Heiko Böhmer: Gold-Perspektiven: So hoch steigt der Preis

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: FabreGov/Shutterstock.com

Gold ist bislang einer der Gewinner 2023: Der Preis für das Edelmetall ist seit Jahresanfang um knapp sieben Prozent gestiegen. In den kommenden Wochen könnte es beim Gold noch einmal besonders spannend werden. Sollte es keine Einigung im Schuldenstreit in den USA geben, dürfte das für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgen. Und wenn eine Anlageklasse regelmäßig von Turbulenzen profitiert, dann ist es Gold.

Weiter positiv gestimmt für die Entwicklung beim Gold ist auch Ronald Peter Stöferle, einer der großen globalen Goldexperten. In dieser Woche ist die jährliche Ausgabe seiner Studie „In gold we trust“ erschienen. Mit dem Titel „Showdown“ ist die Richtung schon vorgegeben.

Das ist ohne Übertreibung ein wirkliches globales Standardwerk, wenn es um aktuelle Einschätzungen zum Goldmarkt geht. Stöferle und sein Team sind mit dieser Studie schon seit 2007 am Markt. Zudem ist Stöferle auch als Manager von Aktienfonds im Bereich Edelmetalle und Edelmetallaktien aktiv.

Dabei spart Stöferle nicht mit Kritik am Edelmetall und seinem oft schwer zu durchschauenden Markt. Doch seine Grundthese ist seit Jahren nahezu unverändert. In einem Umfeld stetig steigender Schulden ist Gold ein Rettungsanker in stürmischer See. Schaut man beispielweise auf die Goldpreisentwicklung seit der Jahrtausendwende, dann hat der Goldpreis seitdem eine überdurchschnittliche Jahresrendite von immerhin 8,6 Prozent in US-Dollar erzielt. Globale Aktien, gemessen am MSCI World Index in Dollar, rangieren mit einer Jahresrendite von knapp acht Prozent dahinter.

Und bei der Betrachtung von breit diversifizierten Depots fällt schon auf, wie viele Investoren doch zumindest auf eine Goldbeimischung setzen. Tatsächlich kann es für nahezu jeden Investor sinnvoll sein, einen Goldanteil von bis zu 10 Prozent beizumischen.

Doch was sind denn die wichtigsten Thesen im diesjährigen Report?

So werden nach Ansicht Stöferles die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung erst noch wirksam werden. Der Faktor Zeit wird hinsichtlich der Auswirkungen der Zinserhöhungen deutlich unterschätzt. In Anbetracht der bedenklichen Verschuldungslage vieler Industriestaaten und der rasanten geldpolitischen Straffung allen voran in den USA erwartet der Autor in den kommenden 12 Monaten eine Rezession und einen geldpolitischen Showdown.

Aufgrund der zunehmenden Fragilität von Banken, Realwirtschaft und Finanzmärkten wird es angesichts der sich abschwächenden Konjunktur und der weiterhin deutlich zu hohen Kerninflationsraten zum geldpolitischen Showdown kommen.

Eine Abkehr von der restriktiven Geldpolitik hätte weitreichende Folgen für die Inflation, das ohnehin bereits angegriffene Vertrauen in die Zentralbanken und den Goldpreis. Dazu sieht Stöferle zwar kurzfristig fallende, jedoch mittelfristig wieder steigende Inflationsraten. Auch wenn die Teuerungsraten in den USA und der Eurozone zuletzt gefallen sind, geht er davon aus, dass eine weitere Inflationswelle folgen wird und uns das Umfeld der von uns im Vorjahr thematisierten „Stagflation 2.0“ begleiten wird.

Säkulare Entwicklungen wie z. B. Demographie, der vermehrte Fokus auf Fiskalpolitik, Greenflation, De-Globalisierung und die globale Aufrüstung sprechen für ein strukturell – und nicht bloß vorübergehend – inflationäres Umfeld mit hoher Volatilität der Teuerungsraten und womöglich mehreren Inflationswellen.

Beim Gold sind neue Allzeit-Hochs in Sicht

Basierend auf der Annahme einer eintretenden Rezession hält Stöferle neue Allzeit-Hochs des Goldpreises in US-Dollar und Kurse von 2.300 bis 2.400 Dollar innerhalb von 12 Monaten für wahrscheinlich. Am Dekaden-Kursziel für 2030 von 4.800 Dollar hält er vor dem Hintergrund der geldpolitischen, geopolitischen und fiskalpolitischen Situation weiterhin fest. Das ist definitiv eine extreme Prognose für einen Zeitraum von weniger als sieben Jahren.

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