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Inflation: Wichtiger Wachstumsmotor

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Ohne sie kommt eine Wirtschaft nicht ins Laufen: die Inflation. Voraussetzung ist aber das richtige Maß. Warum das so ist, erfährst du hier.

Quelle: Onvista

Je höher sie ist, umso enger wird es finanziell: Die Inflation. Sie wird für Deutschland vom Statistischen Bundesamt (Destatis) berechnet, und bezeichnet die Verteuerung von Waren und Dienstleistungen auf breiter Front gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Diese Inflationsrate – auch Teuerungsrate genannt – wird monatlich gemessen und verändert sich ständig. Im Juni lag sie hierzulande bei 6,4 Prozent und damit deutlich höher als noch vor zwei Jahren: damals betrug die Inflationsrate 2,3 Prozent.

Die Folgen einer erhöhten Inflation spürst du direkt: Deine Kaufkraft sinkt, weil du Waren jetzt teurer einkaufen musst. Grund hierfür ist oft ein verknapptes Angebot von Gütern und Dienstleistungen. Der Hauptgrund für die aktuell hohe Inflation ist allerdings ganz klar die ultralockere Geldpolitik der vergangenen Dekade. Aber auch geopolitische Unruhen – wie aktuell der Krieg in der Ukraine – und damit einhergehende Sanktionen, Regulierungen und Beschränkungen, gestiegene Produktionskosten oder eine hohe Staatsverschuldung können eine Inflation auslösen oder beschleunigen. Besonders deutlich ist dies in den letzten Monaten bei Energiepreisen und Lebensmitteln geworden. Die Preise für viele Produkte haben hier mitunter deutlich angezogen, etwa für Strom, Speiseöl oder Fleisch.

Warenkorb als Indikator

Um die Inflationsrate in Deutschland zu berechnen, legt das Bundesamt für Statistik einen fiktiven Warenkorb zugrunde, der aus rund 700 Produkten und Dienstleistungen besteht, deren einzelne Preise Schwankungen unterliegen. Dieser soll den Konsum eines durchschnittlichen Privathaushalts repräsentieren und umfasst Alltagsprodukte wie Lebensmittel, Energie und Zeitschriften, langfristige Gebrauchsgüter wie Kleidung, Elektronik-Artikel und Autos, sowie Dienstleistungen wie Versicherungen, Club-Mitgliedschaften, Bildung, Reisen oder Miete.

Der Wert des gesamten Warenkorbs wird ermittelt und als sogenannter Verbraucherpreisindex (VPI) abgebildet. Die Differenz gegenüber der letzten Messung – etwa dem Vormonat – zeigt die Teuerungs- oder Inflationsrate auf. Der Verbraucherpreisindex misst insofern auch die Geldwertstabilität. Steigt das Preisniveau in der Breite – sprich allgemein – und nicht nur bei vereinzelten Gütern und Dienstleistungen, spricht man von anziehender Inflation. Sinkt es hingegen anhaltend, wird dies als Deflation bezeichnet: der Wert des Geldes steigt. Auch in der EU gibt es einen Verbraucherpreisindex, der die Kaufkraft für die Verbraucher der Gemeinschaft aufzeigt und nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert: der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI).

Vor- und Nachteile einer Inflation

Natürlich ist es als Verbraucher ärgerlich, wenn die Preise steigen. Auf der anderen Seite ist die Inflation für Wirtschaftswachstum aber unverzichtbar. Würden die Preise nur sinken und die Inflationsrate unter 0 Prozent fallen – was im Fachjargon als Deflation bezeichnet wird – führt dies dazu, dass die Wirtschaft schrumpft. Denn dann haben Unternehmen weniger Aussicht auf Gewinn und würden in der Konsequenz auch weniger in das jeweilige Geschäft und Personal investieren. Parallel dazu erhöht sich bei einer Deflation der reale Wert von Schulden. Auf der anderen Seite führt eine gemäßigte Inflation dazu, dass der Konsum angekurbelt wird, was der Wirtschaft zugutekommt. Das kannst du wahrscheinlich auch bei dir selbst beobachten.

Wenn du erwartest, dass einige Dinge bald teurer werden, ziehst du einen Kauf womöglich vor, um noch zu ‚sparen‘ oder den Geldwert zu erhalten. Eine leichte Inflation ist insofern positiv, weil sie dich zum Kaufen animiert und dadurch die Wirtschaft ankurbelt. Zu hoch darf sie aber nicht sein. Denn wenn sich die Preise zu stark verteuern, wirst du dein Konsumverhalten wahrscheinlich einschränken und dich mit größeren Ausgaben zurückhalten. Zumal auch deine Ersparnisse in einem derartigen Szenario an Wert verlieren. Im Hinblick auf die Inflation besonders wichtig ist – wie bei so vielem – das richtige Maß. Als ideal gilt eine Inflation von rund 2 Prozent, welche auch die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) mittelfristig wieder anstreben.

Dieser Wert gilt Ökonomen als optimale Voraussetzung, um eine Volkswirtschaft am Laufen zu halten und stabiles und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. Um die Höhe der Inflation zu beeinflussen, setzen die Notenbanker auf das Mittel von Zinserhöhungen oder -senkungen. Staaten und Zentralbanken haben verschiedene Möglichkeiten, um die Höhe der Inflation zu beeinflussen. Die effektivste und gängigste Methode ist dabei die Zinspolitik, über die Währungshüter die Inflation in die eine oder andere Richtung regulieren, bzw. abmildern können. Dabei gilt: Eine Zinserhöhung dient dazu, die Inflation zu senken, weil sie die gesamtwirtschaftliche (Konsum-)Nachfrage ausbremst und zum Sparen animiert. Dies wird als restriktive Geldpolitik bezeichnet. Das Gegenteil – sprich das Senken von Leitzinsen – bezeichnet man als expansive Geldpolitik.

Gut zu wissen:

Neben der tatsächlichen Inflation gibt es auch noch eine gefühlte Inflation. Und die lag zuletzt bei rund 18 Prozent – und damit fast drei Mal höher als die reelle, wie der Kreditversicherer Allianz Trade ermittelt hat. Falls Du Deine tatsächliche Inflationsrate berechnen und diese mit der amtlichen vergleichen willst, kannst du dies unter anderem mit dem Inflationsrechner des Statistischen Bundesamts machen. Diesen findest du unter dem Link: https://service.destatis.de/inflationsrechner/.

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