Continental macht sich Mut - weniger Gegenwind erwartet

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Hamburg (Reuters) - Der Autozulieferer Continental rechnet nach einem durchwachsenen Jahr mit weniger Gegenwind.

Der Konzern blicke trotz weiter steigender Kosten zuversichtlich nach vorn, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer am Donnerstag bei der virtuellen Hauptversammlung. Die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen werde sich vor allem in den wichtigen Kernmärkten Europa und Nordamerika weiter erholen. "Das bedeutet zwar noch nicht Rückenwind, aber doch weniger Gegenwind", sagte Setzer, dessen Vertrag als Vorstandschef der Aufsichtsrat zuvor um weitere fünf Jahre verlängert hatte. Als neues Geschäftsmodell präsentierte Continental eine Partnerschaft mit dem US-Technologiekonzern Aurora für autonome Schwerlaster. Die Übertragung der Aktionärsversammlung im Internet war über eine Stunde unterbrochen und bleib auch danach wackelig, was für viel Kritik bei Aktionärssprechern sorgte.

Setzer sagte, Continental habe seine Widerstandskraft gegenüber den Einflüssen der gestressten Weltwirtschaft verbessert. Die gestiegenen Beschaffungskosten habe der Konzern durch Preiserhöhungen bei seinen Kunden eingedämmt. "Wir können dynamischen Wandel. Wir können erfolgreiches Krisenmanagement", betonte der Konzernchef. An den Nachwirkungen des Cyberangriffs im vergangenen Jahr hat der Konzern allerdings immer noch zu knapsen. Ein von den Hackern verlangtes Lösegeld sei nicht gezahlt worden, sagte ein Sprecher. Anders als angedroht, hätten die Angreifer die Daten bislang aber nicht veröffentlicht. Diese Drohung steht damit weiter im Raum. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) verlangte eine Nachbesserung der IT. Das Risiko sei groß, dass Kriminelle sich auch in selbstfahrende Fahrzeuge hacken könnten.

Mit dem auf automatisiertes Fahren spezialisierten US-Technologiekonzern Aurora Innovation will Continental ein System für autonome Lkw entwickeln. Die Technik soll es Spediteuren und Flottenunternehmen in den USA ermöglichen, Sattelschlepper auf Highways ohne Fahrer rollen zu lassen. Dafür liefert Continental neben Sensoren, Steuerungsgeräten und Hochleistungsrechnern auch einen Teil der Software sowie ein Rückfallsystem. Das soll sicherstellen, dass ein Truck im Fall eines Ausfalls des Systems bis zur nächstmöglichen sicheren Halteposition weiterfährt, wie die beiden Unternehmen mitteilten. Zudem werde Continental die für den Aurora Driver zugelieferte Technik über die gesamte Nutzungsdauer betreuen. Der Produktionsstart werde 2027 erwartet.

Finanzielle Details der Allianz wurden nicht genannt. Die beiden Unternehmen vereinbarten eine Geschäftsbeziehung, bei der die gelieferte Technik nicht durch einen festen Betrag abgegolten wird, sondern Conti einen Anteil an den gefahrenen Kilometern bekommt, für die die Spediteure bezahlen. Ziel sei, Kunden ein skalierbares Fahrsystem bereitzustellen. Spediteure seien damit in der Lage, das Potenzial ihrer Fahrzeugflotten besser auszuschöpfen, da die autonomen Lastwagen im Gegensatz zu solchen mit einem Fahrer an Bord keine Pause einlegen müssen.

Die Unterbrechung der Aktionärsversammlung nannte DSW-Vertreter Alexander Vietinghoff-Scheel ein Desaster. Er habe vorsorglich Widerspruch gegen die Hauptversammlung eingelegt und behalte sich rechtliche Schritte vor, sagte der Rechtsanwalt. Auch die Schutzvereinigung der Kapitalanleger (SdK) legte Widerspruch zu allen Tagesordnungspunkten ein.

(Bericht von Jan C. Schwartz, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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