Legalisierung in Deutschland

Lohnt ein Investment in den Cannabis-Sektor?

onvista · Uhr
Quelle: iQoncept

Seitdem im November 2018 die Cannabisblase geplatzt war, ging es steil bergab für die entsprechenden Unternehmen - viele Anleger haben hohe Verluste eingefahren und sind zu Recht frustriert.

Die Aktien des Marktführers Tilray sind vom Allzeithoch bei 148 USD um über 98 Prozent auf 2,63 USD eingebrochen. Andere Aktien aus dem Sektor notieren teils sogar im Cent Bereich.

Bodenbildung ermöglicht gutes Chancen/Risiko-Verhältnis

Der Abwärtstrend hat in diesem Jahr ein Ende genommen und die Bodenbildung ist potenziell abgeschlossen. So ergeben sich in Zukunft durch den weltweiten Umschwung der Cannabispolitik möglicherweise mehr Chancen als Risiken. 

Neben dem erhöhten Gebrauch von Cannabis für pharmazeutische Zwecke, entscheiden sich immer mehr Länder für verschiedenste Maßnahmen zur Freigabe zu Genusszwecken. Uruguay und einige US-Staaten erklärten bereits 2017 Cannabis für legal, 2018 folgte Kanada. Auch viele europäische Länder ebnen den Weg für liberalere Gesetze.

Legalisierung in Deutschland im Überblick

Seit der Verankerung zur Legalisierung im Koalitionsvertrag 2021 herrschte lange Stille. Doch jetzt geht die Umsetzung in die heiße Phase. Am vergangenen Mittwoch den 16.08.2023 hat das Bundeskabinett den finalen Gesetzesentwurf beschlossen. Er soll bis Ende 2023 in Kraft treten.

Die groben Eckpunkte (betreffen volljährige Personen):

- Besitz von bis zu 25 Gramm erlaubt

- Privater Anbau von bis zu drei Pflanzen

- gemeinsamer Anbau und Abgabe an Mitglieder in Vereinen

- Für Verschreibungen wird kein spezielles BtMG-Rezept mehr benötigt

In der zweiten Legalisierungsphase soll auch ein Gesetzt zum Test der Abgabe von Cannabisblüten in Modellregionen verabschiedet werden. Der Gesetztentwurf dazu ist jedoch noch in Planung.

Wie würden Cannabisunternehmen von den deutschen Plänen profitieren?

Die vereinfachte Verschreibung auf Rezept sollte zu einer Nachfragesteigerung sämtlicher medizinischer Cannabisprodukte wie Blüten, Extrakte oder Kapseln führen.

Die Anbauvereine sowie Privatanbauer werden Samen und Stecklinge benötigen.

Wenn im Zuge der Modellprojekte die Abgabe in lizensierten Fachgeschäften beschlossen wird, steigt auch die Nachfrage für nicht medizinisches Blütenmaterial. Dies würde die Anbaubedingungen vereinfachen.

Welche Unternehmen dominieren die Branche?

Aufgrund der frühen Legalisierung 2018 in Kanada wurden optimale Rahmenbedingungen für Unternehmen geschaffen. Allein die dortige Nachfrage beträgt 4,5 Mrd. CAD. Seitdem haben sich dort die Platzhirsche der Industrie etabliert.

Tilray

Wer in Cannabisaktien investieren möchte kommt um Tilray nicht herum. Der Pionier in Sachen Forschung und Anbau verfügt aktuell über eine Marktkapitalisierung in Höhe von 1,87 Mrd. USD. Im letzten Geschäftsjahr erbrachte Tilray einen Umsatz von 627,12 Mio. USD, was lediglich ein Rückgang von 0,19 Prozent zum Vorjahr ist.

Das Unternehmen vertreibt über 20 verschiedene Marken im Bereich des Medizinalhanfs in über 20 Ländern. Mit der Übernahme von HEXO im Juni baute Tilray seinen Marktanteil auf 13 Prozent aus.

Das Tochterunternehmen Aphria Rx besitzt Lizenzen zum Anbau innerhalb Deutschlands und somit optimale Lieferbedingungen für den europäischen Markt. Tilray ist somit der Early Bird, der mit der Umsetzung der deutschen Pläne als erstes vom Nachfrageanstieg profitieren könnte. 

Canopy Growth

Canopy Growth verfügt aktuell über eine Martkapitalisierung von 402,76 Mio. CAD. Der Umsatz im letzten Geschäftsjahr betrug 402,90 Mio. CAD, was ein Rückgang um 22,56 Prozent zum Vorjahr ist.

Der ehemals weltwertvollste Cannabis-Konzern produziert Blüten und Extrakte für medizinisxche Zwecke. Zudem ist Canopy Growth noch in der Herstellung von Hautpflegeprodukten und Hanftextilien tätig und verfügt somit über ein globales diversifiziertes Portfolio.

Mit der Übernahme der deutschen Firma Spectrum Therapeuthics nimmt es auch am deutschen Markt teil. Jedoch findet der Anbau in Kanada statt.

Aurora Cannabis

Der aktuelle Börsenwert von Aurora Cannabis liegt bei 264,53 Mio. CAD. Der Umsatz im letzten Geschäftsjahr betrug 233,29 Mio. CAD, was ein Rückgang um 4,88 Prozent zum Vorjahr ist.

Das Unternehmen bietet eine besonders breite Produktpalette von Blüten, Softgels, Ölen und Pulver an.

Um Kosten zu senken musste das Unternehmen seine Fabrik in Dänemark schließen und die gesamte Produktion nach Kanada verlegen. Somit hat Auroa kein direktes Vertriebsnetz mehr in Europa. Aktuell nimmt es auch nicht am Vertrieb von Cannabispharmazie in Deutschland teil.

Fazit

In der Vergangenheit haben die Cannabisunternehmen die Anleger immer wieder mit Prognoseverfehlungen und hohen Verlusten enttäuscht. Zurzeit befindet sich der Markt von Cannabisprodukten für medizinische Verwendung sowie Genusszwecke in einer Konsolidierung.

Doch das Wachstumspotential ist groß. Wer von der zukünftigen Entwicklung der Branche profitieren möchte kann seinem Portfolie entsprechende Werte beimischen.

Wem das Investment in die Einzelwerte zu spekulativ ist kann auch auf einen Cannabis-ETF setzen. Zur Zeit gibt es zwei Cannabis-ETFs:

Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF (ISIN: IE00BJXRZ273)

Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF (IE00BG5J1M21)

Hinweis: Die Legalisierung soll nicht zur Verharmlosung des Konsums beitragen. Lauterbach sagte dazu: "Niemand darf das Gesetz missverstehen. Cannabiskonsum wird legalisiert. Gefährlich bleibt er trotzdem.

(Mit Material von dpa-AFX)

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