als hartnäckiger erweist als zuletzt gedacht. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Euro-Wächter die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen unter anderem mit einer anhaltend hohen Kernrate begründet.

Angesichts der Börsenturbulenzen haben Investoren an den Börsen aber inzwischen ihre Erwartungen an einen erneuten großen Zinsschritt drastisch zurückgeschraubt. Noch vor einer Woche wurde für die heutige Zinssitzung die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung um einen halben Prozentpunkt auf deutlich mehr als 90 Prozent eingestuft. Inzwischen wird die Chance für einen solchen Schritt nur noch bei etwa 40 bis 45 Prozent verortet.

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