Stefan Riße

Aussetzung der US-Schuldenbremse wird zur monetären Belastung

Acatis · Uhr
Quelle: ungvar/Shutterstock.com

Ein weiteres Mal wurde mit der Aussetzung der Schuldenobergrenze quasi in letzter Minute eine Zahlungsunfähigkeit der USA abgewendet. Zwar hatte es Streit um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze in der Geschichte schon mehrmals gegeben.

Am Ende war die Aufregung überflüssig gewesen, aber wohl noch nie standen sich Republikaner und Demokraten so unversöhnlich gegenüber wie heute. Und da der Kongress in republikanischer Hand ist, war die Angst groß, dass die immer noch stark von Donald Trump dominierte Partei das Land ins Chaos stürzen würde.

Kreditwürdigkeit der USA war auf dem Niveau von Kolumbien

Die Märkte brachte diese Angst unter Stress, zumindest die Märkte, die direkt von einer Pleite der USA betroffen gewesen wären. Das waren vor allem US-Staatsanleihen mit kurzfristiger Laufzeit, die sogenannten T-Bills. Kreditversicherungen, die so genannten Credit Default Swap (CDS), kosteten so viel wie die auf Staatspapiere von Kolumbien.

Die Aktienmärkte hielten sich vor dem Hintergrund dieser Gefahr ziemlich gut. Das lag wahrscheinlich vor allem daran, dass das Erreichen der anstehenden Schuldenobergrenze schon lange im Voraus diskutiert wurde und die Anleger sich dementsprechend positionierten. Die Stimmung war messbar äußerst negativ im Vorfeld. Vermehrte Absicherungen sind in einem solchen Marktumfeld üblich und verhindern dann den Kursrutsch. Wer abgesichert ist, muss nicht verkaufen.

Aussetzung der Schuldenbremse wird jetzt zur monetären Belastung

Da die Aktienmärkte nicht wirklich unter Druck geraten waren, fiel auch die Erholungsrallye sehr verhalten aus. Anders sah es bei den T-Bills aus. Hier fielen die Zinsen wieder und die CDS gingen zurück auf Ihr ursprüngliches Niveau, angemessen einem Land, dass in seiner Geschichte noch jede Staatsanleihe bedient hat. Ist damit nun der Weg frei für einen weiteren Aktienaufschwung in den nächsten Monaten?

Wahrscheinlich eher nicht. Man muss zwar vorsichtig sein in diesem Jahr, dass bereits jetzt deutlich besser lief, als die monetäre Situation es eigentlich erwarten ließ. Die Aktien hatten möglicherweise in den vergangenen Wochen aber auch deshalb Rückenwind, weil das US-Schatzamt Monate lang keine neuen Anleihen ausgegeben hatte.

Wir kennen ja die Operationen Quantitative Easing und Quantitative Tightening der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Oft habe ich hier darüber geschrieben. Aber die US-Notenbank ist ja nicht die Einzige, die Anleihen kauft oder verkauft. Um seine nicht geringen Schuldenberge zu finanzieren und zu refinanzieren, begibt auch das Schatzamt in den USA (Treasury) permanent neue Anleihen, und da die Verschuldung wächst, begibt sie auch mehr Anleihen als sie tilgt.

In den letzten Monaten hatte sie die Anleiheemissionen aber komplett eingestellt, weil sie sonst die Schuldenobergrenze viel früher erreicht hätte. Stattdessen wurden die Reserven des Schatzamtes bei der Fed fast komplett aufgebraucht.

Die Folge ist, dass in den nächsten Wochen US-Staatsanleihen im Wert von mehreren 100 Milliarden US-Dollar begeben werden. Geplant sind im ersten Schwung Anleihen im Wert von 170 Milliarden US-Dollar. Damit zieht die Fed natürlich Liquidität aus dem Markt, genauso wie, wenn die Notenbank Anleihen aus ihrer Bilanz verkauft. Auch hier laufen die Operationen in einem Volumen von 95 Milliarden US-Dollar monatlich selbstverständlich weiter.

Dies könnte für die Aktienmärkte eine Belastung darstellen, mit der heute noch niemand so richtig rechnet. Die Stimmung hat sich zudem gebessert, hier und da sind Optimisten zu vernehmen, was einen Kursrutsch ebenfalls wahrscheinlicher macht.

Ob dieser bereits eingesetzt hat, bleibt abzuwarten, denn noch immer versuchen viele Anleger auf fallende Kurse zu spekulieren. Sie treiben diese dann durch Ihre Rückkäufe weiter nach oben, wenn der Markt nicht fallen will. Das kann auch noch weitergehen, weil niemand sagen kann, wann die Shortseller aufgeben.

Aber eines ist auch klar. Eine solche Liquiditätseinengung wie zuletzt hat früher oder später noch immer negative Folgen für den Aktienmarkt gehabt.

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